Im Frühjahr 2016 zogen Flüchtlinge durch die Straßen von Leinfelden-Echterdingen, um sich für die Hilfe zu bedanken, die sie vor Ort erfahren haben. Foto: Archiv Michael Steinert

Manche sind noch immer stark traumatisiert, andere führen ein fast normales Leben: Etwa 570 Menschen versuchen in Leinfelden-Echterdingen eine neue Heimat zu finden.

Leinfelden-Echterdingen - Es ist ruhig geworden um ein Thema, dass noch vor wenigen Jahren für viel Aufregung gesorgt hat. Oberbürgermeister Roland Klenk spricht von einer „fast unauffälligen Situation“. Der Rathauschef hofft, dass der Tatendrang der Ehrenamtlichen nicht nachlassen wird. Er fordert, dass die Zuschüsse von Land und Kreis in gleicher Höhe weiter fließen. Denn: „Wir machen die ganze Arbeit vor Ort.“ Zur Erklärung: Ein Team von elf hauptamtlichen Mitarbeitern sowie vier ehrenamtliche Helferkreise kümmern sich um die Flüchtlinge in der Stadt. Da sei es das Mindeste, dass man sich zumindest mit Geld daran beteiligt.

Rund 570 Menschen, die aus ihrem Heimatland geflohen sind, leben derzeit in Leinfelden-Echterdingen. Sie haben Syrien, dem Irak, dem Iran, Afghanistan, Eritrea, der Türkei oder auch Schwarz-Afrika den Rücken gekehrt. Sie bringen ganz unterschiedliche Geschichten und Lebensläufe mit. Unter den Geflüchteten gibt es laut Peter Löwy, dem Leiter des Amtes für soziale Dienste, Familien, die hier ganz normal leben, aber auch „hochtraumatisierte Menschen“, die nicht in der Lage sind, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Manche konnten weder lesen noch schreiben, als sie nach Deutschland kamen, andere haben in ihrer Heimat bereits studiert.

Immer mehr finden Arbeit

Dennoch konnten in diesem Jahr deutlich mehr Zuwanderer in den Arbeitsmarkt integriert werden, als noch im vergangenem Jahr. „Viele haben ihre Sprachkurse abgeschlossen. Diese Kräfte werden nachgefragt“, sagt dazu Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell. Die Stadt verfolgt dabei auch den Ansatz, jugendliche Frauen für einen Hauptschulabschluss und für eine Ausbildung zu gewinnen.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt bleibt derweil angespannt: Gerade einmal 90 Zuwanderer haben selbst eine private Wohnung angemietet. Etwas mehr als 300 Flüchtlinge sind in städtischen Unterkünften untergebracht, wie es sie an der Steinbeisstraße oder der Ulrichstraße gibt.

Die Konflikte dort halten sich laut Kalbfell in Grenzen. Die Stadt könne deshalb auf den Einsatz von Sicherheitspersonal verzichten. In der Unterkunft des Landkreises – dem Nödinger Hof – waren im Oktober derweil 86 Asylsuchende untergebracht. Das einstige Hotel in Stetten bietet eigentlich 116 Plätze. Es ist nicht voll belegt, das werde sich aber bis Ende des Jahres ändern. Grund hierfür ist der aktuelle Konflikt in Nordsyrien.

Stadt sucht laufend Wohnungen

94 Geflüchtete leben zudem in Wohnungen, welche Bürger der Kommune für das Projekt L.-E. mietet zur Verfügung gestellt haben. Die Stadt fungiert als Zwischenmieter, vermittelt zwischen Flüchtlingen und Vermieter. Das Projekt läuft seit April 2016. 40 Mietverhältnisse wurden in dieser Zweit geschlossen, neun davon gingen in ein privates Mietverhältnis über. Letzteres ist das geklärte Ziel. Lob für das Projekt gab es in der jüngsten Gemeinderatssitzung von Stadträten aller Couleur. Die Kommune sucht laufend neue Wohnungen, da die Mietverhältnisse zunächst auf zwei Jahre befristet sind.

Auch interessant: Immer mehr Flüchtlinge, die in Leinfelden-Echterdingen leben, holen ihre Familien nach. Allein 30 Menschen sind in diesem Jahr aus diesem Grund in die Kommune gezogen.