Guten Appetit für einen guten Zweck – und mit dem OB an der Essensausgabe Foto: Frank Eppler

Schnitzel und Frikadellen für den guten Zweck: Bei der „Langen Tafel“ in Schorndorf füllen sich so viele Besucher wie noch nie den Bauch. Nur die Gastgeberin fehlt.

Die Gastgeberin wurde vermisst. Renate Frank, die mit Helmut Topfstedt, den Schorndorfer Tafelladen leitet, war positiv auf das Coronavirus getestet worden und musste daheim bleiben. Doch die 77-Jährige bekam viele Fotos geschickt, vom Blumenschmuck, von zufriedenen Menschen die es sich schmecken ließen und von Tischgesprächen, die sehr fröhlich aussahen. „Die Lange Tafel ist ihr Baby“, sagte Helmut Topfstedt, der seit zwölf Jahren im Team mit Renate Frank den Tafelladen in der Grabenstraße 28 führt.

150 Menschen können gleichzeitig essen

Shadwan All Shikh kam 2015 aus Syrien. Als Freiwilliger im Tafelladen habe er nicht nur neue Freunde gefunden hat, sondern dank der Einrichtung in Schorndorf auch eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker machen können, wie er berichtete. Jetzt arbeitet er in der Lkw-Branche bei einem großen Automobilhersteller. „Meine Freizeit und mein Herz gehören dem Tafelladen, immer wenn ich kann, helfe ich mit.“ So wie an diesem Sonntag, als die „Lange Tafel“ nach zwei Jahren Pause auf den Marktplatz in Schorndorf zurückgekehrt ist.

Genauer gesagt, waren es zwei lange Tafeln, die die Helfer unter großen Sonnenschirmen aufgebaut hatten. 150 Menschen konnten so gleichzeitig in großer Runde essen, und um Punkt 12 Uhr waren fast alle Plätze besetzt.

Backbeginn um 4 Uhr am Morgen

„Hier läuft es wie Schnitzelbacken“, sagte Bernd Hornikel. Der Oberbürgermeister der Daimlerstadt, hatte die Schirmherrschaft und zudem auch die erste Schicht an der Essensausgabe übernommen. Für ihn persönlich sei die Tafel ein ganz wichtiges Thema, auch weil immer mehr Menschen in Schorndorf, darauf angewiesen seien, erklärte der Rathauschef zwischen Tellern mit Schnitzel oder Gemüsefrikadellen und Kartoffelsalat. „Hier essen die, die es sich leisten können vor mir aus gerne auch zwei Schnitzel oder Frikadellen für den guten Zweck.“

Die Kunden des Tafelladens kämen eher nicht zur „Langen Tafel“, bestätigte Helmut Topfstedt. „Für die sind acht Euro viel Geld. Aber wir machen das Ganze ja für sie.“ Mit großer Unterstützung seitens des Schorndorf Centro und Lions Club Schorndorf sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Awo, die Trägerin des Tafelladens ist. Auch die Geschäftsleute beteiligen sich. „Fünf Schorndorfer Metzger haben uns die Schnitzel gespendet“, sagte Topfstedt. Die gut bestückte Kuchentheke ist derweil ein Geschenk des Inhabers der Eisdiele in der Höllgasse. Georgios Vlassidis spendete den Nachtisch für die Lange Tafel und die Einnahmen für bedürftige Menschen in der Stadt . „Unsere Konditorin hat um 4 Uhr mit dem Backen angefangen“, sagte er mit Blick auf die großen Bleche mit Zwetschgen- oder Käsekirschkuchen, Rahmpfirsich- oder Apfelstreuselschnitten.

Beeindruckende Bilanz

Nach eineinhalb Stunden war die Schicht von Bernd Hornikel zu Ende. Viele Portionen Schnitzel und Frikadellen waren an ihm vorbeigegangen, jetzt konnte es sich auch der OB schmecken lassen. Helmut Topfstedt zog derweil eine erste Bilanz. „In den Vorjahren waren, mit Ausnahme des Remstal-Gartenschaujahres, immer rund 200 Gäste zum Essen da, diesmal waren es fast 250“, sagte der 77-Jährige. Zufrieden griff er zum Telefon, um die kranke Kollegin aus dem Leitungsteam über den positiven Verlauf der „Langen Tafel“ zu informieren. „Sag Renate einen lieben Gruß“, rief Shadwan All Shikh, der in diesem Moment eine Gemüsefrikadelle verspeiste, vom Nebentisch herüber.