Karl Lauterbach plädiert für frühere Boosterimpfungen. Foto: AFP/Ina Fassbender

Der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach arbeitet schon an Bestellungen für den neuen Corona-Impfstoff, berichtet er in der Talkshow Maybrit Illner.

Berlin - Jetzt ist er Bundesgesundheitsminister, aber den Talkshows bleibt er treu. In seinem neuen Amt verfolgt Karl Lauterbach (SPD) klare Ziele im Kampf gegen Corona. „Wir müssen so schnell wie möglich die Bevölkerung so gut immunisieren, dass wir die Deltavariante abschließen und die Omikron-Welle noch vermeiden können“, sagte er am Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“. Das hält der Epidemiologe durchaus für möglich. „Wir werden das schaffen“, betonte er in Anlehnung an das Zitat von Angela Merkel und versicherte, „wir werden alles dafür tun“.

Schutz nur durch Auffrischungsimpfung

Allerdings biete nur eine dritte Impfung einen Schutz gegen die Omikronvariante des Virus. Lauterbach sprach sich für Auffrischungsimpfungen bereits fünf Monate nach der zweiten Impfung aus. Genesene sollten ebenfalls erneut geschützt werden. Neueste Forschungen lassen Lauterbach zufolge vermuten, dass Genesene sich schnell mit der Omikronvariante infizieren können.

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Neben der Impfbereitschaft sei die Versorgung mit Impfstoffen entscheidend. Der Biontech-Impfstoff biete drei Monate nach der Auffrischungsimpfung nur noch einen Schutz von 25 Prozent gegen die Omikronvariante. Im Frühjahr könnte ein neuer Impfstoff gegen die Variante auf den Markt kommen. Doch zu dem Zeitpunkt könnte die geplante Impfpflicht in Kraft treten und das Land würde mit der Welt um den neuen Impfstoff konkurrieren.

Lauterbach sieht sich in der Pflicht

Lauterbach sieht die Schwierigkeiten bei der Impfstoffversorgung in den kommenden Monaten, aber er sieht sich auch in der Pflicht: „Das sind wir der Bevölkerung schuldig“, erklärte er. Schon am Tag nach seinem Amtsantritt berichtete er von einer Inventur über den Impfstoffbestand und über Impfstoffbestellungen für das kommende Jahr. Dabei wolle er sicherstellen, dass die Bestellungen auf den neuen Omikron-Impfstoff übergehen, sobald der auf dem Markt sei. Und er betonte: „Wir brauchen Reserven an Impfstoff“.

Für dieses Jahr reichen die Vakzine, das hat die erste Bestandsaufnahme des Ministers ergeben, den Tina Hildenbrandt, die Chefkorrespondentin der „Zeit“ als „den ersten direkt gewählten Minister“ bezeichnete. Viele Bürger hatten sich den Gesundheitspolitiker und Mediziner Lauterbach für das Amt gewünscht.

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Sollte das Ziel, noch in diesem Jahr 30 Millionen Dosen zu verimpfen, verfehlt werden, liege es jedenfalls nicht an der Impfstoffversorgung, sondern am Impftempo, so Lauterbach.

Physikerin für kurzen harten Lockdown

Reicht das Impftempo, um einen weiteren Lockdown zu verhindern? Für die Physikerin Viola Priesemann vom Göttinger Max Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation kommt es darauf an, was die Politik erreichen will. „Impfen hilft“, sagte sie, vor allem gegen schwere Verläufe.

Wenn das Ziel bleibe, dass die Intensivstationen nicht über eine bestimmte Grenze belastet werden sollen, „das geht vielleicht mit 2G“, erwartet die Wissenschaftlerin. Wenn aber die Fallzahlen deutlich nach unten gedrückt werden sollten, dann brauche es einen weiteren Lockdown. Priesemann vertritt die Auffassung „kurzes und hartes Durchgreifen belastet weniger als halbe Lockdowns“.

Von harten Lockdowns will der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) eigentlich nichts hören. Er hofft auf 2G als milderes Mittel. Dabei zeichnet sich jedoch ab, dass sechs Monate nach der zweiten Impfung Menschen ohne Auffrischungsimpfung nicht mehr als Geimpfte im Sinne von 2G gelten werden und auch Geimpfte aufgefordert bleiben, ihre Kontakte zu reduzieren. Hans warnte auch vor übergroßen Familienfeiern zu Weihnachten.

Zurückhaltung beim Thema Impfpflicht

Für Lauterbach ist klar, die Omikronwelle lasse sich nur mit Boostern und Impfpflicht vermeiden. Hans äußerte sich zurückhaltend beim Thema Impfpflicht. Er erinnerte an die früheren Beteuerungen der Politiker, es werde keine Impfpflicht geben und warnte vor dem Vertrauensverlust. Es müsse klar werden, was mit einer Impfpflicht erreicht werden solle.

Auch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann nannte in der Talkrunde eine Impfpflicht „das letzte Mittel“ und warnte: „Wir werden viele nicht mehr erreichen“. Sie riet dazu, Influencer zu gewinnen, damit sie in den sozialen Medien „neben Lippenstift auch für das Impfen werben“.