Im vergangenen Jahr hat jeder Deutsche im Durchschnitt 59,4 Kilogramm gegessen. Im Jahr zuvor waren es noch zwei Kilogramm weniger. Foto: dpa/Ole Spata

Erdäpfel sind hierzulande beliebter denn je. Beim Sielminger Kartoffeltag haben sich Bäuerinnen und Bauern über die Knollenfrucht ausgetauscht. Der nasse Sommer 2021 hat Belina, Monique und all den anderen zu schaffen gemacht.

Filderstadt/Echterdingen - Man kann sie kochen, braten, stampfen, pürieren oder frittieren. Die Kartoffel ist ein wahrer Alleskönner in der Küche – und gesund obendrein. Sie liefert so gut wie kein Fett, enthält aber Stärke, Ballaststoffe, Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe. Kein Wunder, dass sie in deutschen Haushalten zum festen Bestandteil des Speiseplans gehört und beliebter ist denn je. Gerade in der Coronakrise stieg der Pro-Kopf-Verbrauch im Wirtschaftsjahr 2020/21 um zwei Kilogramm auf 59,4 Kilogramm, wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mitteilte.

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Einer der Hauptgründe für diese Entwicklung laut dem BLE: dass der Außer-Haus-Verzehr während der Coronakrise immer wieder eingeschränkt ist und deshalb verstärkt zu Hause gekocht wird. Dabei geht der Trend weg von verarbeiteten Kartoffelerzeugnissen wie Pommes, Kroketten oder Chips. Hierzulande scheint man in der heimischen Küche kreativ zu werden, wenn es um die Zubereitung des Erdapfels geht.

Bauern tauschen sich aus beim Kartoffeltag

Doch bis die Wunderknollen geerntet werden können und anschließend verzehrbereit auf den Tellern landen, braucht es viel Fachkenntnisse der Landwirte. Und die frischen ihr Expertenwissen regelmäßig auf, wie zum Beispiel beim Sielminger Kartoffeltag, der vom Landwirtschaftsamt in Esslingen veranstaltet wird. Normalerweise finden diese Schulungen im örtlichen Landratsamt statt, doch aufgrund der anhaltenden Pandemie mussten sich diesmal rund 180 Landwirte und -wirtinnen online versammeln, wie schon im Jahr zuvor.

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Während der knapp dreistündigen Veranstaltung wird klar, dass die Erzeuger zwar weiterhin für eine ausreichende Lebensmittelproduktion verantwortlich und unabdinglich sind, in Zukunft aber auch verstärkt auf Umwelt- und Klimaverträglichkeit achten müssen. Hierfür gibt es von der Europäischen Union genaue Vorgaben, wie eine nachhaltige Agrarpolitik in Zukunft im Idealfall funktionieren soll, da sich die EU zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Neben gesetzlichen Neuerungen bildet man sich beim Kartoffeltag aber auch zu präventiven Maßnahmen bezüglich des Pflanzenschutzes beim Kartoffelanbau weiter; dazu gehören beispielsweise Bodenbearbeitung, Aussaattermine oder Düngungen.

Von Würmern und Schnecken angeknabbert

Einer, der sich mit dem Kartoffelanbau besonders gut auskennt, ist der Landwirt Uwe Beck aus Echterdingen. Aber was nützt all das Wissen, wenn die Natur nicht mitspielt? Auf einer Fläche von vier Hektar feinster Parabraunerde baut der Bauer Beck ein breit gefächertes Sortiment an Kartoffeln an. Pro Hektar kann er durchschnittlich um die 30 Tonnen davon ernten. Ob Annabelle, Leyla oder Monique. Dass der vergangene Sommer sich sehr regnerisch gestaltete, hat den „Damen“ aber eher nicht gefallen. „Zwar konnten wir einen ordentlichen Bruttoertrag verzeichnen, aber der Nettoertrag sah dann ganz anders aus“, berichtet Uwe Beck. Genauer gesagt: mager, da die Knollen aufgrund der Feuchtigkeit faule Stellen bildeten oder sie von Würmern und Schnecken angeknabbert wurden. „Da das keine verkaufsfähige Ware ist, mussten wir viel aussortieren.“

Ab Juni können die ersten frühen Sorten wieder geerntet werden. Ob dieses Jahr die Ausbeute ergiebiger ausfallen wird? „Das lässt sich wirklich nicht prognostizieren“, sagt Uwe Beck. „Da hilft auch keine jahrelange Berufserfahrung.“ Eins weiß er aber mit Sicherheit, nämlich wie er seine Kartoffeln am liebsten isst. „Ganz klassisch als schwäbischen Kartoffelsalat.“