Marlis Mader vor einem ihrer Diptychen in der Christian- Wagner-Bücherei Foto: Simon Granville

Malerei und Materialtransformationen: Die Stuttgarter Künstlerin Marlis Mader stellt zurzeit in der Christian-Wagner-Bücherei in Rutesheim aus.

Immer wieder zeigt das Kulturforum Rutesheim Kunstwerke in der Christian-Wagner-Bücherei oder im Rutesheimer Rathaus. Derzeit ist eine überschaubare Zahl von Arbeiten der Künstlerin Marlis Mader in der Bücherei zu sehen. „Meine Arbeiten waren für die Bücherei vorgesehen. Ich war zunächst etwas skeptisch, denn dort muss sich ein Kunstwerk behaupten.“ Doch inzwischen findet sie, dass die Räumlichkeiten in der Bibliothek zu ihren Bildern passen. „Der Beton hier ist fein und schön,“ findet die Stuttgarter Künstlerin, die auch im Vorstand des Kunstvereins Korntal ist.

Begibt sich der Besucher bis ins obere Stockwerk der Christian-Wagner-Bücherei, geht der Blick von der letzten Treppe aus auf das Bild aus der Serie „Between Dusk and Dawn“, das auch auf den Ausstellungsplakaten und den Einladungskarten zu sehen ist. Während man die Stufen hinaufgeht, macht man eine interessante Erfahrung, denn aus der Distanz zeigt sich das Kunstwerk anders als aus der Nähe. Ist man weiter weg, springen die Farben ins Auge, insbesondere das rostige Rot unten. Dann nimmt man die hellen Töne aus Weiß, Blau, und Grau darüber wahr. Und man imaginiert etwas in das Bild hinein. Man kann, wie in anderen Arbeiten Maders, eine Landschaft darin erkennen. Auf anderen Werken kann der Betrachter beispielsweise einen Sandstrand mit lehmigem Boden und darüber dem Himmel entdecken. Direkt vor dem Werk zieht dann die Farbe und das verwendete Material den Blick und die Aufmerksamkeit auf sich.

Marlis Mader reist gern in ferne Länder

Maders Bilder haben Titel wie „Lhasa“ oder „Atacama später“. Die Künstlerin gibt zu, dass sie gerne reist, besonders in ferne Länder. „Das war schon immer meine Leidenschaft“, bekennt Mader. Dabei gilt ihr Interesse vor allem den kargen Landschaftsformationen. Durch das, was sie sieht, ergeben sich „Sekundareffekte, die mir ins Auge springen“, wie sie erzählt. Sie bleibt vor einem Bild mit dem Titel „Lhasa River“ stehen und sagt: „Die Gegenden sind sehr erdig. Der Lhasa River schlingert sich so durchs Tal.“ Der Farbklang habe sie inspiriert. Ihr Bild ist eine Weiterentwicklung von dem, was sie gesehen hat. Ihre Bilder entstehen in der Werkstatt zu Hause. Manchmal macht sie Fotos für die spätere künstlerische Arbeit.

Die „imaginierten Landschaften“ der Künstlerin sind aus vielen Schichten und Lasuren aufgebaut. Acrylfarbe wird mit verschiedenen Sanden gemischt, sodass unterschiedliche Strukturflächen entstehen. In einigen Bildern kann man Glaspartikel entdecken. Wie zahlreiche andere Maler bevorzugt Marlis Mader Acrylfarbe, weil sie damit „schneller wieder weiterarbeiten kann.“ Dabei habe Acryl die gleiche Farbbrillanz wie Öl. Mit Acrylfarben könne sie deckend oder lasierend arbeiten. Mader benutzt bei ihren Bildern einen Lappen. „Das ist berechenbarer als mit dem Pinsel“, wie sie erzählt. Manchmal wäscht sie auch etwas mit Wasser aus. Die Farbe Blau findet sich in vielen ihrer Bilder.

Die Farbe spielt eine große Rolle

Über das Material, das sie verwendet, sagt die Stuttgarterin: „Es ist Material querbeet. Ich nehme mit, was so des Weges kommt.“ Fundstücke am Straßenrand, Ahornsamen und Schoten von ihren Reisen haben den Weg in ihre Bilder gefunden. Auch Papier von Plakaten, die sie aufreißt, verarbeitet sie. Sie durchlaufen bei ihr einen Transformationsprozess. So erklärt sich der Titel der Ausstellung: „Malerei und Materialtransformationen“.

Fundstücke vom Straßenrand verarbeitet sie in ihren Bildern

Die Erklärung dafür, dass auch Diptychen zu Maders Kunstwerken gehören, ist einfach: Ihre Werkstatt ist klein, es mangelt ihr also an Platz für größere Werke. Aber die Künstlerin fertigt gern kleine Formate an. „Kleine Werke begleiten mich“, sagt Marlis Mader. Sie nutze sie für Materialexperimente. „Bei den kleinen Formaten bin ich experimentell und mutiger.“ Das könne in etwas münden, das sie bei der Arbeit an größeren Bildern aufgreift. So erklärt sich aber auch, wie ihre Reihen entstehen. Ein größere Serie von kleinen Bildern präsentiert Mader über der Sitzecke im Obergeschoss.

Die Ausstellung mit Arbeiten von Marlis Mader in der Christian-Wagner-Bücherei in Rutesheim ist noch bis Samstag, 29. Juni, zu den Öffnungszeiten der Bücherei zu sehen.