Eltern sorgen sich um Lernlücken durch den Fernunterricht. Foto: picture alliance/dpa/Stefan Puchner

Vielen Eltern und Lehrer glauben, dass Schüler ihre Lernlücken in einem Corona-Aufholjahr am Gymnasium schließen könnten. Ihre Petition findet in Windeseile viele Tausende Unterstützer.

Stuttgart - Der massive Ausfall von Präsenzunterricht in der Corona-Krise an den Gymnasien in Baden-Württemberg macht Eltern und Lehrern zunehmend Sorge. Das zeigt sich am Erfolg einer Online-Petition. Sie fordert, dass die Regierung für die Klassen fünf bis zehn vom nächsten Schuljahr an ein zusätzliches Schuljahr einschieben soll. Durch das „Corona-Aufholjahr“ soll die Rückkehr zu einem neunjährigen Gymnasium eingeleitet werden. So sollen die Schüler genug Zeit bekommen, Lernrückstände, die im Fernunterricht entstanden sind, aufzuholen. Mehr als 21 900 Unterstützer hat die Petition in fünf Wochen gefunden und damit das Quorum erreicht. Nun werden die Landtagsabgeordneten zu einer Stellungnahme aufgefordert. In der momentanen Situation sei die Petition ein „Selbstläufer“ gewesen, sagt Anja Plesch-Krubner, eine der Initiatoren der Petition. Im vergangenen Jahr konnte Plesch-Krubner mit der Verlängerung ihrer Petition „G 9 jetzt!“ aus dem Jahr 2018 bereits mehr als 63 200 Unterstützer erreichen.

Regierung will nicht von G 8 abweichen, Grüne setzen auf „Lernlückenprogramm“

Das Kultusministerium hält es nicht für notwendig, wegen der Corona-Pandemie zu einem neunjährigen Gymnasium zurückzukehren. Bereits im vergangenen Jahr bewertete das Ministerium den Vorschlag des Philologenverbands bei den Klassen fünf bis sieben auf G 9 zurückzukehren folgendermaßen: „Eine Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang wäre in dieser Kurzfristigkeit nicht solide umsetzbar, zumal das Kultusministerium auch keine Notwendigkeit darin sieht, vom achtjährigen Bildungsgang abzuweichen.“ Auch Sandra Boser, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, lehnt das „Corona-Aufholjahr“ ab: „Unsere ganze Kraft und Konzentration darf jetzt nicht einer Schulstrukturdebatte gelten. Sondern muss darauf ausgerichtet werden, wie wir Schülerinnen und Schülern dabei helfen, Unterrichtsstoff aufzuholen.“ Ihre Partei setze dabei auf ein „ambitioniertes Lernlückenprogramm“.