Der Kulturverein Oberes Bottwartal bringt schon seit 1987 zahlreiche Kunstschaffende nach Oberstenfeld und ins Umfeld. Ein Highlight ist das Neujahrskonzert der Ungarischen Kammerphilharmonie.
„Intergalaktisch!“ Thomas Arndt freut sich. Der Erste Vorsitzende des Kulturvereins Oberes Bottwartal hat bereits zum dritten Mal die Ungarische Kammerphilharmonie für das Neujahrskonzert in Oberstenfeld verpflichtet. Am 4. Januar 2025 lassen im Bürgerhaus wieder der Dirigent Antal Barnás und sein Ensemble temperamentvoll die Saiten- und die Blasinstrumente glühen.
Bunter Strauß an schwungvollen Melodien
„Ein Feuerwerk! Da sprühen die Funken regelrecht, das macht beste Laune“, schwärmt Arndt. Im Repertoire hat die Kammerphilharmonie einen bunten Strauß an schwungvollen Melodien. Da ist etwa das Prélude aus Georges Bizets „Carmen“ genauso zu finden wie viel Wiener Charme. In Oberstenfeld werden unter anderem Polkas, Walzer und Galopps von Johann Strauß Vater und Sohn zu hören sein. Der erste Geiger spiele zudem stets einen Czardas. „Wunderbar, das wünsche ich mir immer“, so der Vereinsvorsitzende.
Wer die vergangenen Konzerten erlebte, weiß: Das reißt von den Stühlen. „Das Ensemble setzt sich aus den Mitgliedern der führenden Orchester in Budapest in Budapest zusammen“, beschreibt Arndt, betonend, dass nur drei Tage vor dem Auftritt in Oberstenfeld der Klangkörper an der Berliner Philharmonie konzertiert. „Die Ungarische Kammerphilharmonie macht jedes Jahr eine Neujahrskonzert-Tournee durch Deutschland, Österreich und der Schweiz, tritt in vielen europäischen Konzertsälen auf.“
Zurück nach Oberstenfeld. Im dortigen Bürgersaal und an anderen Orten der Umgebung bietet der Kulturverein Oberes Bottwartal drinnen und draußen das ganze Jahr über Kultur in großer Bandbreite an. Neben Konzerten jeglichen Genres von Blues und Jazz über Folk und kubanischem Son bis zu Singer-Songwriter und Rock stehen auch Theater, Literatur inklusive Poetry Slam, Feste, Kunstausstellungen und Kabarett auf dem Programm.
Zum Weihnachtsmarktabend am Samstag, 7. Dezember, lassen es im Bürgerhaus Superwiser & Friends einmal mehr fetzen. Und auch 2025 zelebrieren in der Reihe „Schwäbisch auf dem Berg“ Kabarettistinnen und Comedians im Prevorster Dorfhaus die Tücken des Alltags – situationskomisch und dialektisch im Dialekt. Und wenn die „Get Shorties Lesebühne“ im Schlossgut Hohenbeilstein gastiert, kommen Autorinnen und Autoren mit ihren neuen Kurzgeschichten zu Wort. „In der Tradition von Wladimir Kaminer bis Torsten Sträter – literarisch, satirisch, scharfzüngig, ironisch und saukomisch“, heißt es beim Kulturverein Oberes Bottwartal.
Dieser wurde 1987 gegründet in Beilstein von Attila Balogh. Der im Millenniumsjahr verstorbene ungarische Musiker spielte einst beim Berliner Philharmonischen Orchester und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, war als Solo-Bratschist beim gepriesenen „Berliner Amati-Ensemble“ engagiert, gründete dieses neu, nachdem es aufgelöst worden war.
„Attila Balogh hatte es Mitte der 1987 nach Beilstein verschlagen.“ Arndt blickt zurück auf die Geschichte der Location. „Die Stadt hatte wurde eine schöne Halle gebaut, eigens dafür eine GmbH gegründet. Und dort standen auch anfangs Superstars auf der Bühne aus Theater, Kabarett Gesang etwa der damals populäre Ivan Rebroff.“ Doch dann sei die GmbH in Insolvenz gegangen und die Halle ohne Programm gewesen.
Hervorragender Klangkörper
Gut, dass Balogh da war und ein solches konzipierte. „Zunächst war viel Klassik dabei, dann immer weniger, weil sich das als aufwendig bis sehr aufwendig erwies“, so Arndt. „Wir haben damit wieder angefangen, es war ein Traum, auch etwas aus dem klassischen Bereich anzubieten.“ So habe man sich entschieden, mit den Neujahrskonzerten eines hervorragenden Klangkörpers und leichter zugänglichen Melodien zu starten. Zumal der Kontakt zu Antal Barnás, der die ungarische Kammerphilharmonie im Jahr 1999 gegründet hatte, schon seit einigen Jahren bestand. „Er ist uns sehr entgegengekommen“, erzählt Arndt.
Der selbstständige Berater und Coach, der in der Wirtschaftsförderung tätig ist und Projekte für Firmen entwickelt, ist seit sechs Jahren im Vorstand des Vereins „Kulturibo“. Aber schon seit fast 25 Jahren organisiert er Kulturveranstaltungen, zunächst in Waiblingen, dann in Heilbronn. „Dann warben sie mich hierher ab, das hat ganz gut gepasst“, sagt er lächelnd. „Man wusste, was ich mache und dass ich in Oberstenfeld wohne, mittlerweile schon seit 36 Jahren.“
Dabei kommt dem Vereinsvorsitzenden, der 1958 in Ludwigsburg geboren wurde, nicht nur seine kaufmännische Ausbildung gut zupass, sondern vor allem seine tiefe Leidenschaft für Kultur, die er aus jeder Pore ausstrahlt. „Das ist Herzblut für mich.“
Er selbst machte auf der Bühne 20 Jahre Musik, spielt Gitarre und Geige. Schon als 15-Jähriger habe er die Kabarettorte des Landes, auch die Alte Kelter von Tamm „heimgesucht“, schildert der agile Mann. „Neben Konzerten war das auch mein Ding. Dort traten die Hochkaräter der Gattung auf. Ich war dort schon als Teenager dem legendären Hanns-Dieter Hüsch nah, eines der Urgesteine. Wahnsinn!“
Und so betont Arndt denn auch, man könne nicht früh genug damit anfangen, dem Nachwuchs Kultur nahezubringen. Entsprechend sorgt der Verein unter anderem dafür, dass Mitmachkonzerte für Kinder im Bottwartal stattfinden sowie Theater für die Kleinen. „Als gemeinnütziger Verein dürfen wir keinen Gewinn machen. Wir reinvestieren mit Begeisterung in Kulturprojekte, insbesondere in Kindertheater, auch wenn wir mal was zugeben müssen.“