Nicht so spektakulär wie andere Wasserfälle, aber an heißen Tagen ein gutes Ziel: die Hörschbachschlucht Foto: Gottfried / Stoppel

Ins Freibad gehen kann jeder. An heißen Tagen ist mehr Einfallsreichtum gefragt. Wir zeigen sechs Orte im Landkreis, an denen man auch rekordverdächtigen Temperaturen noch unerwartet viel Genuss abgewinnen kann.

Die Temperaturen steigen zum Wochenende hin wieder bis deutlich jenseits der 30 Grad. Da sehnt man sich nach etwas Abkühlung. Wir stellen sechs Orte im Rems-Murr-Kreis vor, die Schatten versprechen und an denen sich auch ein heißer Sommertag genießen lässt. Ausladende Bäume als Sonnenschirme und Wasser in der Nähe – mehr braucht es nicht.

Angenehme Gischt Keine Frage, Niagara und Schaffhausen haben andere Dimensionen, aber auch der Rems-Murr-Kreis hat einen Wasserfall. In der Hörschbachschlucht, einer der schönsten Klingen weit und breit, geht er hernieder – über die Engelhofer-Platte, eine Dolomitsteinbank im Gipskeuper. Wer den Einstieg beim Murrhardter Trailhöfle findet, kann sich von der Gischt angenehm kühlen lassen, und auch unterm Blätterdach in der gesamten Schlucht ist es vergleichsweise angenehm kühl. Lange Klamotten sind allerdings aus einem anderen Grund nicht ganz verkehrt: Den Stechmücken gefällt das feuchte Klima dort auch sehr gut.

Coole Kultur Zuverlässig 20 Grad Celsius, maximal 22 Grad Celsius, herrschen das ganze Jahr über in der Galerie Stihl in Waiblingen. „Die konstante Temperatur dient dem Schutz der Exponate“, sagt die Galerieleiterin Anja Gerdemann. Für die sommers wie winters angenehme Raumtemperatur sorge eine hochsensible, besonders fein justierbare Klimaanlage, die Museumsansprüchen gerecht werde. Derzeit und noch den ganzen, womöglich weiterhin heißen Sommer lang kann man sich in der Galerie Stihl die Ausstellung „Cover Art“ anschauen. Sie zeigt Höhepunkte der Schallplattencover-Gestaltung aus der Zeit von 1940 bis heute. Montags ist die Galerie geschlossen, an allen anderen Wochentagen ist sie von 11 bis 18 Uhr offen, donnerstags sogar bis 20 Uhr.

Besinnlich abkühlen Wer als Pilger beispielsweise auf dem Jakobsweg unterwegs ist, der lernt Kirchen schnell aus einem ganz profanen Grund zu schätzen: An heißen Tagen spenden alte Mauern verlässlich Kühlung. Ein Vorteil, der in Zeiten des Klimawandels den Kirchengebäuden wieder mehr Aufmerksamkeit verschaffen dürfte. „Vor allem die alten Kirchen sind Orte, in denen man gut abkühlen und auch seelisch einmal tief durchatmen kann“, hat die Theologin und Urlauberpastorin Antje Wachmann am Dienstag in Aurich empfohlen. Das gilt nicht nur für Kirchen im hohen Norden, sondern auch für die Kirchen im Rems-Murr-Kreis. Allerdings ist ausgerechnet die Winnender Schlosskirche, deren hölzerner Jakobusaltar für Pilger interessant sein dürfte, nur sonntags beim Gottesdienst zugänglich.

Das Kunstwerk zeigt nicht nur den Schutzpatron der Kirche, den heiligen Jakobus. Es schildert auch das sogenannte Hähnchenwunder, eine Geschichte, der man auf dem Jakobsweg oft begegnet: Der Sage nach soll im spanischen Pilgerort Santo Domingo de Calzada der Sohn einer Pilgerfamilie zu Unrecht gehängt worden sein. Als sie dem Richter ihr Leid klagen, glaubt ihnen dieser zunächst nicht und sagt: „Euer Sohn ist so tot wie das Hähnchen auf dem Teller.“ Bei dieser Auskunft soll das Hähnchen quicklebendig geworden sein – die Familie schloss den Totgeglaubten glücklich wieder in die Arme, stattdessen wurde der betrügerische Wirt gehängt. Doch wer einfach Kühle und Besinnung sucht und nicht an den Jakobsweg gebunden ist, der wird beispielsweise auch in der Waiblinger Michaelskirche fündig. Besucher schwärmen von den gelungenen Proportionen und dem geheimnisvollen Licht im Inneren der Kirche, die im 15. Jahrhundert erbaut worden ist. Sie ist im Sommer dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet und barrierefrei zugänglich.

Ein kühles Blondes unter Bäumen

Im Biergarten beim Korber Schützenhaus unweit des Hanweiler Sattels sind diese Zutaten alle versammelt, auch wenn das verfügbare Nass vor allem der inneren Anwendung dient. Der große CBC-Biergarten auf rund 400 Höhenmetern gelegen, fast direkt unterhalb des Hörnleskopfes, auch nicht allzu weit vom bekannteren Kleinheppacher Kopf entfernt, bietet sich für einen erfrischenden Boxenstopp bei schweißtreibender Witterung allemal an. Die Wirtschaft liegt mitten zwischen Bäumen und bietet nicht nur schattige Plätzchen, sondern auch einen eigenen Spielplatz. Auf der Speisekarte stehen neben hitzeadäquaten Kleinigkeiten auch Zwiebelrostbraten oder Burger für kulinarisch Klimagewandelte und natürlich kalte Getränke in allen Variationen.

Flotte Fontänen Die Remstal-Gartenschau 2019 hat so manchen spritzigen Einfall herbeigezaubert. In Fellbach etwa wurde zur Verschönerung des Stadtparks ein Fontänenfeld vor der Schwabenlandhalle in den Boden installiert – und verschafft den Menschen vor allem in den Sommermonaten bei 36 Grad, wie in den vergangenen Tagen, eine erfrischende Abkühlung. 25 Sprudler haben die Architekten auf dem Guntram-Palm-Platz verteilt, und die schießen ihre schmalen Wasserladungen mal nur einen Meter, mal auch zehn Meter in die Höhe. Übrigens sind es nicht nur Kinder, die in diesen Wochen im mehrfachen Dutzend durch die spritzenden Tropfen toben, vielmehr lassen sich auch immer wieder ältere Semester vom kühlen Nass anlocken, durchfeuchtete Klamotten hin oder her.

Nass am Fluss An verschiedenen Stellen der Rems sind in den vergangenen Jahren – meist im Zusammenhang mit der Remstal-Gartenschau – Zugänge zum Fluss geschaffen worden. Zum Beispiel in Waiblingen kann man von der Erleninsel aus durchaus auch mal die Beine ins kühle Nass stellen. Auch in Winterbach gibt es Treppen, die zum Fluss führen. Der renaturierte Abschnitt zwischen Remshalden und Winterbach wird bisweilen auch zum Baden genutzt. Das Regierungspräsidium Stuttgart, das die aufwendige Maßnahme vor drei Jahren fertiggestellt hat, appelliert allerdings auch zur Rücksicht gegenüber Flora und Fauna an der Rems. Ein Ziel der Renaturierung sei schließlich auch, das Flussgebiet wieder der Natur zu überlassen.