Zu „Plochingen wird Pflegestützpunkt“ vom 25. Oktober:

Plochingen wird Pflegestützpunkt – mein erster Gedanke: toll, es wird was gemacht. Aber bei der Lektüre des Artikels merkte ich schon im ersten Satz: Wir sind mal wieder nicht mit im Boot. Wir, das sind Mütter, die ihre schwer kranken, behinderten Kinder pflegen. Das mache ich nun schon seit 14 Jahren. Hilfe? Woher denn? Man läuft gegen betonharte Mauern. Wir werden einfach vergessen. Ach ja, im letzten Absatz des Artikels kam dann das Wort Kinder vor – ach nein, in einem anderen Zusammenhang. Ich finde die Einrichtung eines Pflegestützpunkts gut, habe selber meine Oma gepflegt. Aber warum gehören wir nicht dazu? Ich bin nach 14 Jahren müde und kaputt. Eine Auszeit kann ich bei meiner Tochter aus verschiedenen Gründen nicht nehmen. Wo ist die Hilfe? Es ist ein Leben am Limit.

Rosemarie Fischer

Wendlingen

Wieder nur Beratung
für Ältere

Zu „Plochingen wird Pflegestützpunkt“ vom 25. Oktober:

Es ist sehr löblich, dass Plochingen auch einen Pflegestützpunkt bekommt, so wie es in Esslingen schon seit vielen Jahren diese Beratungsstelle für Ältere gibt. Aber eben nur für Ältere. So sieht es das Konzept laut EZ-Bericht in Plochingen auch vor. Wieder einmal sind pflegende Eltern, die ein chronisch krankes oder behindertes Kind versorgen, als Zielgruppe nicht vorgesehen. Diese Familien leisten auch Pflege, viele Jahre, rund um die Uhr. Und sie sind sehr oft alleine gelassen in einem riesigen Bürokratie-Dschungel und mit „Nichtzuständigkeiten“ von Ämtern. Wo sind die Casemanager und Koordinatoren, die die Hilfs-und Unterstützungsangebote aufzeigen, wenn es um Entlastung, Hilfe im Alltag, Betreuung, Pflegedienste für die Nacht, Ferien, Kurzzeit, Windelversorgung, freiheitsentziehende Maßnahmen, Widersprüche, barrierefreien Wohnraum geht? Wenn es dann auch nur einen pflegenden Elternteil gibt oder das beeinträchtigte Kind auch nachts überwacht werden muss, kommen die Familien extrem schnell an ihre Grenzen. Das ist ohne Unterstützung nicht zu leisten. Doch wer berät, organisiert, und woher kommt Hilfe? Pflegende Eltern sind unsichtbar, werden in unserer Gesellschaft nicht wahrgenommen und sind vergessen. Wann endlich ändert sich daran etwas?

Ursula Hofmann

Esslingen

Ärzte-Warnung
ernst nehmen

Zu „Ärzte protestieren gegen 5G-Netz“ vom 24. Oktober:

Vor dem Staatsministerium haben ungefähr drei Dutzend Ärzte demonstriert und damit auf einen offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann aufmerksam gemacht. Der Brief ist von 66 baden-württembergischen Ärztinnen und Ärzten unterzeichnet worden. Sie warnen darin vor dem Ausbau der neuesten Mobilfunk-Technik 5G ohne vorherige Prüfung möglicher gesundheitlicher Gefahren und fordern eine Technikfolgenabschätzung. Ihr Verantwortungsbewusstsein und Engagement sind beispielhaft und äußerst dankenswert. Aus ihrem Praxisalltag wissen sie, dass schon mit dem bisherigen Mobilfunk die Zahl Mikrowellenkranker deutlich zugenommen hat. Symptome sind zum Beispiel Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Tinnitus, Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität, Herzrhythmusstörungen, Burn out oder gar Krebs.

Bereits früher gab es Warnungen von Ärztekammern, Versicherungen und Wissenschaftlern, selbst vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Das BfS empfiehlt heute wieder zunehmend, Vorsicht im Umgang mit „smarten“ Geräten walten zu lassen – insbesondere bei Handys. Was soll ein wirtschaftlicher Wettlauf bringen, wenn gleichzeitig ein Abhängen durch Krankheit erfolgt? Das Leben ist elektromagnetisch und kann durch künstliche elektromagnetische Felder, insbesondere solche, die so nie da waren, gestört werden. Dies betrifft auch Tiere und Pflanzen, insbesondere Bäume und Insekten. Es ist erschreckend, wie – teils unabhängig von der Landwirtschaft, aber parallel mit dem Auf- und Ausbau des Mobilfunks – die Insekten schwinden. Dieses wird sich mit 5G noch weiter beschleunigen.

