Bürgermeister im Kreis Esslingen appellieren an den Verkehrsminister: Lieber eine Großbaustelle entlang der B 312 mit weiträumiger Umleitung statt jahrelanges Stückwerk.
In einem landesweiten Programm hat das Verkehrsministerium seine Pläne für die Modernisierung von rund 180 Brücken in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 festgemacht. In einem zweiten Schritt sollen weitere rund 450 Brücken bis zum Jahr 2036 erneuert oder ertüchtigt werden, teilte das Land jüngst mit. Diese Nachricht sorgt im Kreis Esslingen für Aufruhr, droht durch die Vielzahl der Maßnahmen doch ein jahrelanges Verkehrschaos.
Konkret geht es um die anstehenden Erneuerungen mehrerer Brückenbauwerke entlang der Bundesstraße 312. Diesen sehen die Bürgermeister von acht Kommunen – Nürtingen, Aichtal, Neckartenzlingen, Neckartailfingen, Altdorf, Altenriet, Bempflingen und Schlaitdorf – eigenem Bekunden nach „mit wachsender Sorge“ entgegen. In einem gemeinsamen Schreiben an Verkehrsminister Winfried Hermann loben sie zwar ausdrücklich die geplanten Investitionen von Bund und Land zum Erhalt der Infrastruktur, fordern jedoch die Planungsbehörden eindringlich auf, „die Koordination und Priorisierung der Maßnahmen entlang der B 312 gemeinsam mit uns abzustimmen“.
Bauarbeiten auf B 312 führen zu Rückstaus und Schleichverkehr
Schließlich sei die B 312 „die Lebensader zwischen Metzingen und Filderstadt“. Sie werde täglich von mehr als 33 000 Fahrzeugen, darunter vielen Lastwagen, befahren. Schon heute zeige sich, das selbst kleinere Baumaßnahmen oder Verkehrsunfälle zu langen Rückstaus oder Schleichverkehr durch die Ortskerne führten – und die Anwohner spürbar belasten, erläutern die Bürgermeister.
Nach aktueller Planung sollen bis 2030 die Ermstalbrücke bei Neckartenzlingen und die Aichtalbrücke in Aichtal-Aich erneuert werden, voraussichtlich ab 2030 gefolgt von der Neckarbrücke bei Neckartailfingen. „Drei aufeinanderfolgende Großbaustellen über mehrere Jahre hinweg würden jedoch zu wiederkehrenden Sperrungen und erheblichen Belastungen für Bevölkerung, Pendlerverkehr und regionale Wirtschaft führen“, so die Befürchtung der Unterzeichner des offenen Briefes.
B 312: Konzentrierte Bauphase gegen Belastungen
Vor diesem Hintergrund empfehlen die acht Bürgermeister, „die anstehenden Maßnahmen in einem gebündelten, zeitlich abgestimmten Bauabschnitt umzusetzen“. Vorgeschlagen wird eine einmalige, großräumige Sperrung der B 312 zwischen dem Abzweig von der B 27 bei Filderstadt bis nach Neckartenzlingen/Bempflingen – bei Bedarf auch bis Metzingen, um weitere Brücken entlang der Trasse einzubeziehen.
So könnten mehrfache Sperrungen und wiederkehrende Umleitungsphasen vermieden werden, argumentieren die Unterzeichner. Eine konzentrierte Bauphase könne zudem dazu beitragen, die Bauzeiten insgesamt zu verkürzen, Synergien zu nutzen und die Gesamtbelastung auf ein Minimum zu reduzieren. „Uns ist bewusst, dass ein solches Vorgehen logistisch anspruchsvoll ist. Doch wir sind überzeugt: Lieber eine klar befristete Sperrung, als zehn Jahre wechselnde Nadelöhre“, heißt es in dem Schreiben an das Ministerium und die zuständigen Regierungspräsidien Stuttgart und Tübingen.
Ihren gemeinsamen Vorstoß, so betonen die Rathauschefs, wollen sie „als konstruktiven Beitrag zum weiteren Abstimmungsprozess“ mit dem Verkehrsministerium und den Regierungspräsidien verstanden wissen. Ihr erklärtes Ziel sei es, gemeinsam eine Lösung zu finden, die technisch machbar, wirtschaftlich sinnvoll und für die gesamte Region verträglich sei. „Wir stehen als betroffene Kommunen geschlossen bereit, diesen Weg aktiv zu begleiten.“