Mina Pecik (li. ) und Felix Jordan als Olivia Öl und Popeye. Foto: Björn Klein

Olivia Öl und Popeye ringen mit tradierten Geschlechterbildern in Tom-Henry Löwenstroms „Liebe/Eine argumentative Übung“ im Foyer des Stuttgarter Kammertheaters.

Man muss in diesem Fall keinen Spoileralarm ausrufen, wenn man das Finale vorwegnimmt. Es kommt, wie’s kommen muss: Die Beziehung scheitert. Und während die Frau allein zurückbleibt, zieht der Mann zur nächsten weiter und wickelt sie mit denselben Prahlereien um den Finger, mit denen er schon die Vorgängerin gekapert hat. Körperliche Vorzüge kann er auch vorweisen, groß und stark ist er, der Cis-Mann Popeye, den sich die Autorin Sivan Ben Yishai aus dem in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammenden US-Comic ausgeliehen hat. Schon damals war der nach Spinat süchtige Bursche dominant und degradierte seine Freundin Olivia Öl, zuvor die Heldin der Story, zur Nebenfigur. Geschichte, erst recht die Geschichte patriarchaler Herrschaft, wiederholt sich: Hundert Jahre später wird sie, 40, abermals von ihm, 32, unterworfen. Oder ist es vielleicht doch so, dass sich Frau Öl selbst unterwirft, aus freien Stücken, Emanzipation hin oder her?