Zu „Zeit für die letzte Fahrt“ vom 22. August:

Rums, das hat geknallt! Der wohlgemute Wagenlenker jenseits der 80 lässt sich durch diese Störung jedoch nicht beirren. Angestrengt kurbelt der rüstige Rentner das Lenkrad seines sperrigen Vehikels in die entsprechende Position, um dann seine Fahrt unbeschwert fortzusetzen. Ein klarer Fall von Fahrerflucht? Mitnichten, der betagte Benz-Fahrer hat den Zusammenstoß schlichtweg nicht bemerkt.

Auch wenn das den Kritikern zuweilen zugeschrieben wird, geht es hierbei keineswegs um eine Ausgrenzung von Senioren. Die Fakten sprechen jedoch für sich, und da die Freiheit des einen dort endet, wo die Unversehrtheit des anderen beginnt, sollte diese Diskussion auf politischer Ebene mit einer für alle Seiten akzeptablen Lösung beendet werden.

Die wirtschaftliche Macht der Senioren ist nicht zu unterschätzen. Während sich die Jüngeren lieber ein neues Smartphone anstelle eines fahrbaren Untersatzes kaufen, bevorzugen die „Best Agers“ die individuelle Mobilität. Wenn der aufgeweckte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer jedoch nicht gerade mit drolligen Ideen wie Führerschein auf Automatik machen, aber später auf Schaltung fahren dürfen, aufwartet, lässt er keine Gelegenheit aus, Fahrtüchtigkeitstests kategorisch abzulehnen.

Eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr verlangt zweifelsohne von uns allen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Rücksichtnahme und Reaktionsvermögen. Was spricht dagegen, einen kostenlosen verbindlichen Fahrtüchtigkeitstest für Fahrzeuglenker jeden Alters einzuführen, so wie es in anderen Ländern schon seit langem üblich ist?

Susanne Arana

Esslingen

Zu richten die
Lebenden und Toten

Zu „Zoff am Heiligen Grab“ vom 24. August:

Jesus hat vor 2000 Jahren keineswegs im Grab seine letzte Ruhe gefunden, sondern der Sohn Gottes ist bereits am dritten Tag, nachdem er für die Sünden der Menschheit am Kreuz gestorben ist, leibhaftig von den Toten auferstanden. Bald wird Jesus Christus auf den Wolken des Himmels wiederkommen, um die Lebenden und die Toten zu richten!

Peter Sachs

Filderstadt

Wieder rollen
Panzer über Autos

Zu „Immer Vollgas“ vom 30. August:

Wenn man als Kind zum Ende des Krieges erlebt hat, welche unbeschreiblichen Grausamkeiten die Panzer angerichtet haben, ist man geschockt, wie eine seriöse Zeitung mit einem solchen Foto für ein perverses Event Werbung macht, bei welchem wieder Autos – wenn auch ohne Insassen – von Panzern zerdrückt werden wie Fliegen.

Ekkehard Sander

Denkendorf

Gelöbnis hat keinen
Bezug zur Stadt

Zu „Vergessene Garnisonsstadt“ und „Uniform auf dem Marktplatz?“ vom 28. August:

Ausgerechnet kurz vor der Erinnerung an den Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, will der Bundesbeauftragte für internationale Religionsfreiheit das Militärische in die Mitte der Esslinger Stadtgesellschaft rücken, indem er ein öffentliches Gelöbnis in Esslingen vorschlägt. Und dies in einer Zeit, in der militärische Interventionen und Kriege immer mehr ein normales Mittel der Politik zu werden scheinen. Die Forderung zum Antikriegstag am 1. September lautet: Nie wieder Krieg! Was können wir dafür tun? Eine Militarisierung der Gesellschaft ist sicher der falsche Weg. Mehr zivile Konfliktlösungen sind notwendig, diese Anstrengungen muss die Politik finanziell in entsprechender Höhe ausstatten.

