In der Breitwiesenhalle konnten sich die Besucher des Infotags über alltägliche Hilfen informieren – und sich auch wie hier bei Bewegungsübungen testen. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Wie kann der Alltag von Menschen im Alter und mit Behinderung erleichtert werden? Um dieses Themenfeld von baulichen Hilfen bis zu Schutz vor Betrug ging es bei einem Infotag in Hochdorf.

HochdorfOb aus Altersgründen oder aufgrund einer Erkrankung – wer mit einer körperlichen Einschränkung lebt, ist froh um jedwede Erleichterung im Alltag. Wie diese aussehen und wo man sich informieren kann, hat der Infotag „Barrieren überwinden – Leben im Alter, Leben mit Handicap“ aufgezeigt, der erstmals in der Hochdorfer Breitwiesenhalle stattfand. Organisiert wurde er vom örtlichen Verein Miteinander-Füreinander, vormals Krankenpflegeverein Hochdorf. „Ganz wichtig war uns, dass es keine klassische Seniorenmesse wird, sondern ein Angebot, dass sich an alle Altersgruppen richtet – allgemein an Menschen mit einem Handicap und entsprechendem Versorgungsbedarf sowie deren Angehörige“, betont Manfred Braun, Vorsitzender bei Miteinander-Füreinander.

Themen sind dabei die barrierefreie und lebenserleichternde Gestaltung des eigenen Wohnraums, umfassende Informationen zu verschiedenen Pflegeangeboten – ob im privaten Raum oder in einer entsprechenden Einrichtung – sowie ganz allgemein die Info über und Kontaktmöglichkeit zu Anlaufstellen bei den Themenschwerpunkten Pflege und Behinderung. Neben verschiedenen Hochdorfer Handwerksbetrieben und einem Stuttgarter Sanitätshaus waren Vereine und Einrichtungen wie die Diakoniestation, das DRK, Rückenwind Esslingen – Pflegende Mütter behinderter Kinder stärken, der Verein für Körperbehinderte Esslingen, Amsel Wernau (Kontaktgruppe für MS-Kranke), buefet Kirchheim, ein Rechtsanwalt sowie die Vertreter der geplanten neuen Pflegeeinrichtung Wohnen plus der Evangelischen Heimstiftung unter den Ausstellern.

Spatenstich Frühjahr 2019

Für Letztere liegt nun die Baugenehmigung vor, der Spatenstich ist aktuell fürs Frühjahr 2019 geplant, die Bauzeit wird von Karin Stiebler von der Regionaldirektion Rems-Neckar-Alb mit 15 bis 18 Monaten beziffert. Interessierte konnten sich über das künftige Angebot der neuen Hochdorfer Einrichtung aus erster Hand informieren, individuelle Beratungen sind zudem jederzeit über die Evangelische Heimstiftung möglich, betonte die künftige Einrichtungsleiterin Karen Zoller.

Zusätzlich zu den Ausstellern standen informative Vorträge zu den Themen Pflegeversicherung, wichtige Vorsorgepapiere, Sinn von CO-Meldern (Kohlenmonoxid) sowie Schutz vor Trickbetrügern auf dem Programm.

Zu Letzterem war Daniel Straub, Erster Polizeihauptkommissar und stellvertretender Leiter des Polizeireviers Kirchheim, in die Breitwiesenhalle gekommen. Gespannt folgten die Zuhörerinnen und Zuhörer seinen Ausführungen und Verhaltenstipps rund um die weit verbreitete Problematik der Trickbetrügerei, deren Opfer besonders häufig alleinstehende Senioren sind. „Die Fälle sind deutschlandweit explosionsartig angestiegen, der wirtschaftliche Schaden geht in die Millionen“, betonte Straub. Umso wichtiger sei eine umfassende Aufklärungsarbeit, die die Polizei leiste, sowie das richtige Schutzverhalten jedes Einzelnen. So gelte etwa, an der Haustüre von scheinbaren Amtspersonen immer einen Ausweis zu fordern und sich gegebenenfalls bei deren Arbeitsstelle telefonisch rückzuversichern. Ebenso bei unangekündigten Handwerkern oder Ähnlichem. „Bevor das nicht abgeklärt ist, lassen Sie niemanden herein und zeigen Sie niemals, wo Sie ihre Wertsachen aufbewahren“, sagte Straub in Richtung der Zuhörer. Eine weitere Masche der Trickbetrüger sei das Vortäuschen einer Notlage. Auch hier gilt: Die Person erst genau anschauen, etwa durch ein Fenster oder den Türspion, nicht hereinbitten und sich gegebenenfalls Hilfe holen, zum Beispiel in der Nachbarschaft.

Eigene Vier Wände optimieren

Bei den Handwerksbetrieben bekamen die Besucher ebenfalls zahlreiche Informationen über: sich selbst abschaltende Herde, lebensrettende Kohlenmonoxid-Melder, die Nachrüstung der alten Dusche zu einer barrierefreien ebenerdigen Variante, besonders belastbare Fußböden etwa für Rollstuhlfahrer, oder den Einbau eines Handlaufs in den eigenen Vier Wänden, der beispielsweise blinden Personen zur Orientierung dienen kann. Schreiner Dietmar Hoyler machte zudem auf die service-plus-zertifizierten Handwerksbetriebe im Kreis Esslingen aufmerksam, zu denen er selbst gehört. „Service plus ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kreisseniorenrats, der Wohnberatung Landkreis Esslingen und der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen.“ Die zugehörigen Betriebe aus dem Handwerks- und Dienstleitungssektor bieten zusätzlich zu ihrer Fachkompetenz eine Beratung im Hinblick auf die besonderen Anforderungen und Bedürfnisse von älteren Menschen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen an.

Ein Experte auf dem Gebiet der Wohnberatung ist Ralf Fischer, Kontaktgruppenleiter der Amsel Wernau und zudem beratend bei buefet Kirchheim aktiv. Fischer ist selbst an Multipler Sklerose erkrankt und weiß daher genau, welche baulichen Maßnahmen Sinn machen und welche nicht. „Da reichen teils Kleinigkeiten und Ergänzungen aus, man muss nicht gleich neu bauen.“

Nach dem gelungenen Auftakt von „Barrieren überwinden – Leben im Alter, Leben mit Handicap“ mit ungefähr 300 Besucherinnen und Besuchern ist eine Wiederholung des Infotags in den nächsten Jahren geplant.