Carmen Mühleisen und ihr Begleiter werden oft fotografiert. Foto: privat

Die Venezianische Messe beginnt am Freitag. Eine, die jedes Jahr mit Kostüm dabei ist, ist Carmen Mühleisen aus Marbach. Was sie daran so fasziniert.

Masken und Kostüme, Strass und Federn . . . Wenn Carmen Mühleisen über die Venezianische Messe spricht, dann leuchten ihre Augen noch mehr, als sie es ohnehin schon tun. Die farbenfrohe Kreativität des Spektakels hat die Marbacherin vom ersten Tag an fasziniert. Seither war sie jedes Mal dabei, fast immer kostümiert. „Es ist herrlich, köstlich! Wie verzaubert.“

Beim allerersten Mal, als die Venezianische Messe wieder ins Leben gerufen wurde, war Carmen Mühleisen als Zuschauerin dabei. Damals, es war 1993, stand sie mit ihren beiden kleinen Kindern am Straßenrand und beobachtete den bunten und noch recht kleinen Umzug. Für eine der nächsten Messe hatten ihr Sohn und ihre Tochter im Kindergarten Masken aus Pappmaché gebastelt und sagten: „Mama, du brauchst auch ein Kostüm.“

Nun kann Carmen Mühleisen vieles – nur nicht nähen. Aber irgendwie schaffte sie es und kreierte ihr Outfit aus einem schwarzen Kleid und einer Federboa. Im Laufe der Jahre kam so einiges dazu, unter anderem der Fächer aus knallroten Federn und ein riesiger gefiederter Kopfschmuck über der weißen Maske.

Carmen Mühleisen mit Begleitern auf der Venezianischen Messe. Foto: privat
Carmen Mühleisen liebt die Venezianische Messe. Foto: Aline Hawener-Mühleisen
Und es ist dieses Gefühl im Kostüm, hinter der Maske, das Carmen Mühleisen so fasziniert. „Du läufst nicht, du defilierst. Du sprichst nicht, du nickst.“ Alle Augen sind auf sie gerichtet. Sie sieht in ihnen Ehrfurcht, Bewunderung, Respekt und Wertschätzung. „Ich bekomme an diesen Tagen so viele schöne, lächelnde Gesichter geschenkt. Die Leute gucken, sie freuen sich.“

Diesmal ist sogar das Enkelkind mit auf der Venezianischen Messe

Die Venezianische Messe ist für die 64-Jährige ein Fest der Sinne, aber auch ein Fest für die Familie. Gemeinsam mit ihren Kindern ist sie in das Fest hineingewachsen. Ihr Mann Bernd ist nach anfänglicher Skepsis nun ebenfalls jedes Mal bei der Venezianischen Messe dabei. Diesmal wird die Familientradition weiter geführt: Carmen Mühleisens Enkeltochter, drei Monate alt, wird mit von der Partie sein. Wenn auch nicht in einem barocken Kostüm, aber in einem geschmückten Kinderwagen.

Das Fest der Sinne in Ludwigsburg zieht alle zwei Jahre Zehntausende Besucher an – sie kommen bei Weitem nicht nur aus der Umgebung. „Man hört dort alle Sprachen der Welt“, sagt Carmen Mühleisen. Sie hat Japaner getroffen, Franzosen, Schweizer. Letztere hätten sie gefragt, was sie dafür bekomme, mit Maske und Kostüm teilzunehmen. „Ein Glas Sekt“, lautete die ehrliche Antwort der Marbacherin. Die Schweizer konnten es nicht glauben.

Auch viele Venezianer kommen nach Ludwigsburg. Sie genießen das Fest, bei dem sie auf dem spätsommerlichen Marktplatz flanieren. In Venedig ist es zum Carnevale eisig kalt, aufgrund der Besuchermassen können die Kostümträger nur herumstehen und müssen sich zwischendurch immer wieder aufwärmen.

Carmen Mühleisens emotionalster Moment auf der Venezianischen Messe war, als der Leiter einer Blindengruppe sie fragte, ob seine Leute ihr Kostüm berühren dürfen, um die Veranstaltung auf ihre Art erleben zu können. Einer nach dem anderen betastete den Samtstoff des Kleides, die Form der Maske, die Siegelringe über ihren Handschuhen, die weichen Federn des Fächers. „Ich blickte in so liebevolle und dankbare Gesichter und mir sind hinter meiner Maske die Tränen geflossen.“

Was bei der Venezianischen Messe in Ludwigsburg geboten wird

Am Samstag, 7. September, und Sonntag, 8. September, erwartet die Besucher ab 14 Uhr auf verschiedenen Spielflächen ein abwechslungsreichen Programm:

  • Akrobatik
  • Musik
  • Schauspiel
  • Comedy
  • Stelzentheater
  • Tanz
  • Gesang

Diese Begegnungen, das Staunen der Menschen, sind es, die Carmen Mühleisen so faszinieren. Und manchmal wird es auch richtig lustig. Einmal zum Beispiel, als das kostümierte Paar zu später Stunde auf dem Heimweg noch in einem asiatischen Imbiss etwas bestellen wollte. Der Mann an der Kasse geriet völlig in Panik, „er dachte, wir wollen ihn überfallen und ausrauben“, berichtet Carmen Mühleisen lachend: „Da haben wir die Masken abgenommen.“