Wenn ich Markus Grübel recht verstehe, dann möchte er eine Werbeveranstaltung für die Bundeswehr: Gelöbnis als „besonderer Anlass für die Bundeswehr, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren“. Wichtiger scheint mir, dass die Bundeswehr glaubwürdig nach dem Inhalt des Gelöbnisses handelt: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Wenn dagegen in den verteidigungspolitischen Richtlinien von 2011 deutsche Sicherheitsinteressen unter anderem damit definiert werden, „einen freien und ungehinderten Welthandel sowie den freien Zugang zur Hohen See und zu natürlichen Ressourcen zu ermöglichen“, so geht es darum, deutsche Interessen gegenüber anderen Staaten zu verteidigen. Dies trägt dazu bei, unsere wirtschaftliche Stärke zu sichern und anderen Völkern Entwicklungschancen zu verbauen. Religionsfreiheit kann nur dort gedeihen, wo Menschen ein Auskommen zum Leben haben. Militärische Absicherung der Eigeninteressen trägt nicht dazu bei.

Grübel begründet seinen Vorstoß mit dem Hinweis auf die frühere Garnisonsstadt Esslingen. Ein öffentliches Gelöbnis in Esslingen hat keinen Bezug zur Stadt, die immerhin schon 25 Jahre gut ohne Militär lebt.

Adalbert Kuhn

Esslingen

Säbelrasseln war noch
nie ein gutes Omen

Zu „Vergessene Garnisonsstadt“ und „Uniform auf dem Marktplatz?“ vom 28. August:

Es ist schwer zu verstehen, dass Markus Grübel und einige Mitstreiter schon wieder für mehr Militärpräsenz in Esslingen werben. Statt sich mit schmucker Uniform zu präsentieren, hätte Grübel ja im Krieg in Nahost mitwirken können. Erst vor ein paar Tagen musste sich unser Bundespräsident in Polen verneigen und um Vergebung für Tod und Leid bitten, die deutsche Soldaten über unsere Nachbarn brachten. Leider sind bei vielen Spätgeborenen der Krieg und die Millionen Toten schon wieder vergessen. Stattdessen wäre es angebracht, einen Soldatenfriedhof in Frankreich oder anderswo zu besuchen, oder nachzulesen, wie Stuttgart und hundert andere Städte nach dem Krieg aussahen. Dabei ist das Leid der Bevölkerung noch gar nicht erwähnt. Säbelrasseln war noch nie ein gutes Omen.

Manfred Zoller

Plochingen

Neubaubeschluss

revidieren

Zu „Wir dachten, wir bauen für die Ewigkeit“ vom 21. August und „EZ-Nutzer votieren gegen den Abriss des Landratsamts“ vom 23. August:

Wie der Homepage des Landkreises Esslingen zu entnehmen ist, wird im Landratsamt zurzeit ein Klimaschutzkonzept erarbeitet. Gleichzeitig plant der Landkreis, das Landratsamt in den Esslinger Pulverwiesen schon nach 40 Jahren abzureißen und dort sowie in Plochingen neu zu bauen. Wenn man davon ausgeht, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit untrennbar zusammengehören, stellt sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Klimaschutzkonzepts. Hinzu kommt, dass Abbruch und Neubau in großem Umfang Abfälle verursachen und Rohstoffe verbrauchen. Ist das Klimaschutzkonzept für den Landkreis nur ein Feigenblatt, mit dem versucht wird, auf der aktuellen Klimaschutzwelle mitzuschwimmen?

Darüber hinaus ist der neue Standort in Plochingen deutlich schlechter mit dem ÖPNV zu erreichen als das Gebäude in den Pulverwiesen. Folglich ist davon auszugehen, dass die zahlreichen Mitarbeiter und die noch zahlreicheren Kunden künftig nicht mit Bus und Bahn, sondern mit dem Auto dorthin fahren, womit – abgesehen von der zusätzlichen Lärm- und Abgasbelastung für Plochingen – das Klimaschutzkonzept des Landkreises ad absurdum geführt wird. Folgt man schließlich den Ausführungen des Landkreissprechers Peter Keck im EZ-Artikel vom 21. August, fällt man vollends vom Glauben ab. Das Landratsamt genüge nach 40 Jahren nicht mehr den aktuellen Anforderungen und müsse daher neu gebaut werden. Mit diesem Schein-Argument hätten das Alte und das Neue Rathaus in Esslingen in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach neu gebaut werden müssen, um technische Neuerungen wie Elektrizität, Zentralheizung und vieles anderes einführen zu können. Erstaunlicherweise konnten diese Gebäude auch ohne eine solche Radikalkur angepasst werden, und sie prägen heute noch das Bild der Altstadt.

