Musikalisches Aufwärmen vor dem Start: Schon vor dem offiziellen Beginn des Podium-Festivals musizierte im Bürger- und Vereinshaus Zell das Stegreif-Trio gemeinsam mit der Jugendkapelle des Musikvereins Zell-Oberesslingen. Foto: /Gaby Weiß

Das Esslinger Podium-Festival geht mit Vorabkonzerten in die Stadtteile: Am ersten Abend begeistert die Kooperation der Jugendkapelle des Musikvereins Zell-Oberesslingen mit dem Stegreif-Trio.

„Bitte die Augen schließen und erst wieder öffnen, wenn Töne erklingen.“ Plötzlich ist man ganz auf sich und aufs Gehör zurückgeworfen: Da hüstelt einer, da tuscheln welche, andere kichern. Endlich die ersten Klänge, man darf die Augen wieder öffnen und staunt: In der winzigen Teeküche vor dem Saal gibt’s schmissige Percussion, Löffel klappert gegen Löffel, Gabel scheppert gegen Tortenheber – diese „Löffelmusik“ kennt man aus vielen Kulturen, aus der Volksmusik und als Begleitung zum Tanz. Hier ist sie witziger Auftakt zu einem spannenden musikalischen Abend. „Stadtteilkonzerte“ nennen die Podium-Macher ihre drei Veranstaltungen im Vorfeld des Festivals, das vom 8. bis zum 18. Mai an unterschiedlichen Orten in Esslingen stattfindet.

Musik als gemeinschaftsstiftende Kraft

„Partizipation“, also Teilhabe, haben sich die Festival-Macher auf ihre Fahnen geschrieben. Die Stadtteilkonzerte sollen deutlich machen, „welche Kraft und Rolle Musik als identitäts- und gemeinschaftsstiftendes Element für eine Gesellschaft hat“. Musikalisch Interessierte wurden zum Mitmachen eingeladen. Fürs erste der drei Stadtteilkonzerte ist die Jugendkapelle des Musikvereins Zell-Oberesslingen mit von der Partie: Gemeinsam mit dem Stegreif-Trio aus Sebastian Lange (Saxofon), Leon Albert (E-Gitarre) und Bartosz Novak (Geige) wurde ein kleines Konzertprogramm erarbeitet, das – bei freiem Eintritt – das Publikum im Vereins- und Bürgerhaus des Fördervereins Zell gefesselt hat. Die acht jungen Zeller Musikerinnen und Musiker mit Klarinette, Querflöte, Saxofon, Posaune und Schlagzeug machen ihre Sache richtig gut. Beim gemeinsamen Proben mit den Profis haben sie sich mutig auf Neues eingelassen – und davon profitiert. „Sie haben viel Spaß gehabt“, hat Dirigent Josef Steuer beobachtet. Die drei Profi-Musiker sind Teil des Stegreif-Orchesters, in dem seit zehn Jahren rund 30 junge internationale Musikerinnen und Musiker ohne Dirigent, ohne Noten, stehend, gehend oder gar tanzend auf ihren Instrumenten improvisieren. In ständiger Interaktion gehen sie offen an klassische Musik heran, agieren spontan und erzeugen ungewöhnliche Klang-Räume und Hör-Erlebnisse. Mit den jungen Bläsern, die sonst ein Repertoire an traditioneller, konzertanter und moderner Blasmusik spielen, wurde zuerst gemeinsam über Noten improvisiert, dann das freie Improvisieren gewagt. „Es war ein tolles Arbeiten mit der Kapelle“, lobte Sebastian Lange.

Ein kurzweiliges Programm überzeugte das erwartungsvolle Publikum: Das ging vom molltönenden pop-funkigen „Sucker“ der Jonas Brothers über ein Allegro von Wilhelmine von Bayreuth aus dem 17. Jahrhundert bis zum selbst komponierten „Leguan“, der sich über einen Bordun-Ton, einen langgezogenen tiefen Halteton, heranschlich, vom tiefsten Brummen bis zum hohen „Kieks“. Das schlug einen Bogen von Tom Waits‘ Gänsehaut-Song „Yesterday Is Here“ bis zu Queens „Crazy Little Thing Called Love“, das Freddie Mercury als Hommage an Elvis Presley und Cliff Richard schrieb.

Förderung durch Kulturstiftung des Bundes

Die Stadtteilkonzerte, die durch „tuned – Netzwerk für zeitgenössische Klassik“ der Kulturstiftung des Bundes gefördert werden, sind nicht nur ein Warm-up für die diesjährige Podium-Saison. Sie verankern zudem das Festival in der Stadt und geben lokalen Chören, Orchestern und Ensembles die Chance zur Zusammenarbeit mit engagierten und charismatischen Profi-Musikern.

Zwei weitere Stadtteilkonzerte mit freiem Eintritt gibt es an diesem Dienstag, 18. März, mit dem Chor der Evangelischen Kirchengemeinde Zollberg in der Christuskirche und am Sonntag, 6. April, mit Kids Dance im Kulturzentrum Dieselstraße.