Zu „Ost-Löhne deutlich unter West-Niveau“ vom 2. Oktober:

Ja wollen sie denn auch unsere Mieten?

Ulrike Spielmann

Aichwald

ÖPNV-Kosten
solidarisch verteilen

Zum Thema CO2-Reduktion:

Um mehr Bürger weg vom motorisierten Individualverkehr und auf Busse und Bahnen zu bringen, bedarf es eines Umdenkens sowie einer solidarischen Kostenverteilung. Ein Baustein, um die Klimaziele zu erreichen, wäre, den ÖPNV fahrscheinlos anzubieten – aber nicht kostenlos. Die Finanzierung von 16 Milliarden Euro, die der ÖPNV in Deutschland zur Zeit kostet, könnte folgendermaßen aussehen: Zwölf Milliarden Euro kommen von den Nutzern und vier Milliarden vom Bund, und zwar über eine Umlage.

Die folgenden Werte sind verständlicherweise alles ungefähre Angaben. Von den rund 80 Millionen Bürgern können 40 Millionen den oben genannten Betrag zusammen aufbringen. Dabei bleiben monatliche Netto-Einkommen bis 1500 Euro kostenfrei, dann gehen die Beiträge für den ÖPNV gestaffelt nach oben, bei einem Monatsverdienst von mehr als 10 000 Euro werden schließlich 1460 Euro im Jahr fällig. Die positiven Aspekte: CO2-Reduktion, Feinstaub-Reduktion, Stickoxid-Reduktion, weniger Umweltbelastung und Erderwärmung, Lärm-Reduktion, weniger Verkehrsunfälle. Und der wirtschaftliche Aspekt: Fahrkarten-Automaten sowie -Kontrollen entfallen, die bei Verkehrsunfällen anfallenden Kosten sinken, die verfügbaren Haushaltseinkommen und damit die Kaufkraft steigen. Und es werden mehr Menschen in der City sein als Autos. Hinzu kommt die soziale Komponente: Menschen mit geringem Einkommen würden enorm profitieren. Das Ein- und Aussteigen könnte dann wie in einem Paternoster vonstatten gehen. Eine logistische Meisterleistung ist hierfür natürlich Voraussetzung. Den Zweiflern sage ich: Alle sagten „Das geht nicht“; dann kam einer und hat es einfach gemacht!

Carlo Scheffler

Esslingen

Zur Sachlichkeit
zurückfinden

Zu den Berichten über die Sanierung des Plochinger Gymnasiums:

Die nervösen Debatten um die Kosten für die Sanierung des Gymnasiums Plochingen zeigen zunächst vor allem, in welch beklagenswerter Finanzlage viele Kommunen im eigentlich prosperierenden Süden Deutschlands sind. Dennoch scheint es dringend geboten, dass die verantwortlichen Bürgermeister der betroffenen Kommunen, allesamt gestandene Verwaltungsprofis, wieder zur Sachlichkeit zurückfinden.

Im Kern geht es darum, ein in die Jahre gekommenes, aber immer noch hervorragendes Gebäude wieder so weit instand zu setzen, um Schülerinnen und Schülern aus Altbach, Deizisau, Hochdorf, Lichtenwald, Plochingen, Reichenbach und Wernau (in alphabetischer Reihenfolge) weiterhin eine vernünftige gymnasiale Schulbildung zu ermöglichen. Statt Gesprächsabsagen und Briefe in scharfem Ton würden wir die Verantwortlichen gerne zu einer informellen Begegnung im Lichthof des Gymnasiums einladen, wo bei Brezeln und einem Gläschen Sekt Gelegenheit besteht, wieder ins Gespräch zu kommen – ganz ohne juristischen Beistand. Wie wäre denn Sonntag, 20. Oktober, 11 Uhr, anlässlich der Matinee der Bigband des Gymnasiums und der Landes-Lehrer-Bigband Baden-Württemberg?