Die Entscheider des Landkreises sollten ihre getroffene Entscheidung für den Neubau daher dringend nochmals überdenken. Das Beispiel der Esslinger Stadtbücherei zeigt, dass einmal getroffene Entscheidungen revidiert und zu einem besseren Ergebnis geführt werden können.

Dietmar Friedle

Esslingen

In kleinen Schritten

zu sauberer Luft

Zu „Esslingen verfehlt eigene Klimaziele“ vom 15. August:

Neben den von der Stadt geplanten Maßnahmen bieten sich weitere, nicht kostenintensive lokale Möglichkeiten an. Manchmal sind auch kleine Schritte wirksam. So fragt man sich, wie es möglich ist, dass in einem zivilisierten Staatswesen seit Jahren zu jeder Tages- und Nachtzeit ungebremst meterlanges Schnittgut und feuchtnasse Gartenabfälle, manchmal unter Beimischung von Altholz und Plastikabfällen, auf den Esslinger Wiesen stundenlang ohne Einschreiten der Kommune verbrannt werden dürfen? Selbst an glühend heißen Tagen und zu Zeiten des Feinstaubalarms ziehen dicke Rauchschwaden in die Wohngebiete, so dass eine Durchlüftung der Wohnungen unmöglich ist. Manche Bürger sind einfach zu bequem, ihre Gartenabfälle mit dem Auto zu den Sammelstellen zu transportieren. Warum ist die Stadt nicht in der Lage, ein grundsätzliches Verbrennungsverbot durchzusetzen und wie früher bei der Sperrmüllabholung zweimal jährlich zu festen Terminen an Wegrändern lagerndes Schnittgut abzuholen und zur Energiegewinnung in ein Biomasseheizkraftwerk zu bringen? Wo ist das Problem? Die Kosten sind es bestimmt nicht.

Nicht wenige Paketzusteller, Taxi- und Autofahrer lassen beim Parken völlig unnötig ihre stinkenden Motoren laufen. Gesetzlich ist das verboten, aber es fehlt die Kontrolle mit den damit verbundenen Bußgeldern. Esslingen muss sich unbedingt den Aktionen der Nachbargemeinden gegen den immer stärkeren Fluglärm anschließen. Die Kerosinabgase verschmutzen zusätzlich in erheblichem Ausmaß unsere mit Schadstoffen belastete Luft. Saubere Luft ist ein Grundbedürfnis wie Essen und Trinken. Ein bisschen mehr Durchsetzungswillen bei einfach zu realisierenden Projekten ist wünschenswert.

Ulrich Röhrle

Esslingen

Nicht weiter auf Nase
herumtanzen lassen

Zu „Sprayer verwandeln S-Bahn in ‚Silberpfeil’“ vom 30. August:

Die „We don’t care“-Gesellschaft kostet den Staat Unsummen. Ach, Moment, wer ist der Staat? Das sind wir alle! Es sind unsere Steuergelder, die diese Auswüchse finanzieren. 15 000 Euro kostet die Lackierung eines Waggons. Dies sollten die „Künstler“, sofern gefasst, zahlen – aus eigener Tasche und sofort. Da gelten keine Ausreden: Verbrechen begangen, Verbrechen bestraft. Auch die Teilnehmer beziehungsweise Anführer der sogenannten Hochzeitskorsos, die den Verkehr behindern und wahllos in die Gegend ballern, sollten löhnen müssen. Ach, da müssen erst Gesetze geändert werden? Dann sollten sich die hohen Damen und Herren in Berlin hinsetzen und genau dies in Angriff nehmen.

