Die Stadt Plochingen baut eine Lärmschutzwand an der Durchfahrt durch den Stadtteil Stumpenhof. Verpflichtet ist sie dazu nicht, doch die Belastung der Anwohner ist erheblich.
Die Anwohner der Hohenzollernstraße im Plochinger Stadtteil Stumpenhof fordern schon seit mehr als zehn Jahren immer wieder Lärmschutzmaßnahmen von der Stadt. Sie wohnen parallel zur Schorndorfer Straße, der Hauptachse durch den hoch oben liegenden Plochinger Stadtteil. Unterstützt wurden sie von der SPD, die zwei Mal einen entsprechenden Haushaltsantrag gestellt hat. Bereits 2016 hatte ein Ingenieurbüro die Belastung der Anwohner errechnet. Es kam dabei auf Werte, die deutlich über den Orientierungswerten für Wohngebiete liegen, aber noch unter den Schwellenwerten, die die Stadt zu Maßnahmen verpflichten würden. Dennoch hat der Gemeinderat im Juli 2022 dem Bau der Schallschutzwand zwischen der Einmündung des Talwegs und dem Teckplatz zugestimmt.
Seit dem 10. März wird nun gebaut, was mit der Sperrung einer Fahrspur einhergeht. Die aus Richtung Schurwald kommenden Fahrzeuge können weiterhin durch die Schorndorfer Straße fahren. Der Verkehr von der Stadtmitte beziehungsweise vom Kreisverkehr her wird umgeleitet: Er fließt jetzt durch die Hohenzollernstraße – das erhöht dort und auch auf Teilen des Talwegs die Verkehrsdicht deutlich. Davon betroffen sind genau die Anwohner, die später von der Lärmschutzwand profitieren werden, aber auch Kinder auf dem Schulweg. Denn viele nutzen vom Stumpenhof aus die Unterführung zum oberen Schulzentrum. Diejenigen, die vom südlichen Stumpenhof kommen, müssen dafür den Talweg queren, weshalb die Stadt eine vorläufige Fußgängerampel installiert hat.
Nicht immer ein schöner Anblick
Die Stadt geht von rund drei Monaten Bauzeit aus, die Kosten für die Lärmschutzwand liegen bei rund 470 000 Euro. Sie besteht aus einem kleinen Wall, auf den eine so genannte Grünwand aufgesetzt wird. Die Gesamthöhe beträgt, von der Fahrbahn aus gemessen, rund 2,8 Meter. Das Bauwerk ist mehrmals umgeplant worden. Die ersten Pläne hätten den Kauf von privaten Flächen erfordert, wovon man wieder abrückte; stattdessen wird nun komplett auf städtischem Grund gebaut. Und wo anfänglich eine Element-Lärmschutzwand vorgesehen war, schwenkte man auf Gabionen und schließlich, auf Antrag der SPD, auf eine „begrünte Lärmschutzwand“ um. Sie besteht aus Drahtkörben, die mit „tragfähigem Material“ und Substrat gefüllt werden, und sie wird mit Rasen und Pflanzen wie Efeu oder wildem Wein bepflanzt. Eine „vertikale Grünfläche“, die nicht nur Schall absorbiert, sondern auch CO2 und Feinstaub reduziert. Im oberen Bereich, unterhalb des Teckplatzes, geht die Wand in einen Lärmschutzwall über.
Es gab im Gemeinderat durchaus Bedenken gegen diese Grünwand, denn ein ähnliches Bauwerk zwischen der Bahnlinie und dem Bruckenwasen hat die Stadt bereits, und das ist nicht immer ein schöner Anblick. Teilweise platzt das Gewebe auf und Granulat rieselt heraus; der Bauhof stuft die Pflege als schwierig ein. Neuere Modelle sind angeblich haltbarer und pflegeleichter. Ihnen schreiben die Hersteller eine Lebensdauer von 60 Jahren zu, ebenso wie beispielsweise Gabionen-Wänden.
Photovoltaik-Elemente wären zu teuer geworden
Ebenfalls überlegt wurde, Photovoltaik-Elemente auf der Lärmschutzwand anzubringen. Die Kosten dafür hatte der damalige Energiemanager der Stadt mit 60 000 bis 85 000 Euro angesetzt, was er als nicht wirtschaftlich einstufte. Denn der direkte Verbrauch des erzeugten Stroms ist an dieser Stelle nicht möglich. Folglich müsste man die Energie ins Netz einspeisen oder einen teuren Speicher vorsehen, was sich nach seiner Rechnung nicht lohnen würde.
Am unteren Teil der Schorndorfer Straße wurde kürzlich ebenfalls eine Lärmschutzmaßnahme umgesetzt, die weniger aufwendig ist: Hier gilt jetzt zwischen Neckarstraße und Beethovenstraße ein Tempolimit von 40 Stundenkilometern. Die Schilder stehen bereits.