Regionalpolitiker verschiedener Fraktionen – hier eine Sitzung der Regionalversammlung – kritisieren ungewöhnlich scharf die Hochschulregion. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Meistens gehen die Regionalpolitiker pfleglich mit Vereinen um, die sich der Zusammenarbeit in der Region Stuttgart verschreiben. Das war bei der Hochschul- und Wissenschaftsregion anders. Es hagelte Kritik.

Stuttgart - Ungewöhnlich kritisch haben die Regionalpolitiker im Verwaltungsausschuss der Regionalversammlung auf die Arbeit des Vereins Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart reagiert. Das geht aus einer Mitteilung des Verbands Region Stuttgart hervor.

Verein vertritt 75 000 Studierende

Die Hochschulregion vertritt 75 000 Studierende und hat 23 Mitglieder: Hierzu zählen staatliche, kirchliche und private Hochschulen der Region Stuttgart, vier Hochschulstädte (Stuttgart, Ludwigsburg, Esslingen und Göppingen), das Studierendenwerk Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH. Der Verein bündelt die Aktivitäten und will durch Vernetzung und Zusammenarbeit Synergien schaffen – anfangs vor allem in der Wahrnehmung der Region als Hochschul- und Wissenschaftsstandort. Neben dem seit der Gründung vor neun Jahrendominierenden Thema des Standortmarketings solle nun der Fokus verstärkt auf Studierende, Unternehmen mit Schwerpunkt kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie die Politik gelegt, sagte Professor Joachim Weber, der Rektor der in Stuttgart ansässigen Dualen Hochschule Baden-Württemberg und Beisitzer im Vereinsvorstand. Als aktuelle Projekte nannte er die Beteiligung des Vereins an der Internationalen Bauausstellung StadtRegion Stuttgart 2027 (IBA) und am Landeswettbewerb für einen emissionsfreien Campus. Die prämierten Konzepte für ein betriebliches Mobilitätsmanagement seien ein „Musterbeispiel der Zusammenarbeit“ der im Verein zusammengeschlossenen Hochschulen, so Weber.

„Ein verlorenes Jahrzehnt“, sagt ein Grünen-Regionalrat

Auch wenn die Regionalräte die Kooperation und die Vernetzung als wichtig und sinnvoll erachten und das Engagement für die IBA würdigten, gab es auch kritische Anmerkungen. Elisabeth Schick-Ebert (CDU/ÖDP) wünschte sich, dass „man künftig weitere Partner gewinne und auch die großen Forschungseinrichtungen in der Region einbindet“. Michael Lateier (Grüne) räumte zwar ein, dass man „der Verein mit dem Budget keine großen Sprünge machen kann, aber wir haben uns bei der Gründung dennoch mehr erhofft. Das vergangene Jahrzehnt ist ein verlorenes Jahrzehnt.“ Auch Jürgen Zieger (SPD), Oberbürgermeister des Vereinsmitglieds Esslingen, übte deutliche Kritik. Er habe sich die Arbeit des Vereins projektbezogener und intensiver vorgestellt, sagte er und forderte konzentriertere Aktionen und mehr öffentliche Wahrnehmung. Hartfrid Wolff (FDP) mahnte, den Blick nach vorne zu richten, und schlug vor, die Kooperationen über die Region hinaus auszuweiten. Peter Rauscher (Linke/Pirat) war mit der Kritik aus den anderen Fraktionen nicht einverstanden und erinnerte daran, dass die Hochschulregion eine wichtige Rolle bei der Gründung der IBA’27 gespielt habe.