Ein Bild der Promenade des Anglais in Nizza, aufgenommen drei Monate nach dem Anschlag. Foto: imago/PanoramiC/imago stock&people

Vor sechs Jahren fährt ein Mann mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge in Nizza. 86 Menschen sterben, darunter eine 28-Jährige Frau aus Berlin. Ihre Mutter hofft auf Strafen in dem am Montag beginnenden Prozess.

Sechs Jahre nach dem Lkw-Anschlag in Nizza mit 86 Toten hofft die Mutter eines der deutschen Opfer auf Strafen für die Angeklagten. „Das kann meine Tochter nicht lebendig machen, aber ich will, dass sie bestraft werden“, sagte Barbara Bielfeldt der Nachrichtenagentur AFP über den Prozess zu dem Anschlag in dem südfranzösischen Urlaubsort, der am Montag in Paris beginnt.

Bielfeldts Tochter, die 28-jährige Lehrerin Saskia S., war auf Klassenfahrt in Nizza gewesen, als der dschihadistisch motivierte Täter mit einem Lastwagen in die Menschenmenge fuhr. Die junge Frau und zwei ihrer Schülerinnen der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule in Berlin-Charlottenburg wurden getötet. Der 31 Jahre alte tunesische Täter wurde anschließend von der Polizei erschossen.

Sieben Männer und eine Frau angeklagt

In dem am Montag beginnenden Prozess sind sieben Männer und eine Frau angeklagt. Drei von ihnen stehen unter Terrorismusverdacht, die übrigen sollen dem Täter Waffen verschafft haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler war der Täter psychisch krank und hatte in der islamistischen Ideologie einen Nährboden für seinen Hang zur Gewalt gefunden. 

Die Mutter der getöteten Lehrerin erhofft sich von dem Prozess, mehr über den Täter zu erfahren. „Es lässt sich nicht alles mit Depressionen erklären“, sagte sie. „Man muss die Menschheit vor solchen Menschen schützen“, fügte sie hinzu. 

Mutter sieht Fernsehbilder aus Nizza

Sie erinnert sich, dass sie am Morgen nach dem Anschlag Fernsehbilder aus Nizza gesehen hatte, aber davon ausgegangen war, dass ihre Tochter bereits von dort abgereist war. Doch kurze Zeit später erfuhr sie, dass ihre Tochter vermisst wurde. 

Sie reiste dann auf eigene Faust nach Nizza, um nach ihrer Tochter zu suchen – und stieß dabei auf zahlreiche bürokratische Widerstände. Es dauerte unerträglich lange, bis sie eine offizielle Bestätigung des Todes ihrer Tochter bekam. „Man hat mir eine Tüte mit ihrem Schmuck gezeigt, mit ihrem kleinen Schutzengel“, sagt sie. „Da brauchten sie mir nichts mehr zu sagen.“

Erst eine Woche nach dem Anschlag konnte sie die Leiche ihrer Tochter sehen. „Ich habe sie in den Arm genommen, sie hatte lange blonde Haare“, berichtete Barbara Bielfeldt in dem AFP-Interview. Ob sie zum Prozess nach Paris reisen wird, steht noch nicht fest.