Dustin Lange ist der Mann hinter den Leuchtenden Traumpfade. Auf seinem täglichen Rundgang durch das Blühende Barock lernt man etwas über die Leidenschaft für Technik und Kunst – aber auch über die moderne Erlebnisgesellschaft.
Die leuchtenden Traumpfade haben sich in kürzester Zeit zu einer der beliebtesten Veranstaltungen im Blühenden Barock gemausert. Besonders in den vergangenen Herbstferien sind massenweise Besucher zur Show aus Lasern, Licht und Nebel geströmt. Der Elektriker Dustin Lange hat jeden Abend ein Auge auf die Technik, bei seinem Rundgang durchs Blüba erfährt er: Gerade in unsicheren Zeiten suchen Menschen Ablenkung in Erlebnissen wie den Traumpfaden. Wichtig ist nicht mehr, was man kauft, sondern was man erlebt.
Um Punkt 16.30 Uhr beginnt Dustin Lange mit seiner Anschaltrunde am Schüssele-see im Ostgarten. Mit einem gekonnten Griff bringt er die Lautsprecher am Ufer zum Laufen. Es ist die einzige Technik, die noch händisch angeschaltet wird, die Lichter und Laser springen automatisch an. „Da haben wir etwas ausgetüftelt“, sagt Lange stolz.
Bei den Traumpfaden krame er nicht nur sein technisches Wissen heraus. Um Besucher anzulocken, müsse er auch künstlerisch arbeiten, sagt Lange. Das sei dem gelernten Elektriker anfangs fremd gewesen, mittlerweile habe ihn die kreative Arbeit jedoch gepackt. „Manchmal stehe ich unter der Dusche, und auf einmal kommt eine Idee für eine Installation.“ Jedes Licht und jedes Kabel habe er in der Hand gehabt, damit die Show seinen Vorstellungen entspricht.
Seit 2021 erfindet Langes Unternehmen „Flash Art“ die Traumpfade immer wieder neu. Während der Pandemie waren Veranstalter wie „Flash Art“ und Orte wie das Blüba auf der Suche nach neuen, sicheren Events. Die Traumpfade – draußen, mit einbahniger Wegeführung und einfach zu kontrollierenden Einlässen – passte perfekt zu den Auflagen. Corona habe also doch etwas Gutes gehabt, sagt Lange. Neue Rahmenbedingungen, neue Bedürfnisse, neue Konzepte. „Ohne die Pandemie wären wir vielleicht gar nicht auf die Idee hier gekommen.“
Beim Rundgang wird deutlich, dass die Traumpfade auch etwas über die krisenhafte Zeit und die sich mehr und mehr abkoppelnde Erlebnisgesellschaft verraten. Die Veranstaltung biete eine Auszeit vom Stress und den Problemen des Alltags, sagt Lange. Die Besucher würden in andere Welten tauchen, es sei eine Realitätsflucht. Immer mehr Menschen würden diese Erlebnisse suchen, trotz wirtschaftlich instabiler Zeiten seien sie bereit, für diese Ablenkung Geld auszugeben.
Auch, weil Erlebnisse zu einer immer härteren Währung in der Gesellschaft werden. Teils absurd wirkende Trends wie das der „Mikroabenteuer“ zeigen, dass sich der moderne Optimierungswahn auch in der Freizeit auswirkt. Nach der Entschleunigung der Pandemie ist die Beschleunigung der Erlebnisgesellschaft umso schneller. Jede Minute des Lebens scheint sinnvoll genutzt werden zu müssen – und wird zur Schau gestellt.
Auf dem Rundgang bückt sich Lange immer wieder zu den Scheinwerfern am Wegesrand. Bei einem wurde die Lichtfarbe verändert, andere wurden versetzt. Die Menschen würden die Absperrungen nicht respektieren, sagt Lange genervt. Die Lichter und die Kunst würden stattdessen als Bühne für die Selbstinszenierung genutzt. Das beweist unter anderem ein Stuhl, der von der Blüba-Gastronomie unter einen beleuchteten Baum geschleppt wurde. „Das waren die Besucher, wahrscheinlich um Fotos zu machen.“ Für Dustin Lange ist die Erlebnis- und Darstellungshysterie der Gesellschaft ein Segen, sorgt aber auch für D ruck , jedes Jahr für neues Staunen zu sorgen.
Lange wird den ganzen Abend seine Runden durch das Blüba drehen, das Schönste dabei seien die Reaktionen der Besucher. Manchmal, wenn er schon im Bett liegt, schaue er sich die Instagram-Posts zu den Traumpfaden an und freut sich, was die Menschen von ihrem Erlebnis teilen.