Die Benninger Ortsumfahrung hat für mehr Ruhe im Ort gesorgt. Aber Anwohner der Beihinger Straße werden nachts immer noch aus dem Schlaf gerissen.
Hinter Robert Entenmann liegen lange Jahre des Kampfes. Nun, da draußen am anderen Ufer des Neckars der Durchgangsverkehr über die Benninger Ortsumfahrung rollt, spürt der 74-Jährige, wie schön es sein kann, in der Beihinger Straße zu wohnen – ohne ständiges Gequietsche von Lastwagenbremsen oder aufheulende Motoren ortsfremder Raser. Gestört fühlt sich der Rentner jedoch nach wie vor nachts, und zwar ausgerechnet durch Elemente, die zur Verkehrsberuhigung gedacht waren.
Ist das Pflaster falsch verlegt worden? Anwohner sind verärgert
Egal wie schwer die Autos sind, sie verursachen beim Überqueren des neu gelegten gelblichen Pflasterbelags ein Ruckeln, das auch andere Anwohner im Schlaf störe, erzählt Entenmann. Die Ursache erkennt der Ingenieur im Ruhestand in falsch verlegten Pflastersteinen. „Die stehen um einiges zu hoch über dem Asphalt.“ Die Gemeinde sollte mit der beauftragten Firma in Regress gehen. Das habe er auch schon der Verwaltung geschrieben.
Der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon hat Verständnis für die Beschwerde. „Ich werde mir die Sache genau anschauen“, sagt er. Mit Robert Entenmann stehe er sowieso im Austausch. An und für sich seien die Pflasterelemente bewusst farblich auffällig angebracht worden. „Damit weiß der Autofahrer, dass ihn dort eine besondere Situation erwartet.“ In der Beihinger Straße sind unter anderem die Feuerwehr und ein Kindergarten angesiedelt.
Andere Lärmquellen konnte die Gemeinde stark reduzieren, indem sie die Beihinger Straße nicht mehr als Hauptverkehrsachse in Richtung Freiberg mit Tausenden von Fahrzeugen im Ort hat. Für Verdruss sorgen höchstens noch die 40-Tonner, die aus Richtung Marbach kommend nicht mehr über die alte Neckarbrücke in die Gewerbegebiete im oberen Teil Benningens fahren dürfen. „Es war klar, dass das Land nicht noch eine Brückensanierung zahlt und dass es dabei bleibt, dass nur Laster bis zwölf Tonnen über die alte Brücke fahren dürfen“, sagt Klaus Warthon.
Der Bürgermeister ist gegen eine Sperrung
Angesichts des Alters – die Brücke stammt aus den 1950er Jahren – käme nur ein Neubau infrage, erklärt der Bürgermeister. „Aber zwei neue Brücken im Abstand von wenigen Kilometern will das Land natürlich nicht finanzieren.“ Er höre aber aus der Bevölkerung auch keine „katastrophalen“ Rückmeldungen zum Schwerverkehr, sodass man das wohl in Kauf nehmen müsse. Auf eine Sperrung der Straße für den Schwerverkehr arbeite er jedenfalls nicht hin. „Dann könnte in dem Bereich auch keine Einbauküche mehr angeliefert werden – ein Verbot würde generell gelten.“
Im Benninger Amtsblatt wirbt der Bürgermeister dafür, dass Bewohner der oberhalb gelegenen Wohngebiete möglichst „außenrum“ in Richtung des Freiberger Stadtteils Beihingen fahren. Dass die lange gängige Route hin zur Sporthalle nach wie vor gerne genommen wird, dafür hat Klaus Warthon ein gewisses Verständnis, so lange es sich um ortsinterne Fahrten handele. „Wenn wir die aus der Beihinger Straße rauskriegen, die nach Freiberg wollen, haben wir schon viel gewonnen.“ Dabei setze er nach wie vor auf Freiwilligkeit und auf die Vernunft der Autofahrer. „Ich habe bei der Einweihung der Beihinger Straße versprochen, dass ich dafür werbe, die Straße von unnötigem Verkehr zu verschonen.“
Das Landratsamt sieht sich auf dem richtigen Weg
Das Landratsamt Ludwigsburg hält die Situation in der Straße für vertretbar. Der Lieferverkehr müsse gewährleistet bleiben. Auch habe die Gemeinde beim Umbau der Beihinger Straße damit gerechnet, dass dort Lastwagen fahren können müssten. Eine Verdrängung des Verkehrs in andere Bereiche scheide aus. Damit meint die Straßenverkehrsbehörde auch den Umweg über Freiberg. „Aus Luftreinhaltegründen gilt dort ein Lkw-Durchfahrtsverbot.“ Das bedeute, dass lediglich Freiberger Lieferverkehr die Straßen in der Kommune befahren dürfe.