Volkshochschulen stehen für das Konzept des lebenslangen Lernens. Foto: dpa

Die baden-württembergischen Volkshochschulen haben sich von der Coronakrise nicht erholt. Ihre Probleme sind älter und tiefer. Doch der Städtetag hat eine Rettungsidee.

Die Volkshochschulen im Land stecken nach den Coronajahren in massiven Geldproblemen. Bereits nach Vorstellung der letzten offiziellen Bilanz aus dem Jahr 2021 sprach der Volkshochschulverband Baden-Württemberg von einem „historischen Tiefstand“ bei Angebot und Nachfrage. Noch rund 900 000 Menschen besuchten Kurse in den 162 Häusern und ihren 683 Außenstellen – gegenüber 2,2 Millionen 2019, dem Jahr vor Corona.

Auch im laufenden Jahr schreiben viele Volkshochschulen offenbar tiefrote Zahlen. Zwar würden 2023 übergreifend wieder rund 80 Prozent der Kurse von 2019 angeboten, sagt Fritz Kuhn, Vorsitzender des VH-Landesverbandes. Doch Anmeldungen bleiben häufiger aus. Nach Informationen des Bildungsforschers Klaus-Peter Hufer, der an der Universität Duisburg-Essen lehrt, „halten sich viele Volkshochschulen vor allem mit Integrationskursen über Wasser“.

Viele Institute halten sich mit Flüchtlingskursen über Wasser

Auch im Südwesten hat sich die Zahl der Kurse für Geflüchtete 2022 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Laut dem Stuttgarter VH-Verbandsdirektor Tobias Diemer sind zuletzt 37 000 Geflüchtete in rund 2200 Kursen unterrichtet worden. Erstattet werden die Gebühren vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Sie sind allerdings laut Martin Rabanus, dem Vorsitzenden des Deutschen Volkshochschulverbandes mit seinen 850 Mitgliedern, nicht kostendeckend; die Erstorientierungskurse für Flüchtlinge stünden „vor dem Kollaps“.

Verschärft wird die Krise durch einen Exodus des Lehrpersonals. Die freiberuflichen Dozenten bekommen zwischen 20 und 30 Euro pro Stunde, müssen sich selber sozialversichern. Während der Schließungsmonate haben viele endgültig aufgehört oder sind in die Corona-Aufholprogramme der Schulen gewechselt.

Kommunen sehen wachsend Zuschussbedarf mit Sorge

In baden-württembergischen Kommunen wächst der Unmut über den zunehmenden Geldbedarf der Volkshochschulen. Das Land müsse seine Zuschüsse weiter als geplant erhöhen, fordert auch der Stuttgarter Ex-OB Fritz Kuhn. Der Städtetag hat beim Kultusministerium eine Initiative zur Rettung der Bildungsanstalten gestartet. Von 2026 an müssen die Grundschulen laut Bundesgesetz eine Ganztagesbetreuung anbieten. Dafür, so der Plan, sollen die Volkshochschulen ab sofort Betreuungspersonal ausbilden und weiterqualifizieren. Zu einem Spitzengespräch mit dem Ministerium soll es kommenden Freitag kommen.

Experten wie der Wissenschaftler Hufer sehen in immer höheren Steuerhilfen für die Volkshochschulen nicht die Lösung. Sie litten häufig unter schlechtem Marketing, es gelinge ihnen außerdem immer schwerer, vor allem junge Menschen zu erreichen. Neue Konzepte müssten dringend her.