Niels Böhling

Kirchheim

Wir können alles,
außer Zukunft

Zum Kommentar „Dauerbaustelle Deutschland“ vom 26. Oktober über Missstände und Verzögerungen in der Republik:

Danke für diesen tollen Kommentar. Die Liste ließe sich noch weiterführen. Aber ist das nicht Programm? Der AfD-Politiker Björn Höcke hat doch im Wahlkampf in Thüringen gesagt: „Wir müssen unser Land für Einwanderer unattraktiv machen.“ Da hat er sicher die Missstände gemeint, die in dem Kommentar angesprochen werden. Das ist mit Sicherheit das Credo unserer Regierung: Wir können alles, außer Zukunft.

Klaus Schlenkermann

Wernau

Superfood
Linsen mit Spätzla

Zu „Andere Saiten“ in der Rubrik „Aufgespießt“ vom 29. Oktober:

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, doch die gesundheitlichen Werte des schwäbischen Nationalgerichts Linsen mit Spätzla sind, neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge, über alle Zweifel erhaben. Linsen enthalten als Hülsenfrüchte hochwertiges Eiweiß. Eiweiß, ob tierisch oder pflanzlich, besteht aus etwa 20 verschiedenen Aminosäuren, darunter die essenziellen Aminosäuren, die unser Stoffwechsel nicht selbst herstellen kann. Unsere Getreidearten zum Beispiel liefern nur wenig Lysin, eines der lebenswichtigen Moleküle. Dieses ist jedoch in Hülsenfrüchten wie Linsen und Bohnen ausreichend vorhanden. Andererseits fehlt es den Hülsenfrüchten an der Aminosäure Methionin, diese findet sich wiederum im Getreide. Weder mit Hülsenfrüchten noch mit Getreide allein könnten wir uns auf Dauer gesund ernähren. Doch gemeinsam ergänzen sie sich zu einer hochwertigen Aminosäuren-Kombination, die den Körper mit allem Nötigen versorgt.

Überall auf der Welt findet man übrigens die Kombination Getreide und Hülsenfrüchte, zum Beispiel Bohnen und Mais in Amerika, Soja und Reis in Ostasien, Kichererbsen und Gerste im Mittelmeerraum oder eben Linsen und Spätzla – eine geniale Erfindung aus dem Ländle. Also möge die Autorin beim nächsten Versuch die Spätzla bitte nicht links liegen lassen. Auf die Saiten kann sie dagegen gerne verzichten, denn mit den Kalorien, die bei der Umwandlung von pflanzlichem in tierisches Eiweiß verbraucht werden, könnte man einige Milliarden Menschen ernähren. Und uns allen, nicht zuletzt unseren Nutztieren, ginge es mit weniger Fleischverzehr besser.

Irene Schumann

Aichwald

Wohnmobil
als Immobilie

Zu „Wohnmobile verstopfen Siedlungen“ vom 21. Oktober und „Ein Ärgernis in vielen Wohngebieten“ vom 2. November:

Seit einigen Jahren ist nach der CMT auf den Fildern oder dem Caravan-Salon in Düsseldorf zu lesen, dass in Deutschland die Neuzulassungen von Wohnmobilen stetig steigen. Die Auftragsbücher der Wohnmobilhersteller seien voll, heißt es da. 2017, 2018 und auch 2019 lagen die Zahlen bei jeweils über 60 000. Auch wird erwähnt, dass Tourismusverbände es unterstützen, wenn Kommunen Stellplätze für Wohnmobile schaffen, damit deren Passagiere leichter Zugang zu touristischen Attraktionen haben. Das ist okay.

Meist sind Wohnmobile Zweit- oder Drittfahrzeuge. In Wohnstraßen ohne ausgesprochene Einschränkungen können diese, wenn sie den straßenverkehrsrechtlichen Vorgaben entsprechen und eine dauerhafte Zulassung besitzen, monatelang im öffentlichen Raum an einer Stelle legal abgestellt werden. Aus einem Wohnmobil wird also eine Immobilie, die leer steht. Damit werden den eigentlichen Anwohnern wertvolle Parkplätze weggenommen. Negative optische und emotionale Eindrücke kommen hinzu, wenn eine ruhige Wohnstraße zu einer Abstellzone verkommt. Auch werden Gehwege durch überstehende Aufbauten eingeschränkt. Besonders übel ist es für Fußgänger, wenn neben Gehwegen zwei oder mehr Wohnmobile hintereinander parken. Häufig kommt hinzu, dass die Wohnmobilbesitzer nicht mal Anwohner der Straße sind, in der sie ihr Fahrzeug abstellen. Doch sie sind verkehrsrechtlich auf der sicheren Seite.

