Hansjörg Schrade tritt für die AfD im Wahlkreis Nürtingen an. Foto: oh

Der AfD-Politiker Hansjörg Schrade sieht Andersdenkende in der Coronakrise „diffamiert“. Bis zum Jahr 2012 war er ein Grüner.

Nürtingen - Regelmäßig lädt er „Freunde des Rechts und der Freiheit“ ein zu einem Lichterspaziergang in Nürtingen. Um aufzurufen für einen „gewaltfreien Widerstand“. Denn nach der Überzeugung von Hansjörg Schrade läuft vieles in der Politik grundlegend falsch, im Bund wie im Land. Gerade jetzt, in Zeiten der Corona-Krise. „Auf den Intensivstationen gibt es keine Pandemie“, behauptet der Politiker der Alternative für Deutschland (AfD). Wie er überhaupt die Coronapolitik als „Irrfahrt“ verurteilt. Sie würge die Wirtschaft in unverantwortlicher Weise ab und „macht unsere Jugend krank, nicht das Virus“. Der 62 Jahre alte Reutlinger tritt deshalb wie seine Partei ein für einen radikalen Kurswechsel. Er stehe für eine „besonnene und den Umständen angepasste Politik, die Risikogruppen gezielt schützt und gleichzeitig unsere Wirtschaft am Laufen hält“, sagt er.

Experte für Agrarpolitik

Im Wahlkreis Nürtingen möchte der studierte Agrarwissenschaftler am 14. März für die AfD in den baden-württembergischen Landtag gewählt werden. Sein Ersatzkandidat ist Erik Wien aus Baltmannsweiler.

Als Familienvater, erfolgreicher Gründer und Unternehmer sowie als Experte für Agrarpolitik wolle er für das Land und den Wahlkreis Verantwortung übernehmen, erklärt Schrade. Der Reutlinger ist seit 2017 als Referent für Agrarpolitik bei der AfD-Fraktion im Landtag und im Bundestag tätig. Zugleich gehört er als Fraktionssprecher seiner Partei dem Reutlinger Gemeinderat an. Zu seinen Hobbys zählt er die Jagd und den Chorgesang.

Bis 2012 war Schrade Mitglied der Grünen. Dort zählte er sich zum konservativen Kreis um Oswald Metzger. Zur AfD kam er, wie er sagt, „über die Themen Staatsverschuldung und die Euro-Rettungspolitik, mit der nicht nur Unsummen Geld, sondern vor allem immer mehr Entscheidungsprozesse weg vom demokratisch gewählten Bundestag zu einer undemokratischen, keinem Wähler verpflichteten Kommission in Brüssel verschoben werden.“ Aber nicht nur in der Finanz- und Corona-Politik grenze er sich heute von den Grünen ab. Seine Themen seien eine „andere Energie-, Informations- und Medienpolitik, die katastrophale Lage bei den Bauern, die Rechtsbrüche der Migrationspolitik, die dramatischen Demokratiedefizite der Klimapolitik genannten internationalen Abkommen, die die Industrieländer immer weiter belasten oder der Krieg gegen die Automobilindustrie“.

Konsequenteres Vorgehen von Polizei und Justiz

Gerade nach der Krawallnacht von Stuttgart im Juni vorigen Jahres tritt Schrade für ein konsequenteres Vorgehen von Polizei und Justiz ein. „Die innere Sicherheit muss wieder hergestellt werden und der Rechtsstaat muss mit seiner ganzen Härte gegen Gewalttäter und Kriminelle aller Art vorgehen“, sagt der 62-Jährige. Die bestehenden Migrationsprobleme ließen sich erst lösen, wenn Ausländer, die kein Aufenthaltsrecht in Deutschland hätten, „konsequent in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden“ und wenn keine weiteren illegalen Migranten nachkämen.

Die Gesellschaft müsse aufwachen und mutiger werden, fordert der AfD-Politiker. Kritik übt er daran, dass die Querdenker vom Verfassungsschutz beobachtet werden. „Die Diffamierung von denjenigen, die kritische Fragen stellen, wird mit einer harten Keule betrieben.“ Demokratie brauche Meinungsfreiheit.