Die S-Bahnen fahren mitten durch Leinfelden-Echterdingen.Foto: Natalie Kanter Foto:  

Die Bahn hat angekündigt, 2024/25 die S-Bahn-Gleise zwischen Stuttgart-Rohr und Flughafen in Schuss zu bringen. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen begreift dies als Chance auch den Lärmschutz an der Strecke zu verbessern.

Die Deutsche Bahn AG treibt die Planungen für den Bau des Pfaffensteigtunnels zwischen Böblingen und dem Flughafen zügig voran. Zwei Röhren sollen den bisher geplanten Anschluss der Gäubahnzüge an den Flughafen über die bestehenden S-Bahngleise ersetzen. Deshalb haben sich auch die Ideen zum Thema Lärm-, und Erschütterungsschutz an den Gleisen, die mitten durch Leinfelden-Echterdingen führen, überholt.

Dazu passt, dass die DB Netze, das Infrastrukturunternehmen der Deutschen Bahn, gegenüber der Kommune und der Bürgerinitiative für menschen- und umweltverträglichen Schienenverkehr in Leinfelden-Echterdingen angekündigt hat, das sie 2024 und 2025 die S-Bahn-Gleise zwischen Stuttgart-Rohr und Flughafen wieder in Schuss bringen will. „Dabei handelt es sich um eine technische Sanierung,“ sagt Philipp Schwarz, Leiter des städtischen Planungsamtes unserer Zeitung. Das Gleismaterial soll auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden.

Die ersten Arbeiten sind im Jahr 2024 vorgesehen

Die Arbeiten für den ersten Abschnitt – zwischen Stuttgart-Rohr und Leinfelden – sind im Jahr 2024 vorgesehen. Die Bahn wird dafür den gesamten Bauabschnitt zwischen dem 15. Juli und 20. September 2024 sperren. Fahrgäste müssen etwa zwei Monate mit Einschränkungen leben. „Die S-Bahn Stuttgart wird einen Ersatzverkehr mit Bussen planen und sich auch wegen alternativer Verbindungen bei den Stuttgarter Straßenbahnen mit der SSB abstimmen“, erklärt dazu ein Sprecher des Unternehmens. Die Gleissanierung im zweiten Abschnitt – zwischen Flughafen und Leinfelden – soll im Jahr 2025 folgen. Hierfür hat die Bahn noch keinen konkreten Zeitraum genannt.

Diese Sanierung der Gleise, die turnusmäßig erst Mitte der 2030er Jahre vorgesehen war, kommt damit noch früher, als das im Frühjahr in einer Presseerklärung der Stadt und der Bürgerinitiative angekündigt wurde. Da war von 2025 die Rede. Die Deutsche Bahn hatte 2021 den Anwohnerinnen und Anwohner an der Bahnstrecke in Leinfelden-Echterdingen zugesagt, die Erschütterungen aus dem laufenden Bahnbetrieb zu untersuchen und Maßnahmen im Zusammenhang mit einer Gleiserneuerung zu treffen, informiert dazu das Unternehmen. „Klimaschutz und Mobilitätswende gelingen nur mit einer starken Schiene.“ Dazu zähle auch die Akzeptanz der Schiene durch Anrainer. Mit dem Vorziehen der Gleiserneuerung in die Jahre 2024 und 2025 wolle die Bahn einen Beitrag für mehr Akzeptanz leisten.

Starke Erschütterungen in den Häusern

Zur Erinnerung: In Leinfelden-Echterdingen gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die vom Schienenlärm geplagt sind und sich schon lange an einem Wummern und Dröhnen stören, das sich in ihren Häusern ausbreitet, sobald ein Zug vorbeigefahren ist. Der Bürgerinitiative war es im Mai 2021 gelungen, Vertreter der DB-Netze an die Gleise nach Unteraichen zu holen. Dort haben sie ihre Probleme thematisiert. Die Bahn hatte dann im September 2021 die Erschütterungen an vier Stellen der Strecke gemessen. Dabei und durch Nachdruck eines von der Stadt eingeschalteten Experten wurde festgestellt, dass zwar keine Grenzwerte überschritten werden, dass die auf dieser Strecke eingesetzte neue Triebwagengeneration aber andere Geräusche verursache, als die Vorgängerzüge es getan hatten. Diese Erschütterungen bringen die Wände und Decken von Gebäuden stärker zum Schwingen, als jene von zuvor eingesetzten Züge.

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen und auch die Bürgerinitiative wollen nun erreichen, dass sich im Zuge der angekündigten Gleissanierung auch der Lärm- und Erschütterungsschutz an der S-Bahn-Strecke deutlich und nachhaltig verbessern. Hierfür sei man in Gesprächen mit Vertretern der DB Netze, erklärt Amtsleiter Schwarz. „Wenn man schon den Patienten auf den Tisch hat, sollte man doch gleich alle Wehwehchen beseitigen“, sagt Ulrich Löchner, der Sprecher der Initiative. „Unser Ansinnen ist es, dass alle möglichen Maßnahmen am Gleis zum Einsatz kommen“, sagt Schwarz. Die geplante Sanierung sei eine Chance, die sich in den kommenden Jahrzehnten für Leinfelden-Echterdingen nicht wieder bieten werde. Klar sei, dass es keine meterhohen Schallschutzwände mehr geben wird, wie das bei der bisherigen Planung zum S-21-Filderabschnitt vorgesehen war.

Was passiert bei der Sanierung?

Neue Schwellen
Die Deutsche Bahn wird den Schotteroberbau der Gleise, die Schwellen und die Schienen erneuern. Dabei will die Bahn besohlte Schwellen und elastische Zwischenlagenplatten einbauen. „Das ist aktueller Stand der Technik“, erklärt ein Bahnsprecher. Besohlte Schwellen weisen auf ihrer Unterseite elastische Kunststoffmatten auf. Dadurch mildern sie Erschütterungen ab.

Elastische Platten
Die DB hat sich außerdem vorgenommen, elastische Zwischenlagenplatten zwischen Schiene und Schwelle einzubauen. Auch dadurch könnten Erschütterungen abgemildert werden, erklärt der Sprecher. Anfang 2023 werde ein Versuch zur Wirksamkeit dieser Platten stattfinden – als Grundlage für weitere Entscheidungen. Zur Verbesserung des Lärmschutzes will die Bahn Unterschottermatten dort einbauen, wo sie gutachterlich empfohlen werden. Das Unternehmen beauftrage das entsprechende Gutachten.