Weil der Stadt hat ein Konzept für Notfalltreffpunkte vorgelegt, das etwa bei flächendeckendem Stromausfall, aber auch anderen Krisen und Katastrophen greifen soll.
Was tun, wenn flächendeckend für längere Zeit der Strom ausfällt? Was auf Neudeutsch Blackout, also ein vollkommener Systemzusammenbruch, genannt wird, kann auch einzelne Behörden, Organisationen oder Unternehmen treffen, wie aktuelle Beispiele zeigen. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Angriffe durch kriminelle Hacker, Brände oder Extremwetterlagen, Sonnenstürme oder Naturkatastrophen, aber auch Blockadeaktionen und Sabotage sowie Marktmanipulationen oder eine Pandemie.
Die Folgen bekommen nicht nur die direkt Betroffenen zu spüren, sondern im Extremfall die gesamte Bevölkerung und sie können schwerwiegend sein. Weil der Stadt hat jetzt eine Konzeption entwickelt, die bei solchen Blackouts Notfalltreffpunkte aktivieren und die Verwaltung weiter handlungsfähig machen soll.
Nicht jeder Stromausfall ein Blackout
Insgesamt nur 5,34 Minuten lang ist in Weil der Stadt im vergangenen Jahr der Strom ausgefallen. Das sei ein sehr guter Wert, sagte der Kommunalberater Harald Müller von der Netze BW in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die Ursachen dafür seien überwiegend technische Defekte an Leitungen oder Stationen. Nicht jeder Stromausfall sei ein Blackout. Ein solcher sei nach offiziellen Verlautbarungen zwar äußerst unwahrscheinlich. Doch nach Ansicht von Fachleuten hätten die Ereignisse in der Vergangenheit gezeigt, dass die Risiken für einen flächendeckenden Stromausfall gewachsen seien, zumal die Versorgung jetzt europaweit vernetzt sei. Es sei nicht mehr die Frage, ob ein Blackout komme, sondern eher wann.
Harald Müller wies auf die Informationen für die Bürgerinnen und Bürger hin, wie sie für solche Fälle vorsorgen könnten, etwa durch Lebensmittelvorräte und Gas-Camping-Kocher. Für länger andauernde Stromausfälle hat das Landesinnenministerium eine Empfehlung für die Einrichtung von Notfalltreffpunkten herausgegeben.
Rathäuser in drei Teilorten nicht mehr besetzt
Weil in den Teilorten Schafhausen, Münklingen und Hausen die Rathäuser nicht mehr offiziell besetzt sind, habe man sich entschieden, die Feuerwehrgebäude als Notfalltreffpunkte für die Bevölkerung anzugeben, denn die Feuerwehr sei ohnehin in solchen Fällen im Einsatz, erklärte der Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes, Daniel Grömminger. Die Feuerwehren in den Orten seien bekannte Anlaufstellen und auch in Notsituationen schnell zu erreichen.
Die Notfalltreffpunkte sollen mit je zwei Feuerwehrleuten und Beschäftigten der Stadtverwaltung rund um die Uhr besetzt sein. Dort kann unter anderem Hilfe für Menschen mit Unterstützungsbedarf organisiert oder Erste Hilfe geleistet werden, sie sollen ein Anlaufpunkt für Spontanhelfer sein und mündliche Notfallmeldungen aus der Bevölkerung entgegennehmen.
Die Entscheidung über die Einrichtung der Notfalltreffpunkte trifft der Bürgermeister als Leiter des Verwaltungsstabs. Dieser Krisenstab kommt bei einem Ausfall der Stromversorgung im Rathaus in Merklingen zusammen. Dort versorgt ein Notstromaggregat das Rathaus.
Rückkehr der Sirenen in die Stadt
„Wir müssen die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren, auch im Sinne der Eigenvorsorge“, sagte der Bürgermeister Christian Walter (parteilos). Das ganze System müsse auch in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Böblingen noch weiter verfeinert werden. „Sirenen gibt es nicht mehr in der Stadt“, erklärte der Erste Beigeordnete Jürgen Katz auf Nachfrage von Stadtrat Bernd Laure (FWV). Im Augenblick setze man darauf, diese einfache Infrastruktur wiederaufzubauen. Das werde gerade vom Landkreis für alle Kommunen koordiniert.
Stadträtin Sonja Nolte (Grüne) fragte, wie diejenigen Feuerwehrgerätehäuser selbst gegen Hochwasser geschützt seien, die laut Klimaatlas des Landkreises im Hochwassergebiet stehen. Man erstelle gerade Starkregenrisikokarten, daraus würden dann auch entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Gebäude abgeleitet, erklärte Jürgen Katz, mit Blick auf die Überschwemmungen im Gebäude der Weil der Städter Feuerwehr.