Manche Obstbauern vereisen die Apfelblüten, um sie vor Frost zu schützen. Foto: dpa/Patrick Seeger

Das Land beteiligt sich mit 50 Prozent an einer Versicherung gegen Sturm, Frost und Starkregen. 1290 Obstbauern und Wengerter haben im ersten Jahr mitgemacht. Minister Hauk sieht darin auch eine Vorsorge gegen den Klimawandel.

Stuttgart - Viele Menschen erinnern sich noch an die späten Nachtfröste im vergangenen April – für die Kirsch- und Apfelbauern hatte dies große Schäden zur Folge, da viele Blüten erfroren. Nach den Frühjahrsfrösten im Jahr 2017 zahlte das Land Baden-Württemberg sogar rund 50 Millionen Euro an „Frosthilfe“ für die Bauern. Durch den Klimawandel treten solche Ereignisse immer öfter ein, für den einzelnen Bauern aber war bisher eine Versicherung, wenn es eine solche überhaupt gab, kaum erschwinglich.

Damals reifte deshalb bereits eine Idee, die nun in einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt die erste Wirtschaftssaison hinter sich hat: Obstbauern und Wengerter können sich gegen Frost, Sturm und Starkregen versichern, bezahlen aber nur die Hälfte der Kosten – die andere Hälfte übernimmt das Land. Insgesamt drei Millionen Euro hat das Land für das vergangene Jahr in diesen Tagen ausgeschüttet; für den Staat könnte sich das auf Dauer als günstiger erweisen als regelmäßig Nothilfe bezahlen zu müssen.

Beim Kernobst sind schon 50 Prozent der Fläche versichert

Im ersten Jahr haben 1290 Betriebe eine solche Versicherung abgeschlossen, wie Jürgen Wippel vom Agrarministerium mitteilte. Bezogen auf die Zahl der Betriebe – allein im Weinbau gibt es mehr als 18 000 im Südwesten – ist das noch eine geringe Zahl. Aber bezogen auf die Fläche seien beim Kernobst nun bereits rund 50 Prozent versichert, beim Wein seien es 25 Prozent. Für das laufende Jahr kämen aber viele weitere Interessenten hinzu. Dadurch steige der Bedarf an Fördermitteln, zumal sich auch die Versicherungsprämien erhöhen würden. Minister Peter Hauk (CDU) zeigte sich dennoch mit diesem Ergebnis sehr zufrieden; mehrere Bundesländer seien derzeit dabei, ein ähnliches Modell einzuführen.

Auch Horst Wenk vom Landesbauernverband begrüßt diese „Hilfe zur Selbsthilfe“: Trotz der Förderung müsse ein Obstbauer immer noch mehrere hundert Euro pro Hektar für die Versicherung selbst bezahlen. Wenk forderte vor allem, den Schutz möglichst schnell auszudehnen auf alle Landwirte, denn auch auf den Ackerflächen mache sich der Klimawandel bemerkbar, etwa durch eine immer häufigere Trockenheit und Dürre. „Wir brauchen aber eine gesamtdeutsche Lösung, denn nur wenn möglichst viele Landwirte mitmachen, wird es für den einzelnen erschwinglich“, betonte Horst Wenk.

Für die Versicherung gibt es gewisse Einschränkungen, da sie ausschließlich existenzgefährdende Situationen abfangen soll.