Der Bahnhofsbereich in Esslingen hat einen schlechten Ruf. Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin

Wie sicher lebt es sich in Esslingen? Polizei und Ordnungsamt haben jetzt ihren Sicherheitsbericht vorgelegt. Der fällt positiv aus. Aber manches liegt auch im Argen.

Bei der Kriminalität liegt Esslingen unter dem Landesdurchschnitt und steht auch im Vergleich mit anderen Städten wie Ludwigsburg, Böblingen oder Tübingen gut da. Es waren positive Nachrichten, die der Leiter des Polizeireviers Esslingen, Rochus Denzel, mit in die Sitzung des Sozialausschusses brachte, wo er Kernaussagen der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2021 vorstellte. Die Gesamtzahl der Straftaten ist in Esslingen das zweite Jahr in Folge gesunken auf 3786 Fälle– das ist der niedrigste Wert seit 2017. Die sogenannte Häufigkeitszahl, also die Zahl der Taten pro 100 000 Einwohner, lag bei 4083. Der landesweite Wert ist mit 4380 Taten höher. Auch die Straßenkriminalität, dazu zählen etwa Handtaschenraub oder Belästigungen, ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Wahrheit hinter der Statistik

Einen Anstieg verzeichnete die Polizei in Esslingen aber bei den Sexual- und Rauschgiftdelikten. Genauer betrachtet, sei aber auch das wenig besorgniserregend, oft handle es sich nicht um schwere Fälle. Wer pornografische Schriften besitzt oder Bilder per Whatsapp verschickt, begehe bereits eine Sexualstraftat, vor allem, wenn Kinder mit im Spiel sind, ordnete Denzel die Fallzahlen ein. Rauschgiftdelikte seien eine typische „Holkriminalität“. „Je mehr wir kontrollieren, desto mehr Fälle gibt es“, sagte er.

Ein besonders sensibler Bereich ist in Esslingen der Bahnhof. Das Viertel zwischen der Schlachthaus-, Martin- und Bahnhofstraße hat ein schlechtes Image und wenig Aufenthaltsqualität. Bestätigt wurde das zuletzt auch durch eine Sozialraumanalyse, die die Stadt bei Mitarbeiterinnen der Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement an der Universität Tübingen in Auftrag gegeben hatte. Die haben in ihrem Abschlussbericht bereits viele Ideen vorgelegt, wie sich die Situation dort verbessern ließe. Per Definition sei der Esslinger Bahnhof ein Brennpunkt, räumte Denzel ein, dennoch müsse der Bereich nicht als besonders gefährlich bewertet werden. 2021 wurden dort 158 Straftaten registriert. Das ist zwar eine Steigerung zu den letzten Jahren – nur 2019 lag der Wert mit 170 Vergehen darüber –, die Zahlen müsse man jedoch im Verhältnis zur hohen Frequenz in diesem Bereich sehen. Auch habe es keine schweren Taten gegeben. „Wir sehen keine dramatische Entwicklung und nichts, was uns Sorgen macht“, sagte er.

Die gefühlte Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Bahnhofsquartier ist indes oft eine ganz andere. „Dieses Thema werden wir angehen“, betonte Ordnungsbürgermeister Yalcin Bayraktar. Derzeit arbeitet die Stadt daran, welche der Ideen, die die Wissenschaftlerinnen im Sommer dem Sozialausschuss präsentiert haben, tatsächlich umgesetzt werden könnten. Ein Katalog soll Anfang nächsten Jahres präsentiert werden.

Streife und Ordnungsamt arbeiten zusammen

Für Recht und Ordnung sorgt nicht nur die Polizei, sondern auch das Ordnungsamt. Bei Prävention und Kontrollen arbeiten Streifen und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) oft zusammen. „Das klappt in Esslingen hervorragend“, lobte Rochus Denzel. Mehmet Koc, der noch Abteilungsleiter im Ordnungsamt ist und bald als Amtsleiter nach Sindelfingen wechselt, stellte die Entwicklung in seinem Bereich vor.

Verwarn- und Bußgeld fast verdoppelt

Stark zugenommen haben etwa Verstöße gegen das Rauchverbot auf Spielplätzen, das seit 2021 geahndet wird, auch Kleinmüllverstöße gab es häufiger. Besonders sticht in der Statistik die Summe aller verhängten Verwarn- und Bußgelder heraus: Mit gut drei Millionen Euro ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast der Gesamtwert von 2021 erreicht. „Es ist der bislang höchste Wert“, so Koc. Das dürfte auch, aber nicht nur am neuen Bußgeldkatalog liegen. Yalcin Bayraktar will diese Tendenz jedenfalls nicht allein auf vermehrte Kontrollen schieben. „So viele Blitzer kann ich gar nicht aufstellen, dass sich das in einem halben Jahr verdoppelt“, sagte er. Nach oben geschnellt ist auch die Zahl der abgeschleppten Fahrzeuge. „Das liegt an unserer konsequenten Durchsetzung“, sagte Koc – eine Warnung an alle Falschparker.