Egal, wie die Bundestagswahl ausgeht – für die Ludwigsburger Energieagentur Lea führt an der Wärmepumpe kein Weg mehr vorbei. Heizen mit Gas wird immer teurer.
Als Sarah Haase kürzlich in Freiberg am Neckar zum Vortragsabend mit dem Wärmepumpen-Papst Marek Miara kam, rieb sich die Expertin der Ludwigsburger Energieagentur Lea die Augen. Fast 700 Gäste waren ins Prisma gekommen. Es ging um die Wärmeversorgung – wer gedacht hatte, nach der Aufregung um das so genannte Heizungsgesetz wäre es ruhig um den vermeintlichen politischen Rohrkrepierer geworden, sah sich getäuscht. Woher rührt das Interesse?
Den neuen Hype um Wärmepumpen kann sich Sarah Haase, Lea-Bereichsleiterin für Gebäude und Anlagentechnik, durchaus erklären. „Die Verunsicherung ist groß – viele Eigentümer fragen sich, ob sie jetzt noch investieren sollen und Förderungen mitnehmen können.“ Immerhin fördert der Bund den Einbau von Wärmepumpen noch mit mindestens 30 Prozent und durch Boni mit bis zu 70 Prozent. Das Förderprogramm könnte laut Haase auch bei einem politischen Umschwung noch weiterlaufen – das Finanzministerium habe für das laufende Jahr 45 Prozent der Mittel aus dem Haushalt freigegeben.
Mit Erdgas zu heizen – das werde in den kommenden Jahren möglicherweise schneller als gedacht erheblich teurer, warnt Sarah Haase. Dafür sorgten nicht nur immer höhere Preise oder CO2-Abgaben, sondern auch stark steigende Netzentgelte bis zum Verbot der fossilen Verbrennung im Jahr 2045. „Immer weniger Verbraucher werden im Laufe der Zeit Gas nutzen – dadurch müssen sich immer weniger Gaskunden die Kosten für das Netz teilen, das auch noch rückgebaut wird.“
Im Ergebnis müssten die Netzbetreiber die Abschreibungen für die Leitungen schneller erwirtschaften – und die Gaskunden zur Kasse bitten, damit sie im Jahr 2044 in Summe nicht auf Milliardenwerten in der Restamortisierung sitzen bleiben. Im schlechtesten Fall müssten sogar Kommunen für ihre Stadtwerke die Last tragen – das wollten sie natürlich vermeiden, erklärt Haase. So seien bereits im Jahr 2025 Preissteigerungen um bis zu 50 Prozent zu erwarten, auch im Kreis Ludwigsburg: „Schon in fünf Jahren wird es richtig teuer, mit Gas zu heizen.“
Wie lange eine Gasheizung noch betrieben werden könne, hänge nicht nur von deren technischem Zustand ab, sondern auch von der Rentabilität, so Haase. Und so müssten Verbraucher mit spitzem Bleistift rechnen. Die Bereitschaft, auch im Altbestand umzurüsten, sei in den vergangenen Jahren gestiegen, nachdem noch viele Wärmepumpen-Hersteller vor etwa zwei bis drei Jahren – auch wegen der massiven Kritik an den Heizungsgesetzen – insolvent wurden: „Es gab viele Vorbehalte, weil zum Teil Mythen kursierten, wie etwa, dass sich Wärmepumpen nur lohnten, wenn es eine Fußbodenheizung gäbe.“
Die Entwicklung der Technik sei aber inzwischen weitergegangen, weiß die Lea-Beraterin Haase. Längst schon könnten auch in Mehrfamilienhäusern mit Etagenheizungen einzelne Wohnungseigentümer ein dezentrales System errichten. „Das hat den Vorteil, dass eigentlich jeder selbst entscheiden kann, welche Lösung er für seine Wohnung bevorzugt.“ Insbesondere Klima-Split-Geräte, die mit geringem Stromaufwand im Sommer Kühle und im Winter Wärme aus der Außenluft umwandelten, böten eine Lösung.
Wie ist es aber, wenn eine Wohneigentumsgemeinschaft (WEG) in einem Mehrfamilienhaus sich darauf einigen muss, was nach der Gasheizung kommt? Welche Spielregeln gelten? Nicht immer sind sich die Eigentümer in solchen Häusern einig, ob sie für den Anschluss an die Fernwärme viel Geld für Umbauten in die Hand nehmen wollen. Der Gesetzgeber hat ein Verfahren zur Entscheidung in WEG vorgeschrieben. Klarheit in der Sache dürfte angesichts stark steigender Gaspreise dringlicher werden – vor allem dann, wenn die Kommunale Wärmeplanung und der Fernwärmeanschluss stocken.
Wann lohnt eine Wärmepumpe?
Kosten Für ein Standardhaus kostet eine Anlage samt Installation in Deutschland ungefähr 25 000 bis 35 000 Euro. Die Wärmepumpengeräte sind nicht so teuer, es gibt große Preisunterschiede. Viele potenzielle Kunden schrecken wegen hoher Installationskosten zurück.
Altbau
Man muss den geeigneten Installateur finden, sagt der Experte Marek Miara vom Fraunhofer-Institut. Lange konnten Wärmepumpen nur 55 Grad Celsius erreichen, heute schaffen sie problemlos bis zu 75 Grad. Auch ein Altbau wird also warm, aber je höher die Vorlauftemperaturen der Wärmepumpe sein müssen, desto schlechter wird die Effizienz. In Mehrfamilienhäuser verliere man wegen der langen Rohre viel Wärme im Wasser – entweder man brauche eine hohe Vorlauftemperatur oder eine dezentrale Lösung.
Dämmung
Eine Dämmung und eine PV-Anlage sind laut Miara sinnvoll, aber nicht unbedingt Voraussetzung für Einfamilienhäuser. Es komme darauf an, die richtige Wärmepumpe zu finden. Meistens seien Luft-Wasser-Wärmepumpen sinnvoll, denn sie seien beim Kauf günstiger als die teureren, effizienteren Erdwärmepumpen. Die Schallbelastung halte sich auch in Grenzen.