Ein Parcours-Sportler springt über einen künstlichen Graben. Foto: Lg/Julian Rettig - Lg/Julian Rettig

Schon mal eine 3,50 Meter hohe Wand erklommen? Oder Hindernisse auf der Treppe neben dem Kunstmuseum gemeistert? Nein? Willkommen bei der Sportart Parcours. Das Event auf dem Stuttgarter Schlossplatz wurde allerdings von einem Sturz überschattet.

StuttgartLeonie Huber nimmt Anlauf und springt an die Ringe – die erste von sechs Stationen bei Gymnastics-Warrior auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Lässig hangelt sie sich durch das Hindernis, zeigt Gefühl bei den beiden Balancestationen, gewinnt auch den Kampf mit den Bojen, klettert schnell durch die hängenden Türen und erklimmt dann auch noch die 3,50 Meter hohe Wand, um den roten Buzzer zu drücken.

40 Sekunden hat die 13-Jährige aus Ostfildern für gebraucht – die beste Zeit in ihrer Gruppe. Damit war sie nur zehn Sekunden langsamer als die 29-jährige Stefanie Noppinger, die als Ninja-Warrior-Profi außer Konkurrenz gestartet war, um junge Talente zu inspirieren. Leonie attestiert sie viel Gefühl für die Bewegung. „Und jede Station braucht eine andere Technik“, sagt Noppinger, die früher geturnt hat und sich jetzt auch als Kletterin versucht. Auch der Erfolg von Leonie fällt nicht vom Himmel. „Wir haben in unserem Garten einen Hindernis-Parcours aufgebaut“, sagt sie.

Ninja-Warrior ist noch eine junge Sportart in Deutschland, die jedoch in immer mehr Sportstudios und Vereinen angeboten wird. Sie passt damit optimal zum Slogan der Kunstturn-WM „Neue Zeichen setzen“. Beim Parcours gilt es, so schnell wie möglich von Punkt A zu Punkt B zu laufen, zu springen oder zu gleiten. Ein Parcours-Läufer, auch Traceur genannt, wählt seinen eigenen Weg, ohne sich von Hindernissen aufhalten zu lassen. 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio ist Parcours eine Demonstrationssportart.

Andi Haug hat sein Hobby zum Beruf gemacht, ist als professioneller Parcours-Athlet unterwegs und finanziert sich mit Actionfilmen und Werbespots. Neben Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen agiert der 29-Jährige als Botschafter der WM. Mit dem Schwäbischen Turnerbund hat er die Treppe neben dem Kunstmuseum in eine Hindernisstrecke verwandelt. Beim Speedwettbewerb am Freitag machten sich 18 Männer und eine Frau aus 14 Nationen auf die Strecke. „Auf der Skizze sahen die Hindernisse nicht so hoch aus. In echt braucht man Riesensprünge, und das geht ganz schön in die Oberschenkel“, sagt Haug. Der schnellste Traceur brauchte knapp zwölf Sekunden.

Überschattet wurde das Event von einem Sturz des Niederländers Justen Scheffer. Er erlitt offenbar einen Beinbruch. Die Veranstaltung wurde daraufhin abgebrochen. An diesem Samstag soll sie um 12 Uhr fortgesetzt werden.