Wenn man bedenkt, für welche Baumaßnahmen und Grundstücksnutzungen heute Pkw-Stellplätze nachgewiesen werden müssen, diese nur durch teure Ersatzplätze oder Ablösungen umgangen werden können, dann tut sich für den Besitz eines Wohnmobils ein Widerspruch auf. Unsere Bürgervertreter gemeinsam mit den kommunalen Verwaltungen und deren Verbänden sehe ich hier gefordert, vorausschauend nach ordnenden Lösungen für den öffentlichen Verkehrsraum zu suchen.

Gabriele Metzger

Denkendorf

Das hässliche
Gesicht der Stadt

Zu „Heimflug zur Weihnachtszeit?“ vom 29. Oktober über den „gerupften“ Adler am Esslinger Alten Rathaus, dessen Flügel derzeit restauriert werden:

Der flügellahme Adler des Alten Rathauses steht ganz klar sinnbildlich für den schleichenden Zerfall der Stadt Esslingen und die halbherzigen Versuche, diesen aufzuhalten oder zu verzögern. Beispiele hierfür gibt es mehr als genug, eines ist der ehemalige Busbahnhof. Anstatt diesen sinnvoll zu nutzen oder etwas schöner zu gestalten, stellt man einfach Bauzäune auf und lässt diesen Platz verrotten. Welch ein hässliches Bild mitten in der Stadt!

Ein weiteres Beispiel ist die Schelztorsporthalle, die mittlerweile unter Denkmalschutz steht. Die sanitären Anlagen sind eine Zumutung, das Hallendach ist dringendst sanierungsbedürftig. Kaputte Fenster werden durch Holzplatten ersetzt, notdürftig wird hier und da etwas repariert. Die Handballer des Team Esslingen versuchen verzweifelt in Eigeninitiative, die Halle durch Malerarbeiten etwas attraktiver zu gestalten – leider nur mit mäßigem Erfolg. Jährlich werden Profimannschaften zu einem hochklassigen und attraktiven Handballturnier eingeladen, aber die Stadt bietet ihnen nur ein solch schäbiges Umfeld. Ich würde mich dabei schämen. Fährt man mit dem Bus in die Stadt, das gleiche Bild: Marode Straßen und Brücken machen diese Fahrt zu einer Tortur für den Rücken- und Lendenwirbelbereich.

Dies sind nur einige Beispiele, man muss nicht lange suchen, um noch etliche weitere zu finden. Tarnen und Täuschen sind überall an der Tagesordnung. Aber dies gelingt wohl nicht immer. Bald ist wieder der berühmte Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt. Hoffentlich ist der Adler bis dahin wieder fit, und hoffentlich werden die Besucherströme dorthin durch die Bahnhofstraße geleitet. So bekommen die Gäste das hässliche Gesicht der Stadt wenigstens nicht zu sehen.

Michael Maucher

Esslingen

Nicht alle Unterstützer
sind erfasst

Zum Kommentar „Volksbegehren hat ausgesummt“ vom 31. Oktober:

Dieser Kommentar zum Volksbegehren Artenschutz stellt leider ein falsches Bild mit falscher Konsequenz dar, ausgedrückt in der boulevardpressemäßig anmutenden Headline „Volksbegehren hat ausgesummt“. Wir haben bei den bisherigen Sammeleinsätzen die Erfahrung gemacht, dass das Thema die Bevölkerung durchaus sehr anspricht. Sonst wären allein in Esslingen bislang nicht Hunderte von Unterstützerunterschriften in der Koordinationsstelle gesammelt worden. Aus verhandlungstaktischen Gründen sind diese noch nicht zur Erfassung an die jeweiligen Rathäuser weitergeleitet worden. Dass dies viele andere Sammelstellen im Lande ebenfalls machen, war dem Autor des Kommentars sicherlich nicht bewusst. Umso wichtiger, ihn hierauf aufmerksam zu machen. Insofern lassen die aktuell von den Rathäusern kommunizierten vergleichsweise geringen Zahlen keinerlei Schluss auf die Akzeptanz des Volksbegehrens in der Bevölkerung zu.

