Dieses Foto zeigt die Archäologen Jacob Sharvit (li.) und Karnit Bahartan mit den antiken Gefäßen, die auf dem ältesten bekannten Tiefseeschiff der Welt transportiert wurden, das etwa 56 Meilen (90 Kilometer) vor der israelischen Küste liegt. Foto: Emil Aladjem/Israel Antiquities Authority/AP/dpa

Der Roboter eines Erdgasförderers untersucht den Meeresboden und stößt zufällig auf eine ungewöhnliche Ansammlung – Hunderte intakte antike Amphoren. Israels Altertumsbehörde leitet aus der „bahnbrechenden Entdeckung“ neue archäologische Erkenntnisse ab.

Auf dem Meeresgrund vor der Küste Israels sind Hunderte intakte antike Amphoren entdeckt worden. Die rund 3300 bis 3400 Jahre alten Vorratsgefäße befanden sich an Bord eines Schiffs, wie die israelische Altertumsbehörde mitgeteilt hat. Sie spricht von einer „bahnbrechenden Entdeckung“.

Zwei Krüge sind bereits aus dem Meer geholt

Zwei der Krüge seien kürzlich geborgen worden, heißt es weiter. Sie stammen nach Einschätzung der Behörde aus dem späten Bronzezeitalter und gehörten dem Volk der Kanaaniter. Diese lebten vor den Israeliten in dem Gebiet, das dem heutigen Israel und Libanon sowie Teilen von Jordanien und Syrien entspricht.

In den Krügen seien unter anderem Öl, Wein und Obst aufbewahrt worden. Die große Menge der Amphoren an Bord eines einzigen Schiffs ist laut dem Direktor der Abteilung für Meeresarchäologie, Jacob Sharvit, ein Beleg für die bedeutenden Handelsbeziehungen mit den altorientalischen Ländern an der Mittelmeerküste.

Dieses Foto zeigt den Kontrollraum des Schiffes Energean Star, das eine Operation zur Bergung der Ladung des ältesten bekannten Tiefseeschiffes der Welt durchführte. Foto: Emil Aladjem/Israel Antiquities Authority/AP/dpa

Beweis für Navigationsfähigkeiten antiker Seefahrer

Noch nie sei ein Schiff aus dieser Zeit in der Tiefsee gefunden worden, heißt es in einer Erklärung der israelischen Altertumsbehörde weiter. Es sei rund 90 Kilometer entfernt vom Ufer gesunken, womöglich aufgrund eines Sturms oder eines Piratenangriffs.

Aus dem späten Bronzezeitalter seien bislang nur zwei Schiffswracks mit Ladung entdeckt worden. Beide befinden sich den Angaben nach vor der türkischen Küste, allerdings nahe am Ufer.

Die Entdeckung ist laut der Behörde auch ein Beweis dafür, dass die Seefahrer damals das Meer durchquerten, ohne dabei die Küste sehen zu können. „Dieser Fund offenbart uns wie nie zuvor die Navigationsfähigkeiten der antiken Seefahrer“, betont Sharvit. Er schätzt demnach, dass sie zur Navigation die Sonne und anderer Sterne nutzten.

Tauchroboter stieß zufällig auf die Amphoren

Das britisch-griechische Unternehmen Energean habe vor rund einem Jahr eine Standarduntersuchung des Meeresbodens per Tauchroboter durchgeführt. In einer  Tiefe von 1,8 Kilometern sei es auf eine Ansammlung von Krügen gestoßen, berichtet die Altertumsbehörde. Energean fördert Gas unter anderem aus dem Karisch-Feld vor der Küste Israels.

Dieses Foto zeigt einen kanaanitischen Krug, der von einem Roboter aus einer Tiefe von 1,11 Meilen (1,8 Kilometern) geborgen wird.  Foto: Energean/Israel Antiquities Authority/AP/dpa

Mitarbeiter des Unternehmens und der Altertumsbehörde hätten den Fundort schließlich mithilfe eines für Tiefseearbeiten ausgestatteten Spezialschiffs untersucht und festgestellt, dass es sich um die Fracht eines rund 12 bis 14 Meter langen, gesunkenen Boots gehandelt haben muss. Viele der Artefakte und womöglich auch Holzbalken des Schiffswracks seien vom schlammigen Boden bedeckt.

Titel

Ob die restliche Fracht geborgen werden kann, ist fraglich

Die zwei Krüge wurden laut der israelischen Zeitung „Haaretz“ vor rund zwei Wochen nach monatelanger Planung sowie der Entwicklung von Spezialausrüstung geborgen. Die Amphoren sollen nach Angaben der Altertumsbehörde noch in diesem Sommer ausgestellt werden.

Ob auch der Rest der Ladung sowie mögliche Überreste des Schiffs geborgen werden sollen, teilte die Behörde nicht mit. „Haaretz“ zufolge sind die Balken des Schiffs, die sich über dem Boden befanden, verschwunden.