Die Verantwortlichen des Projekts beim Spatenstich. Mit weißem Helm: Oberbürgermeister Matthias Knecht. Foto: /Simon Granville

Das Millionenprojekt BZW geht in die nächste Phase. Beim offiziellen Spatenstich kommt die Stadt auch mit Anwohnern ins Gespräch. Viele davon sind sich einig, was sie über den Neubau denken und haben einen Vorschlag für die kommenden Jahre.

Helm aufgesetzt, Schaufel in die Erde: Mit dem Spatenstich geht das 200 Millionen Euro schwere Bauprojekt Bildungszentrum West am Mittwochabend offiziell los – ein dreiteiliger Neubau, in dem das Otto-Hahn-Gymnasium, die Gottlieb-Daimler-Realschule, eine Mensa und die Stadtteilbibliothek untergebracht werden.

Die vorbereitenden Maßnahmen sind abgeschlossen, die Grube ist voraussichtlich Mitte November fertig ausgehoben. Von einem Jahrhundertprojekt spricht der Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht, von ,,einem Ort, an dem junge Menschen ihre Talente entfalten und Persönlichkeiten entwickeln können“ der Architekt Albrecht Randecker.

Vorschlag, Schülerlotsen einzusetzen

Viele Anwohner stimmen dem zu. Klar, da gibt es die Beschwerde, dass sich viele Bürger nicht daran halten, dass man in der Kaiserstraße derzeit nur in eine Richtung fahren darf und einen Vorschlag. Schullotsen, die zu Unterrichtsbeginn darauf achten, dass bei dem Verkehr auf der Baustelle jedes Kind sicher in die Klasse kommt.

Im August 2023 wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen. Ein Teil der Stadtbibliothek sowie Hausmeisterwohnungen wurden abgerissen. Foto: Simon Granville

Aber ansonsten? ,,Es ist die einzige Lösung“, sagt eine Anwohnerin und Mutter, die gerne anonym bleiben möchte. Schon allein ,,für die Gesundheit der Kinder“ sei der Neubau wichtig. Sie spricht damit auch den Grund für das Millionenprojekt an. Die Gebäude aus den 1970er-Jahren sind mit Schadstoffen belastet. Zurzeit kann der Unterricht stattfinden, eine Dauerlösung ist das aber nicht. Auch mit einer Generalsanierung hätte man das Problem nicht beseitigt.

Lärm und Staub sind belastend für Anwohner und Schüler

Selbst wenn ihre Tochter später nicht eine der weiterführenden Schulen besucht – die Anwohnerin und Mutter findet das Projekt gut, auch für die kommenden Generationen. Wobei der Lärm und Staub ,,teilweise wirklich übel“ wären. Sie erzählt von einer abgebrochenen Fahrradtour, weil in der Luft, der Staub stand und ihre Tochter von lautem Wummern, wenn man das Fenster vom Klassenzimmer öffnet. Die Grundschülerin sagt, in der Pause sei das Geräusch teilweise so laut, dass man sich anschreien müsse. Matthias Knecht weiß, mit welchen Strapazen das Bauprojekt für Anwohner verbunden ist. ,,Die Tiefbauvorbereitung war laut und störend.“ Gerade deshalb will man am Tag des Spatenstichs auch mit Anwohnern ins Gespräch kommen.

Gut informiert würde sie sich fühlen, erzählt eine junge Familie und schenkt man Matthias Knecht Glauben, soll das auch so bleiben. Geplant sind regelmäßige Baustellenbesuche, ein Online-Baustellentagebuch und ein Newsletter, in den sich jeder weiterhin eintragen können. Bei einem Rundgang können Besucher von oben einen Blick in die Grube werden. An der Wand hängen Pläne, die das dreiteilige Gebäude aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen. Im Gespräch mit Projektleiter Horst Fischer werden offene Fragen geklärt. Was sind das für Rohre, die verlegt wurden (die Lüftungsanlage für den Neubau), wie wird später geheizt (mit Fernwärme), und woher kam dieses kreischende Geräusch in den Ferien (von den Pfählen, die im Boden verankert wurden).

Im Februar 2023 begannen die ersten Bauarbeiten. Manche Bäume wurden gefällt, andere umgepflanzt. Foto: Simon Granville

8000 Quadratmeter größer als die Bestandsgebäude wird der Neubau sein und damit genug Platz bieten für mehr Schüler und die Umsetzung des Ganztagesangebots. Die Planung ist so angelegt, dass die Kinder und Jugendlichen nach und nach umziehen und nicht in Containern unterrichtet werden müssen. Dafür rückt der Neubau ein Stück näher an die Kaiserstraße.

Beim Bau wird auf Nachhaltigkeit geachtet

An diesem Abend fallen häufig Stichpunkte wie Holzhybridbauweise, höchste Gebäudeklasse und naturbelassene Materialien. Auf allen Dächern sollen Photovoltaik-Anlagen installiert werden, ein Großteil der Gebäude soll aus Holz sein . „Der Neubau ermöglicht es – durch den Einsatz regenerativer Energien und eine gute Planung – rund zehn Prozent der jährlichen wärmebedingten CO2-Emissionen aller städtischen Gebäude einzusparen“, sagt Baubürgermeisterin Andrea Schwarz.

200 Millionen Euro – das ist eine stattliche Summe in einer Zeit, in der die Stadt zum Sparen angehalten ist. Aber, eines wird man nicht müde zu betonen an diesem Abend: „Der Bau ist alternativlos“, sagt Knecht.