Aus Rücksicht auf die laufenden Verhandlungen mit der Landesregierung wurde das aktive Unterschriftensammeln bereits Anfang Oktober, nach nur 14 Tagen Sammelzeit zurückgestellt. Schön wäre es, wenn auch Journalisten möglichst verantwortlich und achtsam bei ihrer Arbeit mit solch gesellschaftlich wichtigen Themen umgehen. Leider gelingt dies nicht immer. Wir vom Aktionsbündnis sammeln passiv weiter – und unterstützen die Aussicht auf eine für alle Parteien annehmbare Lösung im Streit um verstärkten Umwelt- und Artenschutz. Traurig genug ist, dass man für eine Weiterentwicklung des Natur- und Umweltschutzes überhaupt ein Volksbegehren anstrengen muss.

Uwe Moeck

Aktionsbündnis Volksbegehren

Artenschutz,

Koordinationsstelle für Esslingen

Draghis Politik lastet
auf der Zukunft

Zu „Jahre ohne Zinsen“ vom 25. Oktober über den Abschied Mario Draghis als Chef der Europäischen Zentralbank (EZB):

„Whatever it takes“ – was immer es kostet. Dieser Satz von Mario Draghi zur „Euro-Rettung“ wird in die Geschichtsbücher eingehen – verbunden mit der Frage, wer das bezahlen wird. Die Null-Zins-Politik belastet Deutschlands Sparer mit 335 Milliarden Euro – pro Jahr. Staatsanleihenkäufe der EZB, diverse Euro-Schutzschirme sowie ungedeckte Target-2-Forderungen tragen zu Bürgschaften beziehungsweise Forderungsausfällen in Höhe von etwa 1,5 bis zwei Billionen Euro bei. Da erscheint Deutschlands jährlicher Beitrag zur EU-Kasse in Höhe von elf Milliarden Euro schon fast homöopathisch. Diese Aufzählung ist mit Sicherheit nicht vollständig – aber bedenklich. Paradox: Wegen Geldmangels bleiben in unserem Land wichtige Themen auf der Strecke, und Otto-Normalverbraucher wundert sich. Insbesondere unsere demonstrationsfreudige Jugend hat sowohl durch die Staatsverschuldung in Höhe von zwei Billionen Euro als auch durch die Euro-Hypotheken eine unsichere Zukunft vor sich – sofern der Euro überlebt.

Wolfgang Berger

Ebersbach

Kartell mit
diktatorischen Zügen

Zu „Nahverkehr soll sicherer werden“ vom 30. Oktober über Kriminalität und Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln:

Wieder mal ein Übergriff: Eine Frau wurde in einer S-Bahn von Jugendlichen angegriffen und verletzt. Daraufhin fordern Politiker nun ein „sicheres S-Bahn-Abteil“ pro Zug. Soweit sind wir in Merkel-Deutschland gekommen, früher waren ganze Züge sicher. Heute wollen sich Vertreter der sogenannten demokratischen Parteien damit begnügen, ein einziges Abteil zu sichern. Demnächst haben wir dann wohl auch ein paar sichere Straßen pro Stadt, einen sicheren Bahnsteig pro Bahnhof, eine sichere kleine Liegewiese pro Freibad und so weiter. Die Politik der Regierungen unter Kanzlerin Merkel hat es inzwischen unmöglich gemacht, den öffentlichen Raum im notwendigen Umfang zu schützen.

Mit der Abteilforderung dokumentieren diese Politiker auch, dass S-Bahnen heute unsicher sind. Das weckt sehr berechtigte Ängste. Die müssen nicht geschürt werden, wie einer gewissen Partei immer vorgeworfen wird, wenn sie auf bestehende Verhältnisse hinweist. Solche und andere Unterstellungen verfangen aber nicht mehr, wie die jüngste Wahl in Thüringen bewiesen hat. Dort hat sich fast ein Viertel der Wähler eine eigene Meinung gestattet. Schließlich hatte ein Kartell aus Politik, Medien, Gewerkschaften, Arbeitgebern, Kirchen und Prominenten, die glaubten sich anschließen zu müssen, aggressiv gefordert, die AfD nicht zu wählen. Offensichtlich wird im Osten aufgrund der Vorwendezeit empfindlicher auf diktatorische Vorgehensweisen reagiert. Vielleicht werden wir im Westen in Zukunft auch mutiger und sensibler auf Meinungsmache und Manipulationsversuche reagieren.

Rudolf Brenneis

Esslingen

Hinweis

Veröffentlichungen in dieser Rubrik

sind keine redaktionellen Meinungsäußerungen. Die Redaktion behält

sich Kürzungen vor.