G 9 oder Juniorsprachklassen: Die Schullandschaft steht vor großen Veränderungen. Das wirkt sich auch die Kommunen als Schulträger aus. In Wendlingen hatte Kultusministerin Theresa Schopper ein offenes Ohr für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister.
Wenn es um Bildung geht, ist es ein bisschen wie beim Fußball, findet Andreas Schwarz. „Jeder redet mit, schließlich war man selbst mal in der Schule, hat Kinder, die eine besuchen, oder ist Lehrer“, sagt der Grünen-Politiker. Kein einfaches Ressort also, das seine Parteikollegin Theresa Schopper als Kultusministerin betreut. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag hatte zwölf Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Kreis Esslingen eingeladen, um in Wendlingen über Veränderungen in der Schullandschaft zu sprechen. Solche Treffen mit Landesministern organisiert Schwarz nach eigenen Angaben öfter, der direkte Austausch sei wichtig.
Dass der Termin mit der Bildungsministerin stattfand, nachdem jüngst die Landesregierung beschlossen hat, die Bundesmittel zum Ausbau der Ganztagsbetreuung aufzustocken, sei Zufall. Zuvor hatte es heftige Proteste der Kommunen gegeben, die den von 2026 an geltenden Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Grundschüler umsetzen müssen. Den ursprünglichen Plänen zufolge wären sie mit ihren Anträgen nur per Losverfahren zum Zug gekommen, weil der Fördertopf des Bundes überzeichnet ist. Nun investiert das Land rund 700 Millionen Euro. „Alle begründeten Förderanträge werden bewilligt“, kündigte Schwarz an.
Kommunen fordern mehr Planbarkeit in der Bildungspolitik
Ganz verdaut hatten die Verwaltungschefs ihren Ärger aber wohl nicht. „Jeder durfte sich nochmals Luft machen“, berichtete der Wendlinger Bürgermeister Weigel stellvertretend für seine Amtskollegen von der Klausurtagung. „Vielleicht könnte man beim nächsten Mal ja im Vorfeld nach einer Lösung suchen, damit spart man sich viel Aufregung“, schlug er vor. Weigel warb zudem für mehr Wahrhaftigkeit in der Politik. „Wir müssen uns ehrlich fragen, was wir uns noch leisten können, und zwar bevor wir etwas versprechen“, sagte er. Auch bräuchten die Kommunen mehr Verlässlichkeit. „Für uns muss klar sein, wie wir unsere Schulen für die nächsten Jahre ausrichten müssen.“
„Wir hätten G 9 nicht gebraucht“
Kritik klang bei ihm auch zur Einführung von G 9 an. „Wir hätten es nicht gebraucht, es gibt bereits ein gut funktionierendes System, mit dem das Abitur nach neun Jahren möglich ist“, sagte Weigel mit Blick auf Gemeinschaftschulen und berufliche Gymnasien. Er warnte vor einem zu großen Gewicht indirekter Demokratie-Elemente. Den Volksantrag einer Elterninitiative hatte die Landesregierung zum Anlass genommen, ab 2025/26, beginnend mit den Klassen fünf und sechs, das neunjährige Gymnasium wieder zum Regelmodell zu machen. Theresa Schopper betonte, dass man die anderen Schularten nicht ausbluten lasse. Andreas Schwarz hob die modernen Elemente des neuen G 9 hervor, wie etwa Informatik und mehr Demokratiebildung. Weigel begrüßte in diesem Zusammenhang, die Aussage der Landespolitiker, dass die Kommunen durch G 9 nicht mehr Fachräume einrichten müssten.
Land muss sich mehr an Sanierung weiterführender Schulen beteiligen
Schwerpunkt des Bildungspakets ist neben dem neunjährigen Gymnasium ab dem kommenden Schuljahr die frühe Sprachförderung an Kitas und Grundschulen, wie Schopper erläuterte. Sprechen die Kinder danach immer noch nicht ausreichend Deutsch, um eine Grundschule besuchen zu können, sollen sie von 2026 an in sogenannten Juniorklassen gefördert werden. Weigel begrüßte die Zusage, dass die Kosten dafür das Land übernehmen werde. Mehr Geld müsse es auch für die Sanierung der weiterführenden Schulen geben, sagte er. Nicht nur, weil es immer wieder zu Streit kommt, wie Nachbargemeinden einen Schulstandort mitfinanzieren müssen. Sondern auch, weil kleinere Kommunen durch die Beteiligung finanziell überfordert werden könnten. „Da sind wir dran“, stellte die Kultusministerin noch unkonkret eine Lösung in Aussicht.