Offensichtlich sind den Behörden einschlägige Webseiten bekannt, auf denen auf abgestellte Waggons verwiesen wird. Da muss es doch möglich sein, die Sache im Keim zu ersticken und diese Täter in flagranti zu ertappen. 393 Sachbeschädigungen durch Graffiti an S-Bahnen im Stuttgarter Stadtgebiet in fünf Monaten sind ein Armutszeugnis für alle Beteiligten. Wenn wir so etwas weiter hinnehmen und als Kavaliersdelikt abtun, aber auch wenn andere Verbrechen ungeahndet bleiben oder die Täter mit einem blauen Auge davon kommen, wird man der Justiz und uns allen weiter auf der Nase herumtanzen. Diese Rücksichtslosigkeit wird sich fortsetzen: S-Bahnen werden weiterhin „künstlerisch“ verunstaltet, so dass Fahrgästen die Sicht genommen wird; Müll und Zigarettenkippen werden weiter einfach weggeworfen und festgetreten; Verkehr und Vorschriften werden weiterhin ausgebremst; und, und, und . . . Aber schließlich: „Who cares, right?“

Gabriele Böcker

Esslingen

Migranten
nicht bevorzugen

Zu „Breite Skepsis bei Migration“ vom 30. August:

Täglich liest und hört man von Migration und der wichtigen Integration. Oft entsteht der Eindruck, dass die Integration bei gutem Willen und mit den richtigen Verordnungen einfach und kurzfristig gelingen könne. Denkt man aber daran, dass in den USA auch nach 200 Jahren das Zusammenleben von schwarzer und weißer Bevölkerung sowie den Nachfahren der eingeborenen Indianer nicht zufriedenstellend funktioniert, dass 30 Jahre nach der Wiedervereinigung Ost und West bei uns immer noch nicht ganz einig sind, dann werden Bedeutung und Probleme der Integration klarer. Ein harmonisches Zusammenleben gründet auf gemeinsamen Werten, einer tiefen geistigen Verbundenheit.

Jeder wohlwollende Mensch wünscht sich, dass es möglichst jedem Menschen auf der Erde gut geht. Doch bei Hilfeleistungen dürfen Migranten nicht bevorzugt werden. Nur durch den Zusammenhalt kleinerer Gruppen sind in der Geschichte lebensfähige Systeme entstanden – bei Tier und Mensch. Eine überzogene Interpretation der Globalisierung führt zur Katastrophe. Das Schicksal unserer Kindeskinder muss für uns das Wichtigste sein, sonst ist es nur eine Einbildung, dass wir uns für humane Menschen halten. Religiöse Vorstellungen machen uns dabei auch nicht humaner.

Josef Steiner

Esslingen

Rad-Verkehrsminister
verplempert Geld

Zu „Der Zug ist nicht abgefahren“ vom 4. September:

In dem Text wird die künftige Situation aufgrund des Betreiberwechsels im Schienenverkehr auf der Filstalstrecke beschrieben. Der Betreiber hat von der Deutschen Bahn auf Go-Ahead, eine britische Gesellschaft, gewechselt. Als ich den Artikel gelesen habe, hat es mir wieder die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Denn der Artikel ist unvollständig, ein wesentlicher Aspekt wird außer Acht gelassen: Die Deutsche Bahn hatte das preislich günstigere Angebot eingereicht. Als Verkehrsminister Winfried Hermann seinerzeit verkündete, dass man die Deutsche Bahn wegen eines Formfehlers rausgekegelt habe und die Briten den Zuschlag bekommen hätten, hatte er gleichzeitig freimütig mitgeteilt, dass die DB günstiger gewesen sei. Die Häme in Hermanns Gesicht war dabei nicht zu übersehen – man glaubt es nicht! Kurze Zeit nach Verkündung der Entscheidung stand der Betrag, den das Verkehrsministerium mit der Festlegung verschenkt hat, in der Presse. Aber die Politiker geben ja nicht ihr eigenes Geld aus – wo leben wir denn!?

Da wird landauf, landab gepredigt, dass man vom Auto weg kommen und die Bahn stärken will, wobei sogar an die Einführung neuer Steuern gedacht wird. Und dann vergeigt der Rad-Verkehrsminister in Baden-Württemberg das Geld der Bürger und gibt es einem Unternehmen aus einem Land, das demnächst nicht mal mehr in der EU ist. Klar, das konnte er damals nicht wissen. Aber den Bahnverkehr stärken, das stelle ich mir in der Tat anders vor. Und der Minister will vermutlich wiedergewählt werden, oder?

Paul Scharpf

Plochingen

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sich Kürzungen vor.