Seit letztem Sommer Foto: Peter Dietrich - Peter Dietrich

Im Wald zwischen Plochingen und Altbach entdeckte eine Spaziergängerin vor Monaten eine wilde Müllkippe. Für die Beseitigung fühlte sich aber keiner so recht zuständig - bis jetzt.

Plochingen/AltbachKimi und Nora sind unzertrennlich und mit größtem Vergnügen gemeinsam im Wald zwischen Plochingen und Altbach unterwegs. Michaela Schönfeld hat die beiden Tiere gerettet, den einen aus einer Tötungsstation in Portugal, den anderen in Rumänien. Jeden Morgen ist sie mit Kimi unterwegs, so etwa einmal pro Woche kommt es dabei zu Kontakt mit Wildschweinen, manchmal ziemlich nahe. Dann ist es gut, dass Kimi nicht an der Leine ist, so könnten Frau und Hund zur Not getrennt weglaufen. Mit einem kleinen Sender auf dem Rücken kann Michaela Schönfeld ihren Vierbeiner dann jederzeit übers Handy tracken. Außerdem ist er nach vier Jahren Hundeschule hervorragend erzogen und hört aufs Wort.

Irgendwann im letzten Jahr, es war Mai oder Juni, entdeckten Frau und Hund im Wald eine halbe Wohnungseinrichtung, mit schwarzem Sofa, Büromöbeln und vielem mehr. Ein Stück weiter am Weg, der am Parkplatz beim Sportplatz Pfostenberg beginnt, lagern inzwischen etwa 30 Müllsäcke im Wald, dazu ein Reisekoffer. Die Altbacherin informierte umgehend die Polizei, wenige Tage später war diese vor Ort und sah sich die Sache an. Die Stadt Plochingen wurde informiert, denn das betroffene Gebiet „Nothalde“ liegt auf deren Gemarkung. Es tat sich – nichts.

Auch die Altbacher SPD-Gemeinderätin Andrea Barth wurde von Bürgern wiederholt auf den illegalen Müll im Wald angesprochen und hat sich deshalb an verschiedene Stellen gewandt. Der Wald ist kein Gemeindewald, sondern Staatswald, durch die aktuelle Umstellung bei der Forstverwaltung wechselten Zuständigkeiten. Oder ist da der Abfallwirtschaftsbetrieb gefragt? Es ging hin und her, alles Schreiben und Reden half nichts, der Müll blieb liegen. Und wo einmal Müll liegt, hat dieser die seltsame Tendenz, sich zu vermehren. Ein Grund dafür ist auch, dass die Schranke am Parkplatz beim Sportplatz meistens offen steht. Schönfeld schließt sie zwar immer, wenn sie durchgeht, die Schranke rastet ein, aber kurz darauf steht sie wieder offen. So kann jeder mit dem Auto oder Lieferwagen in den Wald einfahren, auch ohne Spezialschlüssel, ob er dazu berechtigt ist oder nicht.

Monatelang geschah nichts mit dem Müll, doch schon eine runde Stunde nach der EZ-Nachfrage beim Landratsamt ruft dessen Sprecher Peter Keck zurück: „Die Entsorgung ist veranlasst.“ War das jetzt Zufall, oder hat die Nachfrage der Presse jemandem Beine gemacht? Ein Unternehmen, so das Versprechen, werde den Müll im Auftrag des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises einsammeln, die Kosten muss letztlich der Gebührenzahler tragen.

Keck versteht diese Art der Müllentsorgung nicht. Nicht der Dreistigkeit der Täter, sondern ihrer Dummheit wegen: „Im Wald landet viel Müll, der bei unserem flächendeckenden Netz kostenlos abgegeben werden kann.“ Sperrmüll werde sogar kostenlos zuhause abgeholt. Jeder Haushalt hat dazu eine Abholkarte erhalten, sie gilt auch für das Kleingewerbe. Warum kommt jemand auf die Idee, etwas in den Wald zu schleppen, was er gratis vor die Tür stellen kann? Wer keine 14 Tage mehr bis zur Abholung warten will, kann zu einer der drei Entsorgungsstationen im Landkreis fahren oder mit einer Expressmarke für 20 Euro für eine Abholung spätestens am dritten Arbeitstag nach Eingang der Karte sorgen. Und wenn jemand ohne festen Wohnsitz ist? Dann hat er vielleicht keine Abholkarte, aber wohl auch kein Sofa, das er in den Wald werfen könnte. Die Joghurtbecher in den Müllsäcken im Wald hätten in den Gelben Sack gehört – kostenlos beziehungsweise schon über die Abgabe ans Duale System bezahlt. Die Getränkeflaschen hätten in den Glascontainer oder ebenfalls in den Gelben Sack gehört oder sogar noch Pfand gegeben. „Das ist völlig unverständlich“, sagt Keck, doch leider sei der illegale Müll ein zunehmendes Ärgernis. Auch Mitarbeiter der Forstverwaltung klagen über eine starke Zunahme in jüngster Zeit. Wenn einer das jährlich verteilte Infoheft des Abfallwirtschaftsbetriebs nicht mehr findet, ist das auch keine Ausrede: Er kann auf der sehr übersichtlichen Website nachschauen. Die Abfall-App findet man ebenfalls auf der Homepage.

Ist der gesamte Müll, wie versprochen, in Kürze tatsächlich vollständig weg? Kimi und Nora und ihren feinen Hundenasen wird nichts entgehen. Da helfen auch ein paar Brombeerhecken nichts, die schon über den Müll wachsen.

www.awb-es.de