Nach dem tödlichen Autorennen auf der Schwieberdinger Straße wird die Stadt Ludwigsburg aktiv: Mobile Blitzer sollen Raser stoppen. Hilft Tempo 40?
Die Rufe, gegen Raser vorzugehen, sind nach dem tragischen Unfall auf der Schwieberdinger Straße zuletzt immer lauter geworden. Jetzt sollen kurzfristig aufgestellte mobile Messanlagen die Lage einstweilen entschärfen. Das kündigte die Ludwigsburger Stadtverwaltung am Montag an. Zum Einsatz kommen sollen unter anderem sogenannte Enforcement-Trailer. Das sind Blitzer, die auf einem Anhänger an verschiedenen Stellen postiert werden können.
Nicht erst seit dem Autorennen am 20. März und dem Tod von zwei jungen Frauen fordern Kritiker auf der Schwieberdinger Straße in Ludwigsburg Messanlagen und ein niedrigeres Tempo. Zuletzt hatte der Bürgerverein Weststadt und Pflugfelden sich an die Öffentlichkeit gewandt und für Tempo 40 plädiert.
Außerdem fordert der Verein mit seinen 170 Mitgliedern zwei feste stationäre Blitzanlagen auf Höhe von Burger King und Kaufland innerhalb von spätestens drei Monaten. „Wir hören auf dem Kaufland-Parkplatz nachts immer wieder quietschende Reifen – es gibt da Poser-Wettbewerbe“, sagt Hans Ulrich Jordan, Vorsitzender des Vereins entgegen der Einschätzung der Polizei, wonach es keine gefestigte Poser-Szene gebe.
Rasern bietet sich eine gerade Strecke von 1,5 Kilometern
Frustriert äußerte sich Hans Ulrich Jordan über die bisherige Haltung der Stadt, die eine Tempo 40-Regelung auf der Schwieberdinger Straße ablehne: „Wir sind da schon seit 20 Jahren dran und erhalten die abstrusesten Begründungen.“ Rasern biete sich auf einer Strecke von 1,5 Kilometern eine gerade Strecke ohne Geschwindigkeitskontrolle. Tempo 40 würde sicherlich etwas bringen, „komischerweise geht das auf der Friedrichstraße alles.“
Auf den Vorschlag des Bürgervereins reagiert die Ludwigsburger Stadtverwaltung keinesfalls ablehnend. „Wir stehen Tempo-Reduzierungen grundsätzlich offen gegenüber“, sagt eine Sprecherin des Oberbürgermeisters Matthias Knecht. Unabhängig von dem Unfall in der Schwieberdinger Straße gebe es Überlegungen, Geschwindigkeitsreduzierungen an Hauptverkehrsstraßen vorzunehmen – dabei müssten aber Rechtsvorschriften beachtet werden. Die Stadtverwaltung wolle nach Abschluss der Ermittlungen Vorschläge in die politische Diskussion einbringen.
Und wie geht es konkret an der Schwieberdinger Straße weiter? „Die Abstimmung mit der Polizei, welche Maßnahmen sinnvoll sind, laufen bereits“, sagt die Sprecherin. Im Fokus stünden aber nicht nur die Unfallstelle, sondern auch andere vergleichbare Straßen und Straßenabschnitte. „Neben einer neuen Geschwindigkeitsüberwachungsanlage haben wir auch die Möglichkeit von mobilen Kontrollen oder Kontrollen mit unseren Enforcement-Trailern.“
Der einzige stationäre Blitzer an der Straße erfasst wenige Vergehen
Ob mobile Blitzgeräten allerdings ausreichen, um den Verkehr auf der Ausfallstraße in Richtung Autobahn 81 in Schach zu halten, ist die Frage. Die Messgeräte auf Anhängern sind relativ leicht am Straßenrand zu erkennen. Und auch der bisher einzige innerstädtische stationäre Blitzer an der Schwieberdinger Straße an der Kreuzung mit der Schlieffenstraße hat mit 0,08 Prozent aller erfassten Autofahrten eine niedrige Übertretungsquote.
Für Hans Ulrich Jordan bleibt Tempo 40 auf der Schwieberdinger Straße das Gebot der Stunde. „Früher hat man uns gesagt, dass Tempo 50 bleiben müsse, weil es einen Umleitungsverkehr zwischen den Autobahnanschlussstellen Ludwigsburg-Nord und -Süd gebe.“ Dies sei aber wegen der Westrandstraße nicht mehr nötig. Rechne man mit einer maximalen Übertretung von 20 Stundenkilometern, die viele Autofahrer illegalerweise in Kauf nähmen, würde sich der Spielraum verkleinern und von 70 auf 60 Stundenkilometer reduzieren.
Ins Bild passt laut Jordan auch das Verhalten vieler Autofahrer an der Kreuzung Schwieberdinger Straße/Saarstraße, die noch bei Rot weiterführen und damit Fußgänger akut gefährdeten. Dagegen helfe nur eine Rotlichtüberwachung.