Der Fernbahnhof am Flughafen ist im Bau. In ihn soll, anders als bisher geplant, auch die Gäubahn fahren. Foto: DB Projekt Stuttgart–Ulm/Arnim Kilgus

Der DB-Bevollmächtigte im Land will am Montag eine Zustimmung für vorbereitende Bauarbeiten am Flughafen. Damit wäre die Lage des Tunnels zementiert.

An das Bahnprojekt Stuttgart 21 könnte auf den Fildern ein Kapitel angehängt werden. Statt der geplanten Zuführung der Gäubahn (Züge aus Singen) über die Gleise der S-Bahn sollen zwei neue Tunnel zwischen Böblingen und dem Flughafen gegraben werden. Die für S 21 zuständige Projektgesellschaft der DB wirbt für den sogenannten Pfaffensteigtunnel, sie hat Vorplanungen veröffentlicht. Einen Bauantrag gibt es nicht, eine Festlegung des Bundes, der den Tunnel finanziert, zum Baustart fehlt ebenfalls. Dennoch erwartet die Bahn von den S-21-Partnern am Montag bei der Sitzung des Lenkungskreises die Zustimmung für den vorgezogenen Bau späterer Tunnelanschlussstücke an die S-21-Infrastruktur.

Plieningen sieht sich stark betroffen

In Plieningen, dem südlichsten Stuttgarter Stadtbezirk mit 13 400 Einwohnern, sieht man die Planänderung mit Sorge. Denn wie schon für den Bau des Fildertunnels zum Tiefbahnhof würde die Bahn für den Pfaffeinsteigtunnel über Jahre landwirtschaftliche Flächen in Anspruch nehmen. Sie will die beiden je etwa 11,5 Kilometer langen Tunnelröhren mit einer Bohrmaschine von Plieninger Gelände aus graben. Nicht nur der Tunnelaushub auf der etwa acht Hektar großen Baustellenfläche wäre enorm. Der Plieninger SPD-Bezirksbeirat Ulrich Berger rechnet mit rund 3,2 Millionen Tonnen Aushub, für dessen Abfuhr rund 266 000 Lastwagenfahrten nötig wären. Damit nicht genug. Die Baustellenfläche werde so wie beim Bau des Fildertunnels noch wachsen, denn die Röhren nach Böblingen würden aus Betonfertigteilen, sogenannten Tübbingen, zusammengefügt. Für diese wären weitere rund 27 800 Fahrten nötig. Das hat Berger anhand der Daten für den überwiegend aus Tübbingen gebauten Fildertunnel errechnet.

In der Summe sei das untragbar für den Bezirk, der schon für die Schnellfahrtstrecke Stuttgart–Ulm 36 Hektar Anbaufläche verloren habe. Berger schlägt vor, den Pfaffensteigtunnel von Böblingen aus zu bauen, außerdem solle er in direkter Linie in den Fernbahnhof am Airport münden, der bereits im Bau ist. Womöglich wäre der Anschluss an die S-21-Infrastruktur am Flughafen mit Bergers Vorschlag anders zu bewerkstelligen, als die Bahn ihn am Montag abstimmen will. Berger sieht den Vorteil, dass mit seiner Lösung Züge aus Singen auch in Richtung Ulm weiterfahren könnten. Der Bezirksbeirat sieht Plieningen alleingelassen. In der Stadtverwaltung beschäftige sich derzeit wohl „niemand ernsthaft mit diesem Thema und kümmert sich um die Stuttgarter Belange“.

Bahn baut Druck auf

Trotz des frühen Planungsstadiums erwartet die Bahn, dass auch die Landeshauptstadt am Montag der Forderung zustimmt. Die Firma, die derzeit den Flughafenbahnhof baue, „möchte wissen, ob sie den Anschlussbereich für den Pfaffensteigtunnel gleich mitbauen soll“, schreibt derDB-Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, Thorsten Krenz, an die Projektpartner. Krenz will Fakten schaffen. Er warnt die Partner vor einer Weigerung. Dann müssten später „zu deutlich höheren Kosten und mit wesentlich größeren Auswirkungen auf den Betrieb“ 150 Meter der aktuell im Bau befindlichen Röhren zum Flughafenbahnhof wieder abgebrochen werden. Krenz: „Wer will es verantworten, das Zeitfenster verstreichen zu lassen?“