Auch im größten Wintersportgebiet im Hochschwarzwald gibt es künftig Frühbucherrabatte. Damit sollen sich die Besucher besser verteilen.
Der erste Schnee der Saison ist im Hochschwarzwald schon einmal Probe gelegen. Ein vorübergehender Wintereinbruch bepuderte am Wochenende die Hänge am 1493 Meter hohen Feldberg. Der weiße Zauber hielt nicht lange. Nach wenigen Stunden war alles wieder weggeschmolzen. Dennoch blickt Julian Probst, der Geschäftsführer des Liftverbunds im größten Skigebiet des Landes, optimistisch auf den Winter. „Die Leute wollen wieder raus. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage hoch bleibt.“
Das Unternehmen, das in seinem Kerngebiet 14 Lifte betreibt, rechnet mit 290 000 Skifahrern in diesem Jahr. Im Vergleich zum vergangenen Jahr, das noch stark von der Coronakrise geprägt war, wäre dies ein Plus von 40 000. Um den Besucherstrom stärker zu steuern, setzt künftig auch der Feldberg auf ein Frühbuchersystem. Wer sich im Internet frühzeitig seinen Tagespass sichert, zahlt dafür nur noch 39 Euro. Im vergangenen Jahr hatte der Tagespass in der Nebensaison noch 43 Euro gekostet. Je kürzer der Vorbuchungszeitraum sei und je mehr Karten bereits verkauft seien, desto höher steige der Preis, sagte Julian Probst. Einen Maximalpreis nannte er nicht. Dies sei Sache des Algorithmus.
Wer trägt das Wetterrisiko?
In der Vergangenheit hatten die Besucher ihre Tickets offenbar sehr kurzfristig gebucht. Der Liftverbund möchte das Wetterrisiko nun stärker auf die Kunden abwälzen. Eine solches Prozedere sei auch in den meisten großen Wintersportgebieten in den Alpen üblich, sagte Julian Probsts Bruder Adrian (CDU). Er ist Bürgermeister in Sankt Blasien. Die Stadt hält wie Todtnau und die Gemeinde Feldberg ein Drittel der Liftgesellschaft. Zum Verbund gehören außerdem rund 20 weitere Lifte am Belchen, bei Bernau, am Notschrei oder in Todtnauberg.
Unklar ist noch, ob, in welchem Zeitraum und zu welchen Bedingungen vorgebuchte Tickets wieder zurückgegeben werden können, wenn zum Beispiel überhaupt kein Schnee liegt – ein Problem, das in den alpinen Skigebieten eher selten ist. Allerdings hält man sich auch am Feldberg für schneesicher. Im vergangenen Jahr liefen die Lifte von Anfang Dezember bis zum 6. April.
Keine chaotischen Zustände mehr
Die neue Besuchersteuerung soll auch dazu beitragen, Szenen wie im letzten Vor-Corona-Winter zu verhindern. 2019 zählte man 360 000 Skifahrer. An besonders schönen Wochenendtagen tummelten sich bis zu 10 000 Sportler an der Passhöhe. Es kam zu chaotischen Verhältnissen. Die Parkplätze waren hoffnungslos überfüllt, die Zufahrten waren dicht, vor den Liften bildeten sich langen Schlangen. Auch deshalb stieg der Liftverbund aus der beliebten Hochschwarzwaldcard aus – ein umstrittener Schritt, der den drei Betreibergemeinden auch als Egoismus ausgelegt wurde.
Die Gästekarte, die von zahlreichen Hoteliers und Wirten ausgegeben wird und mit der viele Attraktionen und der öffentliche Nahverkehr kostenlos genutzt werden können, galt bis 2020 auch am Feldberg. Man befinde sich mit der Hochschwarzwald Tourismusgesellschaft (HTG) als Herausgeber der Karte im Gespräch, sagte der Feldberger Bürgermeister und Vorsitzende des Liftverbunds, Johannes Albrecht (parteilos). Allerdings scheinen die Chancen auf eine Annäherung gering. Ohne die Karte, mit weniger Gästen und trotz Corona verzeichnete der Verbund 2021 das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr seiner Geschichte.
Lifte könnten langsamer laufen
In diesem Jahr werde es wegen der hohen Energiepreise schwieriger werden, sagte Geschäftsführer Probst. Schon in der Vergangenheit habe man viele Maßnahmen ergriffen, um die Energieeffizienz beim Betrieb zu steigern. Durch eine Erfassung der Schneehöhen werde der Einsatz von Kunstschnee gezielt gesteuert. Zu weniger stark ausgelasteten Zeiten sei auch die Drosselung der Geschwindigkeit der Lifte und die Schließung einzelner Anlagen eine Option, sagte Bürgermeister Albrecht. „Sechs Lifte reichen, um alle Pisten zu erreichen. Den Leuten geht es ja ums Ski- und nicht ums Liftfahren.“