Timo Barthel (r) und Jaden Eikermann aus Deutschland in Aktion. Foto: dpa/Gregorio Borgia

Klippenspringerin Iris Schmidbauer bejubelt ihren größten Karriereerfolg aus spektakulärer Höhe. Ihr Gold ist nicht die einzige Medaille für das deutsche Team am Freitag in Rom.

Die Goldmedaille bei der EM-Premiere ihres spektakulären Sports feierte Klippenspringerin Iris Schmidbauer mit einem lauten Jubelschrei. Bei der Siegerehrung genoss die 27-Jährige die Hymne und machte sich anschließend lächelnd auf zum Interviewmarathon. „Dass es für Gold gereicht hat – der Wahnsinn!“, sagte Schmidbauer. Vom riesigen Sprungturm mit Blick auf den Petersdom und das Olympiastadion sprang die Bayerin aus 20 Metern Höhe zu ihrem größten Karriereerfolg.

Schmidbauer siegte am Freitag in Rom mit 309,30 Punkten vor der Ukrainerin Antonina Wyschywanowa (295,40) und der Italienerin Elisa Cosetti (284,30). Die zweite deutsche Starterin Anna Bader landete mit 281,90 Zählern auf Rang vier. Die 38-Jährige verpasste Bronze nur um 2,4 Punkte. Klippenspringen, das beim Weltverband offiziell High Diving heißt, ist in diesem Jahr erstmals in die Schwimm-Europameisterschaften integriert.

Beim traditionellen Wasserspringen mit Wettbewerben vom Brett und Zehn-Meter-Turm durfte sich das deutsche Team am Freitag im Foro Italico ebenfalls über Edelmetall freuen. Jaden Eikermann sprang mit Timo Barthel zu Bronze und damit wie Schmidbauer zum größten Erfolg der bisherigen Laufbahn.

Am Tag nach der Freistellung von Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow lief sportlich aber bei Weitem nicht alles so gut wie erhofft. „Ich weiß, ich habe mehr drauf. Aber heute sollte es einfach nicht sein“, sagte Tina Punzel nach Rang vier. Vom Drei-Meter-Brett zählte Deutschlands beste Wasserspringerin zu den Topfavoritinnen, sie kam aber von Beginn an nicht gut in den Wettkampf.

Zur Meisterin krönte sich eine Italienerin

„Ich habe bei den ersten zwei Sprüngen schon gedacht, irgendwas passt heute nicht so 100 Prozent zusammen. Dann habe ich gedacht, ich mache beim dritten Sprung voll auf Angriff. Das ging natürlich auch voll in die Hose“, sagte die 27-Jährige. Für ihre fünf Sprünge erhielt Punzel 277,65 Punkte. Die zweite deutsche Starterin Lena Hentschel wurde mit 233,95 Zählern Zwölfte. Zur Europameisterin krönte sich die Italienerin Chiara Pellacani. Ob es ihr letzter Sprung gewesen sei, wurde Punzel nach dem Wettkampf gefragt. „Dazu sage ich im Moment gar nichts“, antwortete die Dresdnerin.

Zuvor hatte sie bei den Europameisterschaften in Italien bereits zweimal Gold gewonnen - unter anderem am Vortag gemeinsam mit Hentschel. „Ich hätte heute schon noch mal gerne eine Medaille mitgenommen“, sagte Punzel. „Ich glaube, mit den zwei Goldmedaillen kann ich trotzdem mit einem guten Gefühl nach Hause fahren.“

Eikermann hat noch Großteil der Karriere vor sich

Während Punzel zu den ganz Routinierten ihrer Sportart zählt, hat der 17 Jahre alte Eikermann den Großteil seiner Karriere wohl noch vor sich. Mit Barthel musste sich Eikermann im Synchronspringen vom Turm nur den siegreichen Briten Ben Cutmore und Kyle Kothari sowie Kirill Boliuch und Oleksij Sereda aus der Ukraine geschlagen geben. Barthel und Eikermann waren mit dem Ergebnis zufrieden, grenzenlose Freude herrschte bei ihnen aber nicht.

Barthel sprach von einem „weinenden Lächeln“, die Trainingsleistung sei besser gewesen. „Wir hatten richtig Lust auf den Wettkampf. Leider ist der ein oder andere Sprung nicht so gelungen, wie wir uns das gewünscht haben“, sagte der 26-Jährige. Für ihre sechs Sprünge erhielt das deutsche Duo 369,30 Punkte. „Es ist meine erste EM-Medaille. Ich freue mich auf jeden Fall darüber – vor allem, das an Timos Seite im Synchron zu schaffen“, sagte Eikermann.

Laut Barthel habe sich die Freistellung von Bundestrainer Lutz Buschkow am Vortag nicht negativ auf die Konzentration ausgewirkt. „Wir sind voll beim Wettkampf“, betonte er. Barthel sagte zudem: „Wir sind ein Team und wenn einer fehlt, ist das natürlich immer blöd. Deswegen hoffen wir einfach, dass sich das so schnell wie möglich klärt und dass wir ihn schnell wiederhaben.“

„Aber viel mehr sage ich dazu jetzt auch nicht“

Punzel erklärte nach ihrem Vorkampf am Vormittag, komplett ausblenden könne sie die Situation „natürlich nicht. Aber viel mehr sage ich dazu jetzt auch nicht“.

In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel „Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“ spricht der frühere Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel über Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen seinen inzwischen gestorbenen früheren Trainer Werner Langer.

Buschkow wird in der Dokumentation vorgeworfen, er habe zum damaligen Zeitpunkt Kenntnis über die Vorwürfe Hempels gegenüber dessen damaligen Trainer gehabt. „Der DSV-Vorstand prüft diesen Vorwurf aktuell intensiv“, hieß es in einer Stellungnahme des Deutschen Schwimm-Verbands am Donnerstag. Der DSV teilte allerdings auch mit, dass die bisherige Akteneinsicht keinerlei Anhaltspunkte ergeben habe, dass Hempels Vorwürfe gegen Buschkow zuträfen.