Das Anliegen: weniger Müll Foto: Bötschi

Mit seiner Arbeit „Plastic 4 Future“ zeigt Clair Bötschi die Wechselwirkungen von umweltfreundlichem Denken im realen Investment-Leben. Ab dem 1. Oktober im Kunstverein Neuhausen/Fildern.

In eine bessere und saubere Umwelt investieren, ist eine feine Sache. Da gibt es auch immer mehr und neue Möglichkeiten, um etwas Gutes zu tun. Nachhaltig bedeutet da, dass möglichst jeder Cent in die jeweiligen Projekte fließt und möglichst wenig in Verwaltung oder andere Aufwendungen. Investieren in unserem Wirtschaftssystem bedeutet aber auch, dass das Geld nicht nur gut angelegt ist, sondern dass es auch Gewinn abwirft. Und nach Möglichkeit mehr, als dies Sparbuch oder Rentenpapiere tun.

Hier können Zertifikate erworben werden

Da begibt man sich freilich in die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage. Und was das möglichst konkret bedeutet, zeigt Clair Bötschi in seiner Arbeit „Plastic 4 Future“. Ein Schreibtisch steht da im Raum mit Büro-Utensilien, daneben ein großer Fernseher, der mit werbenden Bildschnipsel auf das Anliegen aufmerksam macht: Plastikmüll im Meer, konkret im Meer von Indonesien. Dazu hängen große Fotos an der Wand, die eine Botschaft verkünden: Plastikdinge haben im Meer nichts verloren. Und es hängen dekorativ Zertifikate an der Wand.

Diese können real bei Bötschi erworben werden. Pro Zertifikat wird es ermöglicht, dass ein Kilo Plastikmüll entsorgt werden kann. Der Preis dieser Anlageform, die Bötschi Care Clearing nennt, hängt ab von der aktuellen Marktsituation. Und da herrscht die Grundregel: Je mehr Leute solch ein Clearing-Zertifikat wollen, umso teurer wird es. Wer also auf steigende Kurse hofft, um sein preiswert erworbenes Zertifikat verkaufen zu können, muss auf den Zeitpunkt achten, an dem weitere Preissteigerungen für Ankäufer nicht mehr rentabel sind.

Doch damit dieses Wirtschaftssystem wirklich in Gang kommt, gibt es das Gegenzertifikat Care Freefloat. Pro Erwerb eines solchen Zertifikats wird wieder ein Kilo Plastikmüll ins Meer hineingeworfen. Bötschi: „Das ist der Reiz des Investierens. Jede Entscheidung an diesem Markt ist zugleich der Anreiz für die entsprechende Gegenbewegung. Je mehr Leute das Plastik-raus-Zertifikat wollen, umso günstiger wird das Plastik-rein-Zertifikat.“

68 Euro für ein Plastik-raus-Zertifikat

Das sind nicht nur Spielereien, beim Handel von Verschmutzungsrechten der Luft etwa ist das Realität. Das betrifft die Automobilwirtschaft und viele andere produzierende Industrien, ebenso Kraftwerke. Sie sind gehalten, möglichst umweltfreundlich zu arbeiten, damit sie den Kauf von Verschmutzungsrechten nicht mehr nötig haben.

Der Anreiz, hier Gutes zu tun für die Umwelt, bleibt dennoch. Und die Entscheidung der Wagenhallen-Besucher ist auch eindeutig: Der Preis für ein Plasik-raus-Zertifikat lag zuletzt bei 68 Euro, für ein Plastik-rein-Zertifikat bei 32 Euro. Das ist auch der Unterschied zum üblichen Bankengeschäft, zu deren Portfolio ja der Zertifikatenhandel gehört: Bei Bötschi bleibt dies im Rahmen von wenigen Papieren beschränkt, die Banken erwarten da schon einen Mindesteinstieg im vierstelligen Euro-Bereich. Und bei Bötschi gibt es solch ein Zertifikat auch ganz real in Urkundenform, das man mit nach Hause nehmen kann. Bei Banken ist dies nur auf Kontoauszügen ersichtlich.

Herbstausstellung in Neuhausen/Fildern

Wie es mit den Verschmutzungsrechten der Meere weitergeht, zeigt die Arbeit „Plastic 4 Future“ auf ihrer nächsten Station im Kunstverein Neuhausen/Filder vom 1. Oktober bis zum 13. November. Auch da zeigt Bötschi seinen Arbeitsraum in typischer Manier eines Start-up-Unternehmens, an den Details arbeitet er noch. „Vielleicht wird das Ganze noch ein wenig poppiger“, so Bötschi. In der Herbstausstellung sind die Teilnehmer aufgefordert, sich mit einem Pavillon in den Räumen des Kunstvereins auseinanderzusetzen, den Folke Köbberling in diesem Frühjahr aus Recyclingmaterial erstellt hat.