Der große Ansturm auf die Kanus bleibt aus. Genug Zeit für den Vorsitzenden Philipp Munz, sich um andere Tätigkeiten zu kümmern. Foto: Roberto Bulgrin Foto:  

Nach den jüngsten Lockerungen kommt wieder Bewegung in den Breitensport – doch die Hygienevorschriften bremsen die Euphorie. Auch die Kanu-Vereinigung Esslingen sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert.

Esslingen - Die Corona-Krise hat auch Hobbysportler hart getroffen. Das Fußballtraining, die Tennisstunde oder die Kanufahrt mussten ausfallen. Stattdessen wurde in vielen Haushalten die Yogamatte hervorgeholt und auf Online-Training zurückgegriffen. Aber das gemeinsame Miteinander, was den Reiz vieler Sportarten ausmacht, das fehlt und kann nicht durch Online-Training ersetzt werden. Doch es gibt Hoffnung. Fitnessstudios sollen vor Pfingsten wieder öffnen können. Am 6. Mai gaben Bund und Länder grünes Licht für die Sport-und Trainingsbetriebe im Breitensport. Alles beim Alten also? Leider nicht. Die Umsetzung der Corona-Regeln stellt viele Sportverbände vor Probleme. So auch die Kanu-Vereinigung Esslingen. Einfach so weitermachen wie vor der Schließung, das geht nicht.

„Der Kanusport ist relativ breit aufgestellt“, erklärt Philipp Munz, der Vorsitzende der Kanu-Vereinigung Esslingen. „Wir bieten einmal Rennsport an. Hier trainieren die verschiedenen Gruppen auf dem Neckar. Daneben gibt es noch den Wildwassersport“, sagt Munz. Da Wildwassersport hauptsächlich in Gewässern in den Alpen, in Österreich oder in der Schweiz betrieben wird, falle diese Sparte komplett aus, da die Grenzen geschlossen seien. „An Pfingsten hätte die zweite große Ausfahrt stattgefunden. Die mussten wir absagen“, sagt Munz.

Im Rennsportbereich plant der Vorsitzende, erst mal mit einem Testbetrieb zu beginnen. „Wir starten mit einer Trainingsgruppe von maximal fünf Personen und dann wollen wir schauen, wie das mit den Abständen klappt“, erzählt Munz. Schwieriger sei die Organisation beim Freizeitsport. „Hier gibt es reguläre Treffpunkte und je nach Wetter kann man vorher kurzfristig entscheiden, ob man kommt oder nicht“, sagt Philipp Munz. Doch Spontanität ist in Zeiten von Corona schwer umsetzbar. „Wir sind noch dabei, eine Lösung zu finden, wie wir das online organisieren können, dass sich die Teilnehmer anmelden können“, erklärt der begeisterte Wildwasserpaddler.

Wegen der Abstandsregeln sei momentan nur das Training im Einer-Kanu möglich. Eine Maskenpflicht während des Kanufahrens ist nicht umsetzbar. „Wenn man auf dem Wasser fährt, muss man immer mit der Möglichkeit rechnen, dass man kentert. Und wenn man dann eine Maske tragen würde, wäre das viel zu gefährlich“, erklärt Munz. Die Einer-Kanu-Regel stelle eine große Einschränkung dar. „Wir sind froh, dass wir wenigstens die Trainingsgruppen, die sonst im Zweier oder Vierer-Kanu fahren, zusammen, aber eben im Einer-Kanu, aufs Wasser schicken können“, sagt der Vorsitzende.

Ein anderes Problem stellt der Gebrauch von Dusch-und Umkleidekabinen dar. Diese dürfen nämlich nicht benutzt werden. „Das ist ein großes Thema, gerade im Rennsport. Dort nehmen viele Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren teil. Die meisten kommen mit dem Fahrrad zum Training“, erklärt Munz. Wenn die Jugendlichen nun bei schlechtem Wetter nass werden, könne er von ihnen nicht verlangen, dass sie den Weg nach Hause in nassen Klamotten antreten sollen. Daher mache Munz die Trainingstermine nun vom Wetter abhängig, bei Regen müssten diese verschoben werden.

Auch alle Veranstaltungen seien abgesagt worden. Nur Mitglieder dürften momentan trainieren. Ebenso könne man den Vereinssaal nicht mehr für Hochzeiten und Geburtstage vermieten. Munz ist froh, dass der Verein von dem Geld, das er durch solche Tätigkeiten einnimmt, nicht abhängig ist. „Wir befinden uns momentan in einer guten finanziellen Lage. Andere Vereine haben es da schwerer, da sie auf externe Einnahmen, wie zum Beispiel Eintritts- oder Zuschauergebühren, angewiesen sind“, erklärt er. Auch der Rückhalt bei den 290 Mitgliedern sei stark, ausgetreten sei noch keiner aus dem Verein seit den Beschränkungen. „Wir tun alles, um unseren Mitgliedern wieder etwas anzubieten. Aber da muss man jetzt schrittweise schauen, wie sich das Ganze entwickelt“, sagt Munz. Der Vorsitzende bleibt optimistisch. „Uns gibt es seit 1924. Wir haben vieles überstanden – und wir werden auch diese Situation bewältigen.“