Laborarbeit in der Krebstherapie Foto: dpa-Zentralbild

Die Nachricht lässt hoffen: US-Forscher haben einen möglichen Wirkstoff gegen die Bildung von Metastasen bei Tumoren entdeckt. In Tierversuchen verhinderte das Mittel, dass sich Krebszellen in anderen Organen ausbreiteten.

Rockville/Stuttgart - US-Forscher haben ein mögliches Mittel gegen die Streuung von Tumoren entdeckt. Im Experiment mit Mäusen, die an Bauchspeicheldrüsen-, Brust- und Prostatakrebs erkrankt waren, zeigte sich, dass der Wirkstoff Metarrestin die Bildung von metastasierenden Zellen hemmt.

Sobald die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die offizielle Erlaubnis erteilt, können die Wissenschaftler vom NIH Chemical Genomics Center in Rockville (Bundesstaat Maryland) – einer Einrichtung der US-Gesundheitsinstitute – mit den Studien am Menschen beginnen.

Diagnose: Metastasen

Die Behandlung von Krebs hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Doch noch immer bedeutet die Diagnose von Metastasen für viele Patienten das sichere Todesurteil. Streut der Tumor in andere Organe, schwindet die Hoffnung auf Heilung.

„Es gibt viele Medikamente, die Krebszellen abtöten sollen. Doch es existiert kein einziges Mittel, das speziell die Metastasenbildung bekämpft“, sagte der Biochemiker Juan Marugan vom NIH Chemical Genomics Center in Rockville. Die Forscher veröffentlichten ihre Studie im Fachblatt „Science Translational Medicine“.

Gestörter Stoffaustausch

Bestimmte Zellstrukturen (die sogenannten perinukleären Kompartimente) kommen nur in Krebszellen vor. Je mehr dieser zellulären Teile im Tumor vorhanden sind, desto größer ist die Gefahr, dass dieser Metastasen bildet und streut.

Zur Info: Ein perinukleäres Kompartiment ist ein Bereich innerhalb einer Zelle, in dem wichtige Stoffwechselreaktionen ablaufen. Er befindet sich im Zwischenraum zwischen äußerer und innerer Kernmembran. Diese Trennschicht umschließt das Innere des Zellkerns und reguliert den Stoffaustausch der Zelle mit ihrer Umgebung.

Neuer Wirkstoff

Um einen potenziellen Wirkstoff zu entwickeln, der diese Strukturen angreift, testeten die US-Experten mehr als 140 000 Substanzen. Dabei zeigte sich, dass nur ein einziger dieser Wirkstoffe mit Namen Metarrestin Pankreas (Bauspeicheldrüsen)-Krebszellen wirksam zerstörte.

Anschließend behandelten sie krebskranke Mäuse mit Metarrestin. Mit Erfolg: Der Wirkstoff hemmte die Bildung neuer Metastasen, die Mäuse lebten länger als Nagetiere, die unbehandelt geblieben waren. Die Forscher vermuten, dass Metarrestin das Wachstum der betroffenen Zellstrukturen verhindert.

Ergänzung zur Chemotherapie?

Sollten sich die Erwartungen an den neuen Wirkstoff erfüllen, könnte er in Zukunft als Ergänzung zur Chemotherapie eingesetzt werden. „Für Betroffene mit Tumoren mit hohem Metastasierungspotenzial könnten sich als Folge bessere Resultate ergeben“, betonte die Mitautorin der Studie, Sui Huang von der Northwestern University in Chicago.