Erzeichnet sich die Welt: Ambra Durante Foto: Galerie Friese/Kathrin Brussig

Ambra Durante ist mehr als ein neuer Stern am Kunsthimmel. Und die 20-Jährige bleibt vorsichtig: „Kunst und Wert sind zwei Worte, die für mich nebeneinander sehr interessant aussehen“.

Berlin - Ambra Durante ist mehr als ein neuer Stern am Kunsthimmel. Und die 20-jährige Zeichnerin, aktuell mit ihrer ersten Einzelausstellung in der Berliner Galerie Klaus Gerrit Friese zu sehen, bleibt vorsichtig: „Kunst und Wert sind zwei Worte, die für mich nebeneinander sehr interessant aussehen“, sagt Durante, die durch ihr Buch „Black Box Blues“ bekannt wurde.

Frau Durante, eine Ausstellung ist eigentlich das Gegenteil eines Buches. Wie geht es Ihnen damit, Ihre ja doch eigentlich fast fließenden Figurationen „einzeln“ auftreten zu sehen?

Ich weiß,dass sich ein Buch und eine Ausstellung auch für mich unterscheiden, dennoch würde ich sie persönlich nicht als Gegenteil bezeichnen. Es ist schon öfter vorgekommen,dass ich das Zeichnen von einzelnen Bildern versucht habe als Medium zu nutzen, um ganze Geschichten zu erzählen. Ich denke, bei Büchern ist es einfach nur deutlicher, vielleicht sogar mit einem strukturierteren Verlauf erkennbar. Das Angenehme an einem einzelnen Bild kann meiner Meinung nach sein, dass man sich ganz darauf konzentrieren kann. Vielleicht hat man auf eine ganz eigene Weise mehr Zeit, als wenn man ein Buch liest und von Bild zu Bild wandert. Wenn ich meine Bilder hängen sehe, ist es so, als würde ich die Möglichkeit bekommen, die Geschichten, die ich mir versuche selbst zu erzählen, noch mal anders wahrzunehmen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Die Welten-Zeichnerin

Sie nehmen die NutzerInnen in „Black Box“ mit auf eine sehr tief führende Reise. Wie waren da eigentlich die Reaktionen? Gibt es das Echo der „Verbündeten“ (oder von Menschen, die glauben, Verbündete sein zu können)?

Ich habe oft gehört: Ich fühle mich so wie du das in deinem Buch beschreibst, ich kenne das, ich verstehe das.

Man kann den Schritt jetzt als Ausstieg aus dem Buch, aber auch als Durchatmen und Anlauf nehmen sehen. Wie ist das für Sie?

Wie hebt man das Alleinsein auf?

Ich find das nicht schön,wenn jemand sich damit identifizieren kann. Schön ist das, was ich versuche, in diesem Buch zu beschreiben nicht unbedingt, aber wenn ich es damit hingekriegt habe, dass sich jemand nicht so allein fühlt auch nur für einen kurzen Moment, dann habe ich etwas geschafft.

Arbeiten Sie also bereits an einem neuen Buchprojekt?

Ich versuche mir zu sagen, dass Ich das machen sollte was sich ehrlich anfühlt. Manchmal kann das verdammt schwer sein,selber zu erkennen was man von sich will und ob man sich anlügt oder nicht. Irgendwo ist das ein bisschen eine Kunst. Ich bin mir deshalb nicht sicher, wie ich die jetzige Situation einschätzen würde. Ich weiß nur,dass ich der festen Überzeugung bin,dass ich selber nie ganz weiß, was als nächstes kommt. Vielleicht ist es mir einfach wichtig, mich selber nicht einzuschränken, was die Art und Weise meiner Arbeiten angeht. Aber zurück zur Frage – ein neues Buch? Vielleicht.

Lesen Sie aus unserem Angebot: „Ungeheuer viel drin“

Eine Galerie lebt vom Verkauf. Wie geht es Ihnen mit der Zuschreibung von Werten, gar unterschiedlichen Werten für einzelne Blätter?

Für mich ist das natürlich sehr neu. Kunst und Wert sind zwei Worte, die für mich nebeneinander sehr interessant aussehen. Man könnte lange über ihren Zusammenhang diskutieren. Ich persönlich kann meine eigenen Arbeiten nicht mit dieser Wert verknüpfen,zum Glück gibt es dafür Leute,es ist nämlich ganz surreal und unfassbar durch das, was ich tue, Geld zu verdienen. Für mich sind meine Bilder, meine Gefühle, meine Geschichten, die Erinnerungen an Menschen, die ich liebe; sie sind der Versuch, den wichtigen Dingen in meinem Leben Respekt zu erweisen und sie irgendwie unendlich zu machen. Sie sind da, weil ich die Möglichkeit brauche, nicht zu verzweifeln.

„Ich wollte nicht zeichnen“

Glauben Sie, die letzten Monate mit der Vorbereitung der Ausstellung, eines neuen Erlebens von Öffentlichkeit und anderem haben Einfluss auf Ihre Themenentwicklung?

Ich glaube, dass der Gedanke an die Öffentlichkeit anfangs schwer abzulegen war. Deshalb habe ich auch lange gebraucht, um anzufangen zu arbeiten. Ich wollte nicht zeichnen und dabei daran denken, was irgendwer vielleicht von mir erwarten könnte, was andere vielleicht sehen wollen würden oder was sich am besten vermarkten würde. Ich hatte sehr viel Freiraum in meinem Schaffen und wurde nicht eingegrenzt, das hat es sehr erleichtert irgendwann doch über meinen eigenen Schatten zu springen und einfach zu arbeiten.

Es ist gerade viel von „Weiter so geht nicht mehr“ die Rede. Wie sehen Sie das eigentlich? Was verbinden Sie mit einem Wort wie „Aufbruch“ oder „Neubeginn“? Sagt Ihnen das etwas?

Ich denke, das sind Worte, mit denen man etwas ganz klar hinter sich lassen möchte. Manchmal habe ich negative Assoziationen mit diesen Begriffen, weil ich daran denke, dass man am liebsten ganz schnell wieder etwas Neues will, und das, was gerade noch passiert ist, unter den Teppich kehrt und am liebsten sofort vergisst. Vielleicht fühlt sich die Welt auch einfach ein bisschen schnell an – und so als müsste immer alles neu, neu, neu sein. Es sind aber auch schöne Worte, eben weil man sich durch sie von etwas befreien möchte.

Das ist Ambra Durante

Künstlerin
 2000 in Genua geboren, lebt Ambra Durante seit 2007 mit ihrer Familie in Berlin. Sie studiert Filmwissenschaften an der FU Berlin.

Ausstellung
 Die Schau „Ambra Durante – Lack of sleep is my eye shadow“ ist bis zum 30. Oktober in der Galerie Klaus Gerrit Friese in Berlin (Meierottostraße 1, Mo bis Sa 10 bis 18 Uhr) zu sehen.