In der Inszenierung von „Rausch“ zerplatzen die Lebensträume von vier Pädagogen. Foto: T. Metz

Mit Thomas Vinterbergs „Der Rausch“ bringt die Theaterregisseurin Jenke Nordalm einen Oscar-prämierten Filmhit – bester internationaler Film 2021 – auf die Bühne des Esslinger Schauspielhauses (WLB). Für die starken Gefühle findet das Regieteam eine eigene Theatersprache.

Männer in einer Lebenskrise stehen im Fokus von Thomas Vinterbergs Spielfilm „Der Rausch“. Die Geschichte von vier befreundeten Lehrern, die mit einem Trinkexperiment ihren verpfuschten Leben einen neuen Sinn geben wollen, hat auch die Theaterregisseurin Jenke Nordalm fasziniert. Sie inszeniert die Bühnenfassung des Films jetzt im Schauspielhaus des Esslinger Theaters. Die Premiere ist am Donnerstag, 20. März.

Was hat die Regisseurin daran gereizt, die vielfach preisgekrönte Filmvorlage – unter anderem wurde der Film mit dem Oscar für den besten internationalen Film im Jahr 2021 ausgezeichnet – auf die Bühne zu bringen? In der Geschichte der vier Lehrer, die tagsüber regelmäßig kleine Mengen Alkohol trinken, um vermeintlich neue Energie zu tanken, gebe es viel Spannendes, erklärt Jenke Nordalm. Zudem hätten Thomas Vinterberg und Claus Flygare den Stoff selbst für die Bühne bearbeitet. Dennoch habe sie bei der Inszenierung auch die Filmvorlage im Kopf gehabt.

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Der Weg von der Kinoleinwand ins Theater

Es sei interessant, die Filmsprache mit ihren Detailaufnahmen und den vielseitigen Möglichkeiten der Kamera auf das Theater zu übertragen. Wenn es im Film um existenzielle Fragen geht, zeigt die Nahaufnahme innere Zerrissenheit, Schmerz oder Anspannung. „Das lösen wir im Theater über die Körpersprache“, erläutert Nordalm einen zentralen Unterschied. Dennoch arbeitet das Regieteam auch mit Video. Aber die Filmbilder hätten auf der Bühne eine ganz andere Funktion. „Zu zeigen, was in den Köpfen vorgeht“, stand für den Musik- und Videokünstler Ulf Steinhauer im Vordergrund. So öffnet er den Horizont der Geschichte, die auf der realistischen Darstellung fußt.

Oscar-prämiertes Meisterwerk auf der Bühne der WLB

Die Ausstatterin Vesna Hiltmann hatte daher die Aufgabe, eine eigene Bildersprache für die Bühne zu finden. „Weg von der realistischen Darstellung“ hin zu einer symbolkräftigen Sprache zu finden, das war ihr Ziel. Zäune und ein Basketballkorb lassen die Schulsituation anklingen. An welchen Scheidepunkten die gescheiterten Pädagogen in ihrem Leben stehen, zeigt die Kostümbildnerin auch an der Kleidung: Mit abgewetzten Anzügen, verknitterten Hemden und Hosenträgern porträtiert sie Menschen, die in ihrem Leben alles andere als glücklich sind.

Die Premiere an der Landesbühne Esslingen

Jenke Nordalm blickt auf einen ebenso offenen wie intensiven Probenprozess mit den Esslinger Schauspielern zurück. „Wir haben viel geredet“, sagt die Regisseurin. Dass die Ensemblemitglieder dabei sehr offen über eigene Erfahrungen erzählten, habe die Arbeit bereichert. Dem „großen Atem“ des Stoffs nachzuspüren, hat das Regieteam gereizt wie die Suche nach dem Weg, „die Geschichten der unterschiedlichen Menschen und ihr Scheitern zu erzählen“. Dass viele Zuschauerinnen und Zuschauer die Filmvorlage kennen sieht die Regisseurin auch als Chance. Das Theater hat aus ihrer Sicht die Möglichkeit, in die Gefühle und Konflikte der Menschen noch tiefer einzusteigen.

Termin: Die Premiere von „Rausch“ ist am Donnerstag, 20. März, um 19.30 Uhr im Schauspielhaus des Esslinger Stadttheaters in der Strohstraße 1.