Eine Agri-PV-Anlage: unter diesen Solarmodulen wächst Hopfen. Foto: dpa/Armin Weigel

Vertreter ganz unterschiedlicher Fraktionen in Stuttgart haben eine Idee entwickelt, wie man mit dem Dilemma zwischen Landwirtschaft und Photovoltaik umgehen könnte. Bis zu einem gewissen Grad wollen sie Äcker vor Solarmodulen „schützen“.

Dass sich diese Fraktionen und Gruppen in Stuttgart zusammentun, ist nicht alltäglich: Grüne, Linke, SÖS, Puls und Tierschutzpartei haben mit der FDP eine Art Kompromissvorschlag entwickelt, wie man mit dem Dilemma zwischen Landwirtschaft und Photovoltaik (PV) umgehen könnte. Bis zu einem gewissen Grad wollen sie Äcker vor Solarmodulen „schützen“.

Hintergrund ist: Der Verband Region Stuttgart würde es gerne leichter machen, Solarmodule auf Freiflächen – also etwa Äckern – aufzubauen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. Stuttgart sowie die Kommunen in der Region können sich dazu positionieren. Und quasi überall wurde bereits eine gewisse Skepsis deutlich – vor allem, weil man um die guten Böden in der Region fürchtet.

Vorschlag: keine PV auf Böden der Stufen vier und fünf

Kürzlich hatte die Stadt Stuttgart daher einen Vorschlag an den Gemeinderat gemacht: nämlich dass Böden, die der höchsten Qualität entsprechen (Stufe fünf), nur für sogenannte Agri-PV-Anlagen genutzt werden. Diese Anlagen unterscheiden sich insofern von klassischen Freiflächen-PV-Anlagen, als dass sie deutlich höher liegen und unter den Modulen Gemüse oder Getreide angebaut werden kann sowie teilweise sogar Feldmaschinen durchfahren können. Zudem hieß es in dem Vorschlag, dass auf diesen qualitativ hochwertigsten Böden die Solaranlagen auf jeweils 2,5 Hektar begrenzt werden sollen.

In dem interfraktionellen Antrag gehen die Stadträte nun noch etwas weiter: Sie fordern die Stadt auf, Freiflächen-PV auf Ackerflächen der Qualitätsstufen fünf und vier abzulehnen und dort ausschließlich Agri-PV-Anlagen zuzulassen. „Gemüse- und Ackerbauflächen sind für PV-Nutzung grundsätzlich schwierig und Flächen mit hoher Bodenqualität (. . .) ungeeignet“, heißt es.

Zunächst sollten etwa Parkplätze bebaut werden, heißt es

Zugleich würde bisher aber nur zwei Prozent des Photovoltaik-Potenzials genutzt, schreiben die Stadträte. Zwar seien 53 Prozent der Fläche in der Stadt durch Bebauung und Verkehr belegt, doch da gebe es trotzdem noch Möglichkeiten für Photovoltaik. Sie schlagen etwa Solarmodule auf Park-and-Ride-Plätzen, auf Parkplätzen von Discountern sowie an Autobahnen und anderen Straßen, Wegen, Brücken und Schienen entlang vor. Auch auf stadteigenen Weinbergen können sie sich Agri-PV vorstellen. „Würde man dieses Potenzial ausschöpfen, gäbe es weit mehr Fläche als durch Freiflächen-PV in Grünzügen“, heißt es in dem Antrag der Stadträte.

An der Uni Hohenheim widmen sich Forschende übrigens bereits dem Thema Agri-PV ohne Betonfundamente – also mit möglichst geringem Bodeneingriff. So sollen Ackerbau und Energieerzeugung parallel möglich sein. Von Anfang Dezember bis Ende Januar gibt es jeweils montags von 18 bis 20 Uhr mehrere offene Fachvorträge und Praxisberichte im Schloss zu dem Thema. Mehr Informationen online unter: https://www.agriphotovoltaik.uni-hohenheim.de.