Den Geruch der Eisenbahnwelt, die nur an Weihnachten aufgebaut wurd, verbindet ein Leser mit seiner Kindheit. Foto: dpa/Daniel Karmann

Wir wollten von unseren Leserinnen und Leser wissen, welche Sinneseindrücke aus der Kindheit sie begleiten. Diese Zuschriften haben wir bekommen.

Der Duft von Omas Hühnernudelsuppe oder Bierschinkenbroten, die auf der Autofahrt in den Urlaub warm wurden. Das Röhren eines Puppenföhns, das Gefühl des Teppichs auf amerikanischen Flughäfen unter den Füßen oder die Titelmelodie der Serie „Knight Rider“. Manche Geräusche, Gerüche oder taktilen Erlebnisse befördern einen direkt in die Kindheit zurück – darüber haben kürzlich Redakteurinnen und Redakteure unserer Zeitung in diesem Artikel berichtet.

Auch von unseren Leserinnen und Lesern wollten wir wissen, welche Sinneseindrücke aus Kinder- und Jugendtagen sich ins Gedächtnis gebrannt haben. Angesprochen fühlte sich unter anderem Rainer Steck aus Filderstadt. Er schreibt uns: „Da kommt mir sofort ein wunderbarer Geruch in den Sinn, der nicht nur mit der Kindheit, sondern auch mit Weihnachten verbunden ist.“

Holz und Ponal-Leim erinnern an die Eisenbahn

An den Festtagen sei bei ihm daheim immer die Märklin-Eisenbahn aufgebaut worden. Und dieser entströmte ein Duft, eine „einmalige Mischung aus Holz, Elektrizität und Ponal-Leim“, schreibt Rainer Steck. „Ich habe ihn geliebt!“

Die Sinneseindrücke von Edzard Klapp aus Steinenbronn hingegen sind verbunden mit einer dunklen Zeit während des 20. Jahrhunderts. Geboren 1937, schildert er in einer Mail seine Erinnerungen an Coburg, wo die Familie ab 1939 lebte: „Dort mieteten meine Eltern eine Wohnung im Probstgrund. Von dort hatte ich ständig die Veste Coburg im Blickfeld“, so Klapp. Das Bauwerk steht ihm noch heute vor Augen, das „sogenannte blaue Haus zwischen den Türmen, einer mit steilem Ziegeldach, einer mit einer schiefergedeckten welschen Haube“. Die Versicherung HUK Coburg verwendet die Veste bis heute als Logo.

1945 dann, so erinnert sich Edzard Klapp, hätten die Amerikaner die Veste unter Beschuss genommen. Der Junge kauerte währenddessen mit seiner Mutter „in einem als Bunker vorgesehenen Graben im Garten, bis uns während eines Einschlags im Nachbargrundstück die Erdbrocken um die Ohren flogen“. Aus den Granattrichtern hätten die Kinder später „herrlichen Lehm“ genommen, „geeignet für Töpfchen und Näpfchen, die wir Kinder zum Trocknen in den Schatten stellten“. Auch an den Lärm der knatternden Tiefflieger, die in den letzten Kriegstagen Bomben warfen, erinnert sich unser Leser und schreibt: „Das alles ist nun rund achtzig Jahre her, mir aber immer noch gegenwärtig.“

Der Duft von Lindenblüten aus der Kindheit

Für den Stuttgarter Harald Müller ist es der Geruch von Lindenblüten, der ihn zurück in die Kindheit reisen und auf seinem damals „nagelneuen Ballon-Roller“ einen Buckel hinuntersausen lässt. „Es ging oft im benachbarten Häuser-Dreieck in Heslach einmal hoch, einmal eben und einmal hinab mit Karacho“, erinnert sich Müller. Unten seien in der Kurve vor einer Bäckerei oft Kunden gestanden. Zum Zusammenstoß mit dem sechsjährigen Raser kam es aber nicht – „uff“. Wenn der Bub den Berg wieder hochschob, empfing ihn der Geruch eines blühenden Lindenbaumes. „Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmt mich. Dieses Gefühl erlebe ich als alter Mann noch heute, wenn ich diese Blüten rieche!“

„Jetzt backt das Christkind wieder Plätzchen“, sagte Hilde Skrabs Mutter bei Abendrot im Advent. Foto: www.imago-images.de/imageBROKER/Lilly via www.imago-images.de

Bei Hilde Skrabs aus Herrenberg kann der Blick in den Himmel ein Bild aus ihrer Kindheit heraufbeschwören, vor allem im Advent. „Wenn sich früher in der Vorweihnachtszeit der Himmel rot färbte sagte unsere Mutter immer, dass das Christkind Plätzchen backt“, schreibt uns Hilde Skrabs. „Und die Vorstellung, wie groß der Ofen da oben sein muss, begleitet mich (und auch meine Schwester) heute noch in dieser Jahreszeit.“ Kürzlich schickte die Schwester ihr aus den USA ein Himmelsbild „mit dem Hinweis, dass auch dort das Christkind sehr aktiv sei beim Plätzchen backen“. Für die Herrenbergerin ist klar: „Die Erinnerung bleibt.“

Auch die Mitmachausstellung „We are Family“ im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch thematisiert unter anderem Sinneseindrücke aus der Kindheit. An Riech- und Fühlstationen kann man sich inspirieren lassen. Sie läuft noch bis zum 27. April 2025. Weitere Informationen: www.museum-der-alltagskultur.de .