Viele Einwohner leiden unter dem Lärm, den Autos und Lastwagen verursachen – wie hier auf der Hauptstraße in Echterdingen. Foto: /Philipp Braitinger

Kommunen sind dazu verpflichtet, Lärmaktionspläne zu erstellen. Allerdings bleibt mit Blick auf die Zukunft der Mobilität vieles im Ungefähren.

Wie die Bewohner von Leinfelden-Echterdingen vom Autolärm entlastet werden könnten, darüber sprach Michael Koch vom Stuttgarter Büro Planung und Umwelt während der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses. Eine preiswert umzusetzende Maßnahme wäre die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Auch der Bau der Nord-Süd-Straße zwischen Leinfelden und Echterdingen könnte helfen.

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Das Thema ist komplex, das fängt schon bei der Analyse an. Betrachtet wird ausschließlich der Autolärm. Und dieser wird nicht gemessen, sondern berechnet. Faktoren wie der Wind, der das Lärmempfinden massiv verändern kann, werden nicht berücksichtigt. Darauf wies der Fraktionsvorsitzende Eberhard Wächter (Freie Wähler/FDP) hin. „Der Lärm kommt ganz unterschiedlich an. Es ist nicht immer gleich.“ Auch spezielle Probleme einer Straße spiegeln sich in den Berechnungen nicht wider.

Gibt es künftiger weniger lauten Verkehr?

Was aber eine Rolle spielt: Wenn mehr Menschen mit leiseren E-Autos fahren, wird sich dies in den Formeln für die Lärmberechnung wiederfinden. In Leinfelden-Echterdingen gibt es neben dem Autoverkehrslärm jedoch weitere wichtige Lärmquellen, wie den Bahn- oder Flugverkehr. Die unterschiedlichen Lärmarten werden jeweils für sich betrachtet, obwohl bei den Anwohnern alle zusammen ankommen.

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Ob der nun erstellte Lärmaktionsplan für die Zukunft überhaupt noch gebraucht wird, auch daran gab es Zweifel. Immerhin wird die E-Mobilität immer beliebter. Und die E-Autos verursachen wesentlich weniger Lärm als herkömmliche Verbrenner. Auch könnte eine Veränderung der Arbeitswelt mit mehr Homeoffice oder der ÖPNV-Ausbau dazu führen, dass der Verkehr weniger wird. Dass der Blick in die Zukunft alles andere als einfach ist, war dem Fachmann klar: „Es kommt sowieso anders, als wir denken.“ Trotzdem muss die Stadt den Lärmaktionsplan erstellen, Kommunen sind gesetzlich dazu verpflichtet.

Neue Straßen sollen gebaut werden – damit es leiser wird

Die Sorge vor einem Tempo-Flickenteppich äußerte unter anderem der Stadtrat Walter Vohl (Freie Wähler/FDP). Wenn innerorts von Tempo 50 abgewichen werden soll, muss dies stets gut begründet sein. Andernfalls muss dort weiter Tempo 50 gelten. So entstehen innerörtliche Straßen, in denen die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf wenigen Metern mehrfach wechselt. Mit diesem Gedanken wollte sich auch die CDU nicht anfreunden. „Diese Tempowechslerei halten wir für schwierig zu vermitteln“, sagte die Fraktionsvorsitzende Ilona Koch. Dass die Verkehrsprobleme nicht einfach zu lösen seien, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Klauser.

Zu den Maßnahmen, die den Lärm mindern sollen, zählt neben dem Bau der Nord-Süd-Straße Tempo 40 für die Leinfelder und Plieninger Straße sowie die Ortsdurchfahrt Oberaichen. Ferner soll Tempo 30 ganztags auf der Stuttgarter Straße den Lärm mindern. Auch eine Reduzierung auf Stundenkilometer auf der B 27 könnte mehr Ruhe bringen. Ferner könnten in den Ortsdurchfahrten von Stetten, Musberg und Oberaichen sowie auf der Echterdinger Hauptstraße Tempo 30 angeordnet werden. Tempo 40 tags und Tempo 30 nachts schlägt das Büro für die Tübinger und Bonländer Straße vor.

Einen Anspruch auf Umsetzung von Maßnahmen gegen den Lärm haben Anwohner nicht. Der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen hat am vergangenen Dienstag die Stufe drei des Lärmaktionsplans einstimmig beschlossen, der Entwurf wird öffentlich ausgelegt. Nun können sich Anwohner mit Ideen und Stellungnahmen beteiligen.