Knapp zwei Wochen nach einer Ansteckung bilden sich bei Kindern mit Ringelröteln großfleckige Rötungen auf beiden Wangen Foto: stock.adobe.com/Evgen

Vor allem Kinder im Kindergartenalter infizieren sich zur Zeit mit dem hochansteckenden Virus. Kinderärzte in Baden-Württemberg sprechen von einer ungewöhnlich hohen Fallzahl. Was Eltern nun beachten sollten und für wen eine Infektion gefährlich sein kann.

Ohrfeigenkrankheit – so wird die Ringelröteln-Infektion ziemlich derb im Volksmund genannt: Denn die Wangen der Betroffenen sind aufgrund des typischen Ausschlags so gerötet, wie nach einem Schlag ins Gesicht. Derzeit zeigen sich in den Arztpraxen in Baden-Württemberg ungewöhnlich viele Kinder mit diesem und weiteren Symptomen, die auf die Virusinfektion hindeuten. „Meines Erachtens ist dies die stärkste Infektwelle seit rund zehn Jahren“, sagt Till Reckert, Sprecher des Landesverbands des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Das bestätigen auch Ärzte am Olgahospitals des Klinikums Stuttgart: „Wir haben in der Notaufnahme in den vergangenen Wochen sehr viele Fälle von Ringelröteln“, sagt der Leiter der Pädiatrische Interdisziplinäre Notaufnahme (PINA) Friedrich Reichert.

Warum breiten sich Ringelröteln so schnell aus?

Ringelröteln sind hochansteckend. Betroffen sind vor allem zwei- bis fünfjährige Kinder. Und gerade in Kindergärten können sich die Parvoviren B 19 schnell verbreiten – lange bevor die Betroffenen den typischen Hautausschlag entwickeln. Zur Ansteckung kommt es durch erregerhaltige Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder verunreinigte Hände verteilt werden. Auch über Spielzeug oder Türklinken, die von Infizierten angefasst werden, können sich die Viren verbreiten.

„Oft verlaufen Ringelröteln völlig unbemerkt oder wie ein leichter grippaler Infekt“, sagt Till Reckert. In seiner Praxis in Reutlingen behandelt er derzeit bis zu zehn Fälle von Ringelröteln Tag. Vorher waren es höchstens ein Dutzend im Jahr. Er vermutet einen Nachholeffekt: „Viele der kleineren Kinder, die sich in den letzten Jahren noch nicht immunisiert haben, erkranken jetzt an Ringelröteln“, sagt Reckert.


Wie viele Kinder sind derzeit erkrankt?

Wie viele Kinder tatsächlich infiziert sind, ist nicht bekannt: Zum einen, weil nicht alle Betroffenen Symptome entwickeln. Zudem müssen Infektionen mit Ringelröteln in Baden-Württemberg den Behörden nicht gemeldet werden. Das Landesgesundheitsministerium bestätigt zwar den Anstieg von Parvovirus-B-19-Infektionen, kann aber keine Zahlen nennen.

Für wen sind Ringelröteln gefährlich?

Für Kinder verläuft die Erkrankung in den allermeisten Fällen komplikationslos. „Es gibt Ausnahmen, etwa wenn die Kinder an einer Abwehrschwäche oder einer Erkrankung des Blutsystems leiden“, sagt Till Reckert. Aber diese Fälle sind sehr selten. Auch im Olgahospital gibt der Infektiologe Reichert Entwarnung: Trotz der Häufigkeit der Fallzahlen, seien Komplikationen, die diese Infektion mit Parvoviren B19 mit sich bringen kann, wie eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) oder eine so genannte „aplastische Anämie“ (Störung der Knochenmarksfunktion), sehr selten.

Problematisch ist die Erkrankung allerdings für Schwangere, die selbst noch nie eine Ringelrötel-Infektion durchgemacht haben. „Insbesondere im ersten Trimester besteht die Gefahr, dass die Viren auch das ungeborene Kind infizieren können“, sagt Reckert.

Nach Angaben des Berufsverbands der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe kann dies bei einem ungeborenen Kind zu Blutarmut (Anämie), Wasseransammlung in Haut und Gewebe (Hydrops fetalis) sowie zu Fehlgeburten und Totgeburten führen. „Schwangere können sich nur schlecht vor einer Ansteckung schützen“, warnt der Kinderarzt Reckert, „da Infizierte mit Ringelröteln bereits ein bis zwei Wochen vor dem Auftreten von Symptomen ansteckend sind.“

Allerdings gibt es die Möglichkeit, sich testen zu lassen, ob ein Immunschutz gegen Ringelröteln besteht. Ein Bluttest kann die Anzahl an Antikörpern gegen Ringelröteln bestimmen.

Wie zeigt sich eine Infektion mit Ringelröteln?

Teils klagen die Kinder über Kopfschmerzen, sind matt und haben leichtes Fieber. „Manchmal verläuft die Erkrankung auch komplett ohne Krankheitsgefühl“, sagt Till Reckert. Gut erkennbar ist die Krankheit an dem typischen, nicht juckenden Hautausschlag. Dabei bildet sich etwa ein bis zwei Wochen nach einer Ansteckung zunächst eine schmetterlingsförmige, großfleckige Rötung auf beiden Wangen. Die Hautveränderung zeigt sich dann auch auf Schultern, Oberarmen, Oberschenkeln und Gesäß.

Gibt es Medikamente oder einen Schutz vor Ringelröteln?

Gegen die Viren gibt es keine Medikamente. Oft ist der Krankheitsverlauf auch so milde, dass ein paar Tage Ruhe ausreichen, um sich auszukurieren. Auch gibt es – anders als bei Röteln – keinen Impfstoff. Nur wer sich noch nicht mit Ringelröteln angesteckt hat, ist gefährdet zu erkranken. Hat man die Krankheit einmal überstanden, ist man lebenslang geschützt und kann sich nicht erneut infizieren. Tatsächlich sei es schwer, sich vor Ringelröteln zu schützen, sagt der Kinderarzt Reckert, weil die Ansteckungsgefahr dann am größten ist, wenn sich noch gar keine Symptome zeigen.