Ludwigsburgs Gemeinderat beschließt die Umstrukturierung der Verwaltung. Sechs Fachbereiche machen dicht und eine Bürgermeisterstelle fällt weg. Kritische Stimmen sind kaum zu hören.
Der Plan steht seit Längerem fest, am vergangenen Mittwoch hat auch der Ludwigsburger Gemeinderat zugestimmt: Die Stadtverwaltung wird bis 2027 umgebaut und verkleinert. Die Anzahl der Fachbereiche verringert sich, dazu wird entweder Andrea Schwarz oder Sebastian Mannl einen Bürgermeisterposten verlieren. Durch die wegfallenden Stellen sollen jährlich bis zu 1,8 Millionen Euro gespart werden.
Unter den Stadträten gibt es einige wenige kritische Stimmen – gerade was die Funktionsfähigkeit der Verwaltung angeht. Trotzdem stimmen nahezu alle dem Vorschlag zu. Und auch die Stadtspitze demonstriert bei leisen Zwischentönen Einigkeit. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Sitzung im Überblick.
1. Die Reform hat es in sich
Kern des Umbaus ist die Zusammenlegung der beiden Dezernate „Lebensqualität, Infrastruktur und Service“ von Sebastian Mannl, und „Planen, Bauen, Liegenschaften“ unter Andrea Schwarz. Das hat nicht nur zur Folge, dass eine Bürgermeisterstelle wegfällt, sondern auch, dass sich die Zahl der Fachbereiche von 24 auf 18 verringert.
So werden etwa die Abteilungen „Kunst und Kultur“ und Sport zum neuen Fachbereich „Kultur und Sport“ zusammengelegt. Verschmolzen werden zudem die Bereiche „Sicherheit und Ordnung“ mit den „Bürgerdiensten“. Auch „Nachhaltige Mobilität“ und „Stadtplanung und Geoinformation“ sollen künftig ein gemeinsamer Fachbereich werden – außerdem wird die Wirtschaftsförderung in den Eigenbetrieb Tourismus und Events eingegliedert.
2. OB Knecht hält den Schritt für unumgänglich
Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht sprach im Gemeinderat von einem „schmerzhaften Schritt“. Er arbeite mit Mannl, Schwarz und Renate Schmetz gut zusammen, außerdem gebe es mehr als genug Arbeit. „Gleichzeitig wollen wir ein Zeichen setzen“, erklärte Knecht. „Einsparungen und Verschlankungen sind in diesen Zeiten alternativlos. Wir wollen sie nicht nur auf der unteren Ebene der Hierarchie umsetzen, sondern auch oben.“
Auch, dass die Umstrukturierung der Fachbereiche „Ängste, Fragezeichen und Zweifel“ auslöse, könne er verstehen. Sechs Fachbereichsleiter, deren Stellvertreter sowie zahlreiche Mitarbeiter würden ihre Stelle verlieren, auch viele andere städtische Angestellte müssten neue Aufgaben übernehmen. Die Arbeitsbelastung dürfe nicht zu sehr steigen.
Inhaltlich bemühte sich der OB, die aus seiner Sicht positiven Aspekte der Umstrukturierung zu betonen – etwa die Ausgliederung der Wirtschaftsförderung. Die gehe nicht einfach im Eigenbetrieb Tourismus und Events auf, „es entsteht ein neuer, innovativer Fachbereich Wirtschaft, Tourismus, Events“. Der OB erneuerte außerdem seine Zusage der „Ludwigsburger Garantie“ – betriebsbedingte Kündigungen werde es keine geben.
3. Mannl und Schwarz demonstrieren Geschlossenheit
Die prominentesten Betroffenen der Umstrukturierung sind Baubürgermeisterin Schwarz und Infrastruktur-Bürgermeister Mannl. Sie unterstützten am Mittwoch die Konsolidierung. „Wir sind überzeugt davon, dass kein Weg daran vorbeiführt“, sagte Andrea Schwarz über den Wegfall einer Bürgermeisterstelle. „Wir sind beide auf acht Jahre gewählt, deshalb ist eine freiwillige Lösung nötig. Und die braucht Zeit“, sagte Schwarz. „Bis dahin werden wir beide mit voller Überzeugung für Ludwigsburg arbeiten und zusammenhalten.“
Zurückhaltender äußerte sich Mannl, der betonte, dass es „Zeit und Führungsstärke“ brauche, die Angestellten in den Veränderungsprozess einzubinden. „Ich hoffe, dass es Verständnis für uns gibt, wenn auf diesem Weg manche Themen länger dauern werden.“ An die städtischen Gremien appellierte er: „Wir können das nur gemeinsam meistern. Ich werbe dafür, auf die große Stärke dieser Stadt zu setzen: Kompromisse finden.“
4. Der Gemeinderat hat Bedenken, stimmt aber zu
Grundsätzlich schlossen sich die Stadträte der Ansicht der Verwaltung an, dass die Kürzungen unvermeidbar seien. Die Maßnahmen wurden mit großer Mehrheit beschlossen. Kritisch sahen mehrere Stadträte etwa die Eingliederung der Wirtschaftsförderung in einen Eigenbetrieb. Es sei der „wichtigste Themenbereich überhaupt“, sagte etwa Klaus Herrmann (CDU). „Die Wirtschaftsförderung braucht weiterhin engen Kontakt zum Oberbürgermeister.“
Die AfD forderte statt der „Ludwigsburger Garantie“ einen umfassenden „Sozialplan“ – also Kündigungen. „Es braucht den Mut, zu priorisieren, und gezielt Leistungsträger auszuwählen“, erklärte Carina Kuhnke.
Einige Stadträte äußerten aber auch Bedenken, die Verwaltung könnte sich kaputt sparen. „Eine Stadtverwaltung funktioniert wie eine Computersoftware“, sagte SPD-Rat Nathanael Maier. „Wenn man zu sehr spart, wird es fehlerhaft.“ Dem schloss sich Christine Knoß von den Grünen an: „Es bleibt das Gefühl, dass wir auf manche Themen verzichten werden müssen. Wir dürfen nicht die Bürgernähe verlieren.“
5. So geht es weiter
Ein Problem soll schnell geklärt werden: Durch die Zusammenlegungen der Bereiche fallen Führungsrollen weg – wer die restlichen Leitungspositionen bekommt, soll bis Herbst feststehen. Die eigentliche Neustrukturierung verläuft dann in zwei Abschnitten, der erste bis zum 1. Januar 2026, der zweite bis zum 1. Januar 2027. In Letzterem fallen auch die Zusammenlegung der Dezernate sowie die Ausgliederung der Wirtschaftsförderung. „Auf uns kommen harte Zeiten zu“, sagte der Oberbürgermeister. „Aber wir werden handlungsfähig bleiben und die Herausforderungen meistern.“