Jude Bellingham von Borussia Dortmund war Referee Felix Zwayer hart angegangen. Foto: dpa/Bernd Thissen

Auch Tage nach dem Bundesliga-Topspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München brodelt es weiter. Die Aussagen von Jude Bellingham werden trotz der milden DFB-Strafe immer noch heiß diskutiert.

Frankfurt am Main - Der DFB hat den Fall zwar mit einer Geldstrafe zu den Akten gelegt - die Debatte um Jude Bellingham und Felix Zwayer ist aber noch längst nicht vorbei. Obwohl der Jungstar von Borussia Dortmund um eine Sperre herumgekommen ist und für seine ätzende Schiedsrichter-Schelte „nur“ 40.000 Euro berappen muss, erhitzt der Vorfall im Anschluss an das Bundesliga-Topspiel zwischen dem BVB und Bayern München (2:3) weiter die Gemüter.

Auch Zwayer selbst äußerte sich am Dienstag erstmals. Bellinghams Aussage sei „persönlich, verunglimpfend und respektlos“, sagte der Referee der Bild und meinte: „Das darf so nicht stehenbleiben.“ Dem BVB habe er daher ein persönliches Gespräch mit dem Jungstar angeboten, eine Entschuldigung würde er annehmen. 

Vorschlag für Gespräch abgelehnt

Noch am selben Abend bekam er stattdessen eine Absage. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, bei Amazon Prime angesprochen auf Zwayers Vorschlag, sah „keine große Realisationschance“. Der Grund: Zwayers Gespräch zum Thema mit der Bild.

„Wenn Herr Zwayer (...) heute ein Schreiben schickt und ein Gespräch anregt, kann man darüber diskutieren“, sagte Watzke: „Wenn ich aber eine Stunde später das Gleiche schon in den Medien lese, mit Originalzitaten, muss ich ganz ehrlich sagen: Ich führe keine vertraulichen Gespräche mit irgendjemandem, wo ich es eine Stunde später schon im Boulevard stehen habe.“

Zwayer allerdings erhielt auch viel Rückdeckung. Schon bevor das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Dienstag sein mildes Urteil für das „unsportliche Verhalten“ Bellinghams (18) mit einer kurzer Begründung („Dadurch hatte er die Unparteilichkeit des Schiedsrichters angezweifelt und letztlich in Abrede gestellt“) verkündete, hatten zwei Ex-Stars und zwei frühere Top-Referees die anhaltende Diskussion zusätzlich befeuert.

Urs Meier findet deutliche Worte für Bellinghams Aussagen

Vor allem der ehemalige Spitzen-Schiedsrichter Urs Meier fand deutliche Worte. Nach Ansicht des Schweizers waren Bellinghams Aussagen „fies“ und „perfide“. „Auch wenn ich kein großer Freund von Felix Zwayer bin - das war ein dickes Brett“, sagte Meier in seinem Podcast: „Das war unter der Gürtellinie. Es suggeriert den Fans, dass Zwayer bestechlich ist.“

Bellingham hatte Zwayer (Berlin) beim norwegischen TV-Sender Viaplay Fotball hart angegangen. „Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“, sagte der englische Nationalspieler. Der DFB-Kontrollausschuss hatte als Reaktion darauf ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Bellingham bezog sich ganz offensichtlich auf Vorkommnisse, die 17 Jahre zurückliegen. 2004 hatte Zwayer den Akten zufolge als Assistent Geld vom Drahtzieher Robert Hoyzer angenommen. Später deckte er den Skandal mit auf, eine Manipulation wurde ihm trotz Sperre nie nachgewiesen. „An Bellingham erkennt man, dass in der Kabine über so etwas gesprochen wird“, vermutete Meier.

Zwayer steht zu Fehler

Zwayer selbst betonte am Dienstag noch einmal, er habe „als junger Mann den Fehler gemacht, nicht sofort, sondern erst nach zu langer Überlegung einen Vorfall anzuzeigen. Das war falsch und ich bin dafür bestraft worden. Damit muss es dann aber auch gut sein.“ Auch das Sportgericht habe festgestellt, dass er einer tatsächlichen Beteiligung an den Spielmanipulationen widerstanden habe.

Nicht ganz so deutlich wie Meier formulierte es Wolfgang Stark. Der frühere FIFA-Unparteiische sieht es hinsichtlich der Bellingham-Äußerungen aber ähnlich wie Meier. „Die Aussage war mit Sicherheit nicht glücklich gewählt und aus meiner Sicht auch nicht passend“, sagte Stark den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Vita seines früheren Kollegen Zwayer beäugt aber auch Stark durchaus gespalten. „Felix Zwayer ist inzwischen rehabilitiert. Ob das, was er damals gemacht hat, in Ordnung war, muss jeder selbst entscheiden“, äußerte der 52-Jährige, der grundsätzlich mehr Respekt für die Unparteiischen einfordert: „Wir müssen dahin kommen, dass die Entscheidungen der Schiedsrichter von den Spielern stärker akzeptiert werden.“