Burkhard Wolf

Musiklehrer am

Gymnasium Plochingen

Dogmatisch und
widersprüchlich

Zu „Hauk erhält Abfuhr für Atomdebatte“ vom 30. September:

Wie lautet noch mal der Schwur des deutschen Bundeskanzlers bei der Vereidigung? „Schaden vom Volk abwenden.“ Nun lässt sich trefflich streiten, ob ein theoretischer Schadenseintritt bei einem Kernkraftunfall gewichtiger ist als der Schaden, den CO2 durch die Klimaerwärmung verursacht. Eine Diskussion darüber, ob eine Entscheidung vor acht Jahren, die wegen eines – wie man inzwischen weiß – äußerst problematischen Atomkraftwerk-Standorts und unverantwortlich leichtfertiger Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurde, heute noch richtig ist, sollte möglich sein. Unsere Diskussionskultur verfährt leider immer nach dem gleichen Muster: Was einem nicht ins Weltbild passt, wird reflexartig niedergemacht und abgelehnt. Leider bleibt festzuhalten, dass insbesondere die Grünen sehr dogmatisch argumentieren und sich dabei widersprüchlich verhalten. Beispiele hierfür sind der verfrühte Atomausstieg und die teils unverständlichen Forderungen nach schädlichen Konzepten bei den erneuerbaren Energien. Beispiel für Letztere: Biomasse aus Energiepflanzen, deren Anbau volkswirtschaftliche Schäden in vielfacher Höhe des Nutzens verursacht. Auch der (geplante) Ausbau der Windenergie lässt sich nach Ansicht vieler Experten (und Naturschützer) so nicht umsetzen. Mir ist auch nicht bekannt, wie ein erhöhter CO2-Ausstoß in Folge des Abschaltens der letzten Atomkraftwerke kompensiert werden soll. Ich plädiere deshalb für eine sachliche und angemessene Diskussion. Die Suche nach den besten Lösungen für die „Jahrhundertaufgabe“ Energiewende sollte im Vordergrund stehen – ohne Tabus und ohne Verunglimpfungen.

Günter Jahn

Altbach

Glanzleistung
der MGV-Familie

Zu „Durch die Welt der Disney-Musicals“ und dem Foto auf der Titelseite vom 7. Oktober über eine Musical-Gala des Männergesangvereins Neuhausen:

Das ist wieder ein richtig toller Bericht, der unbedingt auf die Titelseite gehört hat, weil es eine sensationelle Veranstaltung war. So begeisternd wie der Artikel war die Veranstaltung selbst. Ich habe als Mitwirkender hautnah erleben dürfen, welch Herzblut von allen Beteiligten eingebracht wurde. Bei dem Bericht über diese drei grandiosen Veranstaltungen habe ich lediglich eine Erwähnung der beiden Regisseurinnen Annette Articus und Tanja Klapper vermisst. Klaus-Peter Klapper hat natürlich mit seinem Einsatz auf allen Gebieten, besonders bei den musikalischen Arrangements und mit seiner motivierenden Menschenführung in Proben und Veranstaltungen, Hervorragendes geleistet. Doch sollte man Annette Articus und Tanja Klapper nicht vergessen, die ebenso Außergewöhnliches geleistet haben. Natürlich dürfen auch die Trainerinnen der Tanzgarden und -gruppen nicht vergessen werden. Dass dies nicht namentlich und einzeln erfolgen kann, ist auch mir bei dieser großen Anzahl an Leistungsträgern klar. Letztlich möchte ich noch feststellen, dass hier die MGV-Familie voll zum Tragen gekommen ist. Omas, Opas, Geschwister und Freunde haben dazu beigetragen, dass Proben und Aufführungen mit dem sicheren Gefühl abgehalten werden konnten, dass die Kinder der Beteiligten in guten Händen sind.

Roland Götz

Neuhausen

Die radikale Sprache
macht Angst

Zu „Rebellion gegen das Aussterben“ vom 8. Oktober über die gleichnamige Protestbewegung:

Wenn man den Titel der radikalen Bewegung frei und nett übersetzt, dann wird daraus „Rebellion gegen das Aussterben“. Im Englischen wird Extinction aber hauptsächlich für den Begriff Auslöschen benützt. Wenn man sich mit den Aussagen des Gründers der radikalen Bewegung etwas genauer befasst, könnte man denken, dass diese Übersetzung den Absichten der Bewegung mehr entspricht.

In einer Rede im Februar 2019 bei Amnesty International sagte Roger Hallam: „Wir werden die Regierungen zum Handeln zwingen. Und wenn sie nicht handeln, dann werden wir sie stürzen und eine Demokratie erschaffen, die tauglicher für den Zweck ist. Und ja, manche könnten bei diesem Prozess sterben.“ Da ist nicht mehr viel übrig vom Kampf gegen das Aussterben von Insekten. Das ist auch keine Rebellion mehr, sondern Revolution. In Sachen Demokratie kann man da auch nur noch von einer solchen nach DDR-Prägung oder wie in Nordkorea sprechen, die diesen Begriff der Demokratie schamlos in ihrer Staatsbezeichnung verwendeten beziehungsweise verwenden.

Wenn selbst eine „Altgrüne“ wie Jutta Ditfurth vor Extinction Rebellion warnt, sollten die besonnenen Politiker, Journalisten und alle an einer friedlichen Weiterentwicklung unserer freiheitlichen Demokratie Interessierten sehr hellhörig werden und sich nicht auf ein sehr gefährliches Glatteis führen lassen. Als Kriegs- und Nachkriegsgeprägter gehen bei mir jedenfalls die Alarmglocken an, wenn jemand in der Bekämpfung von Andersdenkenden von „Sterben“ oder gar von „Auslöschen“ redet.

Gerhard Schmitt

Esslingen

Wir zerstören diese

wunderbare Welt

Zum Thema Volksentscheid Pro Biene:

Landwirtschaft auf riesigen Flächen, hinzu oft mit synthetisch hergestellten Giften und Kunstdüngern, ruiniert die Erdverhältnisse. Was bringen also vorerst große Ernten? Das Wirtschaften und die technische Zivilisation generell: sie ruinieren. Übervölkerung ruiniert. Zusammen zerstören sie die wundervolle Erde, die Natur, uns. So könnte man die grünen Kreuze auf Äckern symbolisch auch deuten. Würden wir aus freier Einsicht eine Generation lang global auf Nachkommen verzichten, könnte sich die Erde noch etwas von unserem Versagen erholen. Bloß, wie hinbekommen bei so viel Egozentrik von uns Menschen? Die Unwahrscheinlichkeit der Umsetzung ändert nichts an der Bilanz.

Hans-Walter Schumann

Aichwald

Die Europäer
übernehmen sich

Zum Kommentar „Wertvolle Pionierarbeit“ vom 7. Oktober über den Plan von Bundesinnenminister Horst Seehofer zur Aufnahme von Bootsflüchtlingen:

So, wie die Migrantenfrage läuft, ist die Vereinbarung der EU-Innenminister wirklich eine Pionierarbeit. Europa muss nur verlauten lassen, dass alle Wirtschaftsmigranten kommen dürfen. In Afrika und Asien stehen 50 und mehr Millionen Menschen an der Startlinie. Wenn sie der Meinung sind, in Europa wird es ihnen besser gehen als zu Hause, was soll sie dann in ihrer Heimat halten? Heimat ist in Globalisierungszeiten eine ganz lockere Angelegenheit: Sie ist dort, wo es einem gut geht. Ist die einzelne Gruppe groß genug, bleiben Migranten hierzulande unter sich und leben wie im bisherigen Zuhause. Sollten sich die Europäer daran stören – was soll’s. Die finanzielle Mehrbelastung werden sie schaffen. Wohin diese Pionierarbeit führt, bleibt offen. Viel diskutiert wird darüber nicht, der größte Teil der Bevölkerung ist mit einem anderen Problem beschäftigt: der Klimarettung. Auch hier will Europa der ganzen Welt als Beispiel dienen. Vielleicht übernimmt sich Europa in beiden Fragen gewaltig, und beim Erwachen wird es zu spät.

Josef Steiner

Esslingen

Gefährder raus aus
den Parlamenten

Zum Kommentar „Nährboden beackert“ vom 10. Oktober über den Anschlag in Halle und die Rhetorik von AfD-Vertretern:

100 Prozent Zustimmung zu dem Kommentar! Aus der Tatsache, dass sich die AfD nicht von rechten Positionen führender Parteimitglieder distanziert, würde ich freilich nicht nur folgern, die AfD möge ihr rechtes Personal ausschließen, sondern, dass eine solche Partei (die eher zu einer nationalistisch-rassistischen Bewegung mutiert ist) nichts in demokratischen Parlamenten zu suchen hat. Wie viele Morde müssen noch geschehen, bis Gefährder und Verächter der Demokratie nicht mehr als „demokratisch gewählte“ Abgeordnete steuergeldfinanziert in Parlamenten das Feld beackern?

Franz W. Kunstleben

Neuhausen

Die Absagen waren

nicht vorherzusehen

Zu „Ärger um OGL-Kandidaten“ vom 4. Oktober über die Probleme der Offenen Grünen Liste (OGL) Plochingen, ein Gemeinderatsmandat zu besetzen:

Teile von CDU und SPD erheben schwere Vorwürfe gegen die OGL aufgrund des Ausscheidens von Lara Kerner und der Geltendmachung von Hinderungsgründen durch drei potenzielle Nachrückerinnen. Dieser Nachrückprozess wirft viele Fragen bei den anderen Gemeinderatsfraktionen auf. Diese sind legitim und bedürfen ehrlicher Antworten, die die OGL dem Gremium und der Wählerschaft schuldig ist. Dabei gilt es aber auch immer, die Privatsphäre der Kandidatinnen und Kandidaten zu schützen. Trotz sorgfältiger Abwägungen zur Kandidatur kam es zu überraschenden Veränderungen der Lebensumstände der Betroffenen, die das Engagement im Gemeinderat verhindern. Folglich können wir von der OGL die Frage, ob die Hinderungsgründe schon zum Zeitpunkt der Wahl vorgelegen hätten, klar verneinen.

Auch wird unterstellt, dass die Auseinandersetzung der OGL-Nachrückerinnen mit dem Arbeitsaufwand, der mit dem Ehrenamt verbunden ist, unzureichend stattgefunden habe. Das auf dieser Vermutung basierende Fazit, dass dann keine Chancengleichheit für andere potenzielle Kandidaten bestehe, ist zwar korrekt, da aber der zugrunde liegende Vorwurf nicht der Faktenlage entspricht, ist dieser nicht zu halten. Um die Wählerschaft zu täuschen, hätte die OGL dies alles von vornherein planen müssen. Die aktuelle Situation zeigt aber Folgendes: Die OGL bekommt negative Schlagzeilen und muss allerhand Kritik einstecken – in den sozialen Netzwerken und auch darüber hinaus.

Zudem gilt es zu bedenken, dass bei der vorherigen Kommunalwahl junge Kandidaten durch die Wählerschaft rigoros abgestraft wurden. Deshalb war es alles andere als sicher, dass sich dieser Trend bei der Kommunalwahl 2019 umdrehen würde. Folglich ist mit der Aufstellung junger Kandidatinnen auf den aussichtsreichsten Listenplätzen ein hohes Risiko eingegangen worden. Offensichtlich ist es so: Die Wählerschaft wollte, dass die Fraktion der Offenen Grünen Liste mit fünf Sitzen im Plochinger Gemeinderat vertreten ist – genau das wird aber von Teilen von CDU und SPD verhindert, somit kommt der Wille der Wählerschaft nicht zum Tragen.

Lorenz Moser

OGL-Gemeinderat

Plochingen

Leben auf
Kosten anderer

Zu „Wege in die automobile Zukunft gesucht“ vom 10. Oktober über eine Veranstaltung der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen:

Die Automobilindustrie sucht in Nürtingen den Weg in die Zukunft. Parallel dazu werden wir Verbraucher aber wieder einmal für dumm verkauft. Die Werbung gaukelt uns etwas vom Null-Emissionsauto vor: kein CO2, keine Abgase. Wo kommt die Energie denn auf solch wunderbare Weise her? Wir leben wieder einmal auf Kosten anderer. Das Lithium für die Batterien kommt aus Australien, Argentinien, Chile und Bolivien. Dort werden die Ärmsten der Armen um ihre Zukunft gebracht und ausgebeutet, damit wir weiter mit gutem Gewissen im Stau stehen können. Diese Menschen werden nicht nur weiter in Armut leben, sondern wir entziehen ihnen auch noch die Lebensgrundlage, verbrauchen nämlich Unmengen Wasser für die Lithiumgewinnung, für die E- Antriebstechnik.

Wir haben einen kompletten Kontinent ins Chaos gestürzt (Afrika) und wundern uns, wenn die Geschädigten jetzt bei uns fetten Weißen anklopfen. Setzen wir nun darauf, dass der Atlantik zwischen uns liegt und man nicht ohne weiteres nach Europa schwimmen kann? Wir zetern über Brasiliens Präsidenten, der die Regenwälder abholzt – aber was tun wir? Wo ist unser ach so hoch gelobtes Christentum?

Klaus Schlenkermann

Wernau

Hinweis

Veröffentlichungen in dieser Rubrik

sind keine redaktionellen Meinungsäußerungen. Die Redaktion behält

sich Kürzungen vor.