Der Stuttgarter Schlossplatz ist umrahmt von Kultureinrichtungen. Die wollen künftig gemeinsame Sache machen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Es hat Jahre gedauert. Aber im kommenden Herbst planen Theater und Museen in Stuttgarts Mitte eine gemeinsame Auftaktveranstaltung für das Kulturquartier.

Stuttgart - Die Konzentration ist einzigartig. Wenige Gehminuten voneinander entfernt liegen mitten in Stuttgart Einrichtungen wie die Staatstheater, das Kunstmuseum, das Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss oder die Staatsgalerie. Seit Jahren wird diskutiert, diese zu einem großen Ganzen zu verbinden. Im Sommer kündigte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) in unserer Zeitung an: „Wir wollen eine starke Dachmarke entwickeln.“ Jetzt nimmt die Planung Gestalt an.

Bei der Mittendrin-Veranstaltung unserer Zeitung im Haus der Katholischen Kirche kündigte Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, einen Aufschlag Ende September 2020 an: Das Fest zum Start der Spielzeit der Oper wolle man nutzen, um gemeinsam mit einem Veranstaltungsprogramm aufzutreten. „Und das wäre sicherlich auch ein guter Zeitpunkt, um die Marke Kulturquartier einzuführen und stärker noch als bisher nach draußen zu verkaufen.“

„Mal groß denken“

„Wir werden da jetzt mal groß denken“, sagte die Direktorin des Kunstmuseums, Ulrike Groos. „Wie kann man zum Beispiel im September über so ein Wochenende der gemeinsamen freien Eintritte noch mal die Aufmerksamkeit erhöhen, noch mal mehr Publikum auch reinholen.“ Ein solches Fest biete viele Möglichkeiten, ist sie überzeugt und sieht den Schlossplatz als Plattform, möglichst viele Menschen für die Idee des Kulturquartiers zu begeistern. „Ich finde, dieser öffentliche Raum, den sollten wir unbedingt in Zukunft mehr mitdenken.“

Einigkeit herrschte auf dem Podium, auf dem neben City-Manager Sven Hahn, der Programm-Geschäftsführer der Film- & Medienfestival GmbH, Ulrich Wegenast, und der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater Stuttgart, Marc-Oliver Hendriks, saßen, dass ein einfacher Zugang ermöglicht werden müsse. Es brauche auch niederschwellige Teilhabe , so Wegenast. Das dazwischen, die Wege, die Plätze, sei in der Vergangenheit vernachlässigt worden, sagte Hendriks. „Wir sehen das an der Diskussion um eine Straße, die Kultureinrichtungen voneinander trennt, die wir überwinden müssen“, so der Geschäftsführende Intendant in Anspielung auf die B 14, die etwa Staatsgalerie und Haus der Geschichte vom Schlossgarten trennt.

Unterschiedliche Vorstellungen über den Umfang

In Frankfurt, erinnerte Hendriks, habe man den Begriff des Museumsufers kreiert. Ebenso müsse man in Stuttgart erkennen, benennen und definieren, was dazu gehöre. „Sobald wir es kommunizieren, brauchen wir auch eine inhaltliche Klarstellung.“

Allerdings gehen genau an diesem Punkt die Vorstellungen noch auseinander. OB Kuhn hätte gern ein gemeinsames Ticket, und eine App, die Einrichtungen wie etwa das Lindenmuseum oder den Jazzclub Bix am Leonhardsplatz einbindet.

In der Landesregierung will man anders herangehen: „Lasst uns erst einmal dieses Quartier definieren und dafür ein attraktives Angebot entwickeln“, sagte Olschowski. Dann könne man immer noch sehen, ob man ein „Kunstquartier hoch Zwei“ bis zum Theater Tri-Bühne, zum alten Schauspielhaus oder zur Stadtbücherei ausweite.

Angst vor Baustellen?

City-Manager Hahn warnte vor den anstehenden Baustellen, die Besucher abschrecken könnten: Neben dem Umbau der Oper gehört dazu etwa der Gebäudekomplex am Anfang der Königstraße oder das Bürgerschloss. „Wenn so viel auf einen Schlag kommt, muss das sehr genau getaktet und koordiniert werden.“ Die Direktorin des Kunstmuseums zeigte sich dagegen furchtlos: „Ich habe sehr viele Ausstellungen auf Baustellen gemacht. Ich habe keine Angst vor Baustellen“, sagte Groos. Auch Staatssekretärin Olschowski lässt sich nicht abschrecken: „Mein Pessimismus ist nicht so groß“, sagte sie. Denn die Nähe etwa zum politischen Zentrum des Landes im Landtag mache auch eines deutlich: „Das Herz Baden-Württembergs ist das Stuttgarter Kulturquartier.“