Zum achten Mal verleiht die Städtische Galerie von Ostfildern wieder einige Werke aus ihrer Sammlung – mit der Intention das gemeinschaftliche Gut unter die Leute zu bringen.
Wer sich für Kunst interessiert und endlich mal ein Werk von Georg Baselitz, Stephan Balkenhol oder Paul Maar an seine Wand hängen will, muss nicht unbedingt auf einen Lottogewinn warten: Bereits zum achten Mal verleiht die Städtische Galerie von Ostfildern Stücke aus ihrer Sammlung – für kleines Geld können sich Interessierte aus Ostfildern und Umgebung für 33 Monate eines von insgesamt 65 Werken übers Sofa hängen.
Und da gibt es vermutlich schon das eine oder andere Plätzchen, das für ein spezielles Bild reserviert ist. „Es sind viele Stammkunden unter den Leihern, die auch immer wieder dasselbe Werk ausleihen wollen“, bestätigt Holle Nann, die die Ostfilderner Galerie seit 19 Jahren leitet. Etwa die Hälfte der Bilder sind durchgehend im Verleih, der Rest rekrutiert sich aus weiteren Teilen der rund 700 Werke zählenden Sammlung zeitgenössischer Kunst der Stadt. Ein Schwerpunkt bei der Auswahl liege darauf, Werke zu nehmen, die nicht zu empfindlich sind: „Bilder hinter Glas sind natürlich ideal“, sagt Nann. Über die Jahre ist bisweilen auch schon was schief gegangen, bei empfindlichen Fotoarbeiten etwa. Zeit für Hausbesuche, um den Standort der Leihgabe zu prüfen, haben die Galerieleiterin und ihr rund 25-köpfiges ehrenamtliches Team nicht: „Wir gehen einfach davon aus, dass die Leute pfleglich mit den Werken umgehen“, sagt die Galerieleiterin. Im Zweifelsfall sind die Bilder natürlich versichert.
Wie kann man Kunst in Ostfildern leihen?
Und wie funktioniert der Leihvorgang? Der Startschuss fällt am Sonntag (28. September) um 11.15 Uhr in der Galerie mit der offiziellen Eröffnung durch Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay. Kunstliebhaber aus Ostfildern und der Region ab 18 Jahren können sich dann einen Ausleihantrag gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro abholen. „Die Profis wissen immer schon ganz genau, wo sie zuerst hinrennen müssen“, schmunzelt Nann. Besagter Leihantrag beinhaltet fünf abziehbare Nummern, die werden auf das Titelschild des erwählten Kunstwerks geklebt – was natürlich nur geht, wenn sich dort nicht schon eine andere Nummer befindet. Früher galt die Vorgabe, dass es pro Nase maximal drei Kunstwerke gibt. „Seit auch Serien im Angebot sind, die aus mehreren Teilen bestehen, haben wir die Anzahl erhöht“, erklärt Nann. Wer kein ausgewiesener Kunstexperte ist, braucht keine Berührungsängste zu haben: Es gibt in der Galerie auch ein Infoheft, wo alles ganz genau erklärt wird, zudem beraten Mitarbeiter der Galerie.
Die Mitarbeiter der Städtischen Galerie Ostfildern verpacken die Bilder
Erhoben werden eine Bearbeitungsgebühr von 30 Euro, dazu kommt die Leihgebühr. Die beträgt sieben Prozent des Bildwerts für einen privaten Nutzer, für gewerbliche Ausleiher, also etwa ein Arzt, der das Werk in seiner Praxis aufhängen will, sind es 14 Prozent. Obendrauf kommt die Mehrwertsteuer, die Versicherung ist inkludiert. Die reine Leihgebühr für die Werke, die jetzt in den Verleih gehen, bewegt sich zwischen 50 und 250 Euro. Präsentiert werden Bilder bis zum 7. Oktober in der Galerie, ab dem 8. Oktober können sie dann abgeholt werden. Verpackt werden sie zuvor noch von den Mitarbeitern der Galerie.
Ehrenamtsteam macht die Aktion in Ostfildern möglich
Ursprünglich ging die Leihe 24 Monate, was für viele als zu kurzer Zeitraum empfunden wurde. „Es gab viele Anfragen, die Leihdauer auf drei Jahre auszudehnen“, bestätigt Nann. Statt 36 Monaten sind es dann aber 33 geworden. Der Grund: Wenn die Bilder zurückgegeben werden, müssen sie aufwendig kontrolliert werden – auch wenn sie gleich wieder in den Verleih gehen. „Dafür benötigen wir viel Zeit“, sagt die Galerieleiterin. Möglich sei die Aktion sowieso nur, da sie ein engagiertes Ehrenamtsteam im Rücken habe: „Neben der Leihe läuft ja auch der normale Galeriebetrieb und die Organisation unserer vier Ausstellungen pro Jahr.“
Entstanden ist die Idee aus dem Gedanken heraus, dass die städtische Sammlung kein einsames Dasein fristen soll. „Der Verwaltung war es ein Anliegen, dass die Kunst unter die Leute kommt“, sagt Nann. So habe sie zusammen mit OB Bolay die Idee der befristeten Ausleihe entwickelt. Es hätten auch schon ähnliche Einrichtungen und Institutionen nach dem Procedere gefragt, geworden sei daraus aber wohl nichts. „Die meisten schrecken vor der vielen Arbeit zurück. Das funktioniert bei uns nur, weil wir so ein tolles Team haben“, erklärt die Galerieleiterin.
Verleih und offene Ateliers
Leihen
Der Kunstverleih findet in der Städtischen Galerie im Stadthaus in Scharnhauser Park statt. Öffnungszeiten bis zum 7. Oktober dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Weitere Informationen im Netz (www.galerie-ostfildern.de).
Spazieren
Am Sonntag (28. September) von 12 bis 18 Uhr öffnen obendrein wieder einige Ostfilderner Künstler ihre Ateliers, Werkstätten und Arbeitsräume für die Öffentlichkeit. Der Atelierrundgang findet bereits zum siebten Mal statt, der Eintritt ist frei.
Anschauen
Nach dem Kunstverleih steht auch schon die nächste Ausstellung in der Städtischen Galerie in Ostfildern in den Startlöchern: Unter dem Titel „Parklife“ sind vom 19. Oktober bis zum 13. Januar 2026 Werke des Stuttgarter Künstlers Carlo Krone